Trotz Einwanderung

Bevölkerung wird älter und schrumpft

Deutschland Bevölkerung schrumpft auf lange Sicht. Außerdem wird die Gesellschaft immer älter – trotz gegenteiliger Trends. Statistiker erwarten zunehmende Landflucht.

Deutschlands Bevölkerung wird in den kommenden Jahrzehnten trotz hoher Nettoeinwanderung und gestiegener Geburtenzahlen im Durchschnitt immer älter. Das geht aus der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung hervor, die das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat. Danach wird der derzeit stattfindende Bevölkerungsanstieg noch bis mindestens 2024 anhalten und spätestens ab 2040 wieder zurückgehen. Im Jahr 2060 werde die Bevölkerungszahl voraussichtlich zwischen 74 und 83 Millionen Menschen liegen. Ende 2018 lebten in der Bundesrepublik rund 83,02 Millionen Menschen, 227.000 (0,3 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor.

Bei einer moderaten Entwicklung von Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Nettoeinwanderung werde die Bevölkerungszahl bis 2060 in den westdeutschen Flächenländern um vier Prozent und in den ostdeutschen Flächenländern um 18 Prozent abnehmen, hieß es weiter. In den Stadtstaaten werde sie dagegen um zehn Prozent wachsen. Dabei wurden wirtschaftliche Konjunkturprognosen außer Acht gelassen.

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Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts lag die jährliche Geburtenziffer in Deutschland 2017 bei 1,57 je Frau und die Lebenserwartung bei Jungen 78,4 Jahre und bei Mädchen 83,2 Jahre. Im Jahr 2011 hatte die Geburtenziffer noch 1,39 Kinder je Frau betragen. Die Nettoeinwanderung lag 2018 bei 386.000 Personen.

Für die kommenden 20 Jahre zeichne sich vor allem ein Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter und ein Anstieg der Seniorenzahl ab. Dieser Trend lasse sich „trotz einer relativ weit gefassten Spannweite der Annahmen zur künftigen Entwicklung“ nicht aufhalten, hieß es.

Minus von 9 Millionen ohne Einwanderung

So waren 2018 in Deutschland 51,8 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 66 Jahren. Bis 2035 werde die erwerbsfähige Bevölkerung um rund vier bis sechs Millionen auf 45,8 bis 47,4 Millionen schrumpfen. Anschließend werde sie sich zunächst stabilisieren und danach bis zum Jahr 2060 je nach der Höhe der Nettoeinwanderung auf 40 bis 46 Millionen sinken. Ohne Nettoeinwanderung würde sich die Bevölkerung im Erwerbsalter laut Bericht bereits bis 2035 um rund neun Millionen Menschen verringern.

Dabei wird in den ostdeutschen Flächenländern bis 2060 mit einem stärkeren Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung gerechnet (minus 30 Prozent) als im Westen (minus 16 Prozent) und in den Stadtstaaten (minus vier Prozent). Die Zahl der Menschen im Alter ab 67 Jahren stieg bereits zwischen 1990 und 2018 um 54 Prozent auf 15,9 Millionen. Sie wird bis 2039 um weitere fünf bis sechs Millionen auf mindestens 21 Millionen wachsen und anschließend bis 2060 relativ stabil bleiben.

Keine Prognose

Die Zahl der Menschen im Alter ab 80 Jahren wird von 5,4 Millionen im Jahr 2018 bereits bis 2022 auf 6,2 Millionen steigen und dann bis Anfang der 2030er Jahre auf diesem Niveau bleiben. Danach sei bis 2050 ein stetiger Anstieg auf 8,9 bis 10,5 Millionen zu erwarten, je nach Entwicklung der Lebenserwartung.

Bei der Vorstellung der Bevölkerungsvorausberechnung betonte Sabine Bechtold als zuständige Abteilungsleiterin, es handele sich um keine Prognosen. Vielmehr liefere der Bericht „Wenn-Dann-Aussagen“ und zeige, wie sich die Bevölkerung und deren Struktur unter bestimmten Annahmen verändern würden. (epd/mig)