Jobpaten

Flüchtlinge suchen oft erfolglos nach Arbeits- und Ausbildungsplätzen

Die Hürden für Flüchtlinge sind hoch, wenn sie eine Lehrstelle suchen, nicht nur wegen der Sprache. Die Caritas kennt die Probleme und vermittelt Jobpatenschaften. Die Ehrenamtler haben ein klares Ziel vor Augen. Von Dirk Baas

Der Name ist Programm: Im Mai 2016 wurde die „Aktion Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz“ von der Caritas der Erzdiözese Köln ins Leben gerufen. Sie soll bis Mai 2019 laufen. Gesucht werden ehrenamtliche Jobpaten, die junge Flüchtlinge auf ihrem meist holprigen Weg in Ausbildung oder Beruf begleiten. 325 Freiwillige sind es schon. Heribert Siek aus Hürth ist einer von ihnen.

Jobpate Siek unterstützt Girgis A. aus Syrien. Der 28-jährige hatte in seiner Heimat in der Petrochemie gearbeitet. „Wir haben uns ein paarmal getroffen, und ich habe versucht, seine beruflichen Perspektiven und Wünsche zu verstehen. Und ich habe ihn auch mit der deutschen Bildungs- und Berufswirklichkeit konfrontiert“, berichtet Siek. Sein Ziel: die Anerkennung der beruflichen Qualifikation, die Girgis in Syrien erworben hatte, denn das ist die Voraussetzung, um eine Anstellung als Facharbeiter zu finden.

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Die Begleitung ist durchaus zeitaufwendig: Siek war bei Gesprächen mit der Handwerks- und der Industrie- und Handelskammer, dem Jobcenter sowie mit den Mitarbeitern in den Sprach- und Integrationskursen dabei. „2017 hat Girgis ein Programm begonnen, das nach einem Jahr wahrscheinlich zu einer festen Arbeitsstelle mit tariflicher Bezahlung in der chemischen Industrie führen wird“, hofft Siek.

Um die Ecke denken

Die Vorteile einer Jobpatenschaft liegen für Bonnerin Konstanze Nolte in den guten Kontakten, etwa zu den Behörden: „Wir können nachfragen, gezielt helfen und manchmal auch um die Ecke denken.“ Sie betreut gleich sechs Flüchtlinge auf ihrem Weg in einen Job. Darunter auch Tarek, der einen Ausbildungsplatz in der Event-Gastronomie hat. Leyla absolviert derzeit ein Praktikum. Ihr Ziel: wieder in ihrem erlernten Berufsfeld Zahnmedizin Fuß zu fassen.

Weil es längst nicht genügend Lehrstellen für Flüchtlinge gibt, ruft Caritasdirektor Frank Johannes Hensel Behörden und Arbeitgeber auf, mehr jungen Asylbewerbern die Chance auf eine Lehre zu geben. „Ausbildung führt in Arbeit, und Arbeit ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration“, betont Hensel, der Leiter der Aktion Neue Nachbarn.

Größtes Hindernis: Sprache

Er weiß, wo die Probleme liegen. Die Berufsausbildung Geflüchteter scheitere oft an fehlenden Sprachkenntnissen, den nötigen Schulabschlüssen oder schlicht am Wissen über das deutsche duale System der Ausbildung. Aber es gibt Bewegung auf dem Lehrstellenmarkt: Die Zahl der Bewerber mit Fluchthintergrund stieg von 10.300 (2016) auf rund 26.400 im Jahr 2017. Hiervon mündeten laut Berufsbildungsbericht 9.500 (35,9 Prozent) zum 30. September 2017 in eine Ausbildung ein.

Dennoch wirbt Hensel für eine konsequentere Integrationsbegleitung. Er betont: „Geflüchtete brauchen verlässliche persönliche Ansprechpartner, damit sie Behördengänge und Bewerbungsverfahren bewältigen.“

Unterstützung und stabilisieren

Die Jobpaten sollen paratstehen, wenn die Jugendlichen am Ausbildungsplatz, in der Berufsschule oder bei den Ämtern Unterstützung brauchen. Dieses Engagement helfe, die Ausbildungsgänge zu stabilisieren. Die Flüchtlinge wollten etwas aufbauen, dazu bräuchten sie Zeit und kompetente Unterstützung, sagte Hensel.

Wie erfolgreich die Jobintegration – im Einzelfall – sein kann, zeigt auch ein Beispiel des Christlichen Jugendorfwerkes (CJD) aus dem oberpfälzischen Auerbach. Mit Hilfe des Werks machte der 18-jährige Mohammad Rashide aus Afghanistan nicht nur innerhalb von zwei Jahren den Hauptschulabschluss nach, sondern beginnt jetzt eine Ausbildung als Pflegehelfer. Danach wolle er auf die Fachoberschule und eventuell auch studieren.

Hoffnung auf gutes Ende

Doch ob es überhaupt dazu kommen kann, ist offen. Denn Rashide hat aufgrund seiner schulischen Ausbildung als Pflegehelfer im Gegensatz zu einer betrieblichen Ausbildung keinen Abschiebeschutz. Der junge Afghane wartet auf seinen Aufenthaltsbescheid.

„Es ist schwer verständlich, warum in Deutschland solche Verfahren derart lange dauern“, sagt Johannes Rogner, Heimleiter im Haus Esperanto im oberpfälzischen Auerbach. Er verweist darauf, dass Rashide seit drei Jahren in Deutschland ist, seinen Schulabschluss gemacht hat und eine Berufsausbildung in einem Arbeitsbereich absolviert, in dem dringend Leute gesucht werden. Mohammad Rashide gibt sich optimistisch: „Ich hoffe, dass es positiv ausgeht.“ (epd/mig)