Malteser-Migrationsbericht

Arbeit ist zentral für Integration

Der Malteser Hilfsdienst fordert eine Versachlichgung der Integrationsdebatte. Kosten und Nutzen der Einwanderung dürften weder schöngeredet noch daramatisiert werden. Der Zugang von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt müsse erleichtert werden. Der Verband legte am Mittwoch einen Bericht vor.

Der in der Flüchtlingshilfe aktive Malteser Hilfsdienst will die Integrations-Debatte in Deutschland versachlichen. Unter dem Titel „Fakten statt Stimmungslage“ legte das Hilfswerk am Mittwoch in Berlin einen eigenen Migrationsbericht vor. Die Politik müsse Menschen, die in Deutschland bleiben können, den Weg in den Arbeitsmarkt erleichtern, fordert der Verband. Die Teilnahme am Berufsleben sei zentral für die Integration.

Eine Voraussetzung seien schnellere Asylverfahren. Es könne noch immer fünf Jahre dauern, bis ein anerkannter Flüchtling anfange zu arbeiten, kritisierte der Verfasser des Berichts, der Freiburger Ökonom und Direktor des Walter Eucken Instituts, Lars P. Feld, der auch dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung angehört. Unternehmen, die Arbeitskräfte suchen, drängten auf Beschleunigung. Erste Schritte könnten sein, von Einwanderern, die berufliche Kenntnisse mitbringen, in der deutschen Berufsausbildung nur Teilqualifikationen zu verlangen. Feld mahnte auch eine engere Zusammenarbeit der Behörden mit den Aus- und Weiterbildungseinrichtungen an.

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Der frühere Vorsitzende des Malteser Hilfsdienstes und Beauftragte für den Migrationsbericht, Karl Prinz zu Löwenstein, nannte ein Beispiel aus der Arbeit der Malteser. Die Ausbildung zum Rettungssanitäter, für die die Malteser „händeringend“ Bewerber suchten, scheitere bei Flüchtlingen daran, dass sie kein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen können.

Kosten und Nutzen weder schönreden noch dramatisieren

Der Malteser-Bericht warnt davor, Kosten und Nutzen der Einanderung schönzurechnen oder zu dramatisieren. Laut Bundesfinanzministerium seien im vergangenen Jahr 15 Milliarden Euro für Geflüchtete in Deutschland ausgegeben worden, eine Summe, die angesichts der guten Finanzlage gut zu bewältigen gewesen sei, sagte Feld. Wie hoch langfristig die Integrationskosten ausfielen, hänge entscheidend davon ab, wie schnell Zugewanderte eine Arbeit aufnehmen und Beiträge in die Sozialversicherungen einzahlen.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind in diesem Jahr bisher 124.000 Asylsuchende nach Deutschland gekommen. Die durchschnittliche Dauer der Asylverfahren von Menschen, die ihren Antrag in diesem Jahr gestellt haben, liegt den Angaben zufolge bei zwei Monaten. Dass die durchschnittliche Bearbeitungsdauer indes ein Jahr beträgt, begründet das Ministerium mit dem Abbau von Altfällen. (epd/mig)