Studie

Studenten mit Migrationshintergrund seltener erfolgreich

Mehr als jeder vierte Studierende in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. Im Studium sind sie weniger erfolgreich als ihre Kommilitonen ohne Migrationshintergrund. Dei Gründe sind vielfältig. Eine aktuelle Studie hat die Studiensituation verschiedener Einwanderergruppen untersucht.

Mehr als jeder vierte Studierende in Deutschland ist Einwanderer. Unter ihnen befinden sich sowohl Studierende mit Migrationshintergrund, die hierzulande aufgewachsen sind, als auch internationale Studierende, die eigens für ihr Studium nach Deutschland kommen. Im Studium sind beide Gruppen weniger erfolgreich als ihre Kommilitonen ohne Migrationshintergrund: Sie erzielen oft schlechtere Prüfungsergebnisse und brechen das Studium häufiger ab. Zu diesem Ergebnis kommt der SVR-Forschungsbereich, der die Studiensituation verschiedener Zuwanderergruppen untersucht hat.

Ursachen hierfür sind vor allem sprachliche, fachliche und finanzielle Schwierigkeiten, aber punktuell auch soziale Isolation. Bei Studierenden mit Migrationshintergrund hängt dies oft mit sozioökonomischen Startnachteilen zusammen. Bei internationalen Studierenden ist es eher die Sprachbarriere. Zudem fällt es ihnen oft schwer, sich an die unbekannte Studien- und Lernkultur zu gewöhnen.

___STEADY_PAYWALL___

Rund 500.000 der 2,8 Millionen Studierenden in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Sie sind in Deutschland geboren beziehungsweise aufgewachsen und haben keine Sprachprobleme im Alltag. Vielen fällt es allerdings schwer, wissenschaftliche Texte zu verstehen oder selbst zu verfassen. Hinzu kommt, dass sie häufig mit schlechteren Schulnoten und auf Umwegen an die Hochschule kommen. Ihre Eltern können sie oft nicht unterstützen. Denn etwa die Hälfte von ihnen sind sog. Bildungsaufsteiger, das heißt, die ersten in ihrer Familie, die studieren.

Schwierige Kontaktaufnahme

Zusätzlich sind mehr als 250.000 internationale Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Sie sind erst im Erwachsenenalter nach Deutschland gekommen und haben häufig mit sprachlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Rund ein Drittel von ihnen spricht kaum Deutsch. Auch die deutsche Lern- und Studienkultur ist den meisten nicht vertraut.

Knapp der Hälfte fällt es zudem schwer, Kontakt zu ihren Kommilitonen aufzubauen, beispielsweise aufgrund von Sprachbarrieren oder einer wohnräumlichen Trennung. Außerdem ist ein Teil von ihnen mit Geldsorgen belastet. Denn internationalen Studierenden steht im Durchschnitt deutlich weniger Geld zur Verfügung als ihren Kommilitonen mit und ohne Migrationshintergrund.

Hochschulen sollen sich mehr engagieren

Die SVR-Forschungsbereich empfiehlt den Hochschulen, sich stärker als bisher um die Belange internationaler Studierender und solcher mit Migrationshintergrund zu kümmern. Dr. Cornelia Schu, Direktorin des SVR-Forschungsbereichs: „Zuwanderer sind an den deutschen Hochschulen keine Randgruppe, sondern machen ein Viertel der Studierendenschaft aus. Ihre Potenziale können sie allerdings oft noch nicht optimal entfalten. Hochschulen sollten daher die Bedürfnisse dieser Gruppe stärker im Regelangebot berücksichtigen. Sonderprogramme sollten dann ergänzend eingesetzt werden, wenn ein tatsächlicher Bedarf besteht.“

Die Studie empfiehlt zudem, den Beginn des Studiums für alle Studierenden stärker zu strukturieren und hier sowohl einen fachlichen und sprachlichen Nachholbedarf zu berücksichtigen als auch die soziale Vernetzung zu fördern. Im weiteren Verlauf des Studiums sollten Frühwarnsysteme auf schlechte Studienleistungen hinweisen. Die Hochschulen sollten frühzeitig auf Studierende zugehen und sie dann passgenau und kontinuierlich beraten. Von diesen Angeboten könnten alle Studierenden profitieren. (hs)