Mit Rat und Tat

Unterstützung bei der Integration Geflüchteter

Nicht überall gelingt die Aufnahme und Integration von jungen Geflüchteten und nicht überall werden die Schutzsuchenden mit offenen Armen empfangen. Das Bundesprogramm „Willkommen bei Freunden“ unterstützt Städte und Kommunen mit Rat und Tat.

Die Verteilung von Asylsuchenden auf die Bundesländer wird in Deutschland nach dem Königsteiner Schlüssel festgelegt. Maßgeblich für die Aufnahmequoten sind in erster Linie die jeweiligen Bevölkerungszahlen sowie die Steuereinnahmen. Die weitere Verteilung auf die Kommunen und Städte innerhalb der Länder erfolgt ebenfalls nach einem Zuteilungsschlüssel.

Das stellt vor allem kleine und mittlere Kommunen und Städte vor eine integrationspolitische Herausforderung. Anders als in den Großstädten fehlt es häufig an flächendeckenden Integrationsangeboten sowie an geschultem und erfahrenem Personal. Dabei ist in vielen kleinen Gemeinden und Städten das Interesse groß an der Aufnahme und Integration von Geflüchteten.

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Für Altena sind Geflüchtete eine Chance

Die nordrhein-westfälische Kleinstadt Altena beispielsweise sieht darin eine Chance, den Bevölkerungsschwund vergangener Jahre wettzumachen. Seit den 70er Jahren hat sich dort die Einwohnerzahl praktisch halbiert. Deshalb hat sich der Stadtrat entschieden, freiwillig mehr Asylbewerber aufzunehmen, als nach dem Zuteilungsschlüssel des Landes nötig wäre. Die Stadtverwaltung hat sich auf die Neubürger vorbereitet und will Integrationshilfe leisten bei der Wohnungssuche oder bei der Einschulung von Kindern. Allerdings ist Integration keine Einbahnstraße. 2015 machte Altena mit fremdenfeindlichen Vorfällen Negativ-Schlagzeilen.

Erschwerend für viele Kommunen und Städte kommt hinzu, dass die Aufnahme von Geflüchteten nicht immer gesteuert und vorbereitet werden kann. Es liegt in der Natur der Sache, dass Schutzsuchende ihre Ankunft nicht anmelden. Für die unterschiedlichen Fallkonstellationen bietet das Bundesprogramm „Willkommen bei Freunden – Bündnisse für junge Flüchtlinge“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) wertvolle Hilfe. Das vom Bundesfamilienministerium finanzierte Programm unterstützt Landkreise, Städte und Gemeinden dabei, geflüchtete Kinder und Jugendliche und deren Elterngut aufzunehmen und zu integrieren.

Ziel: Aufnahme mit breiter Unterstützung

Gerichtet ist das Programm in erster Linie an Mitarbeitende auf kommunaler Ebene, insbesondere aus der Verwaltung: etwa in Jugend-, Sozial- und Ausländerämtern. Ebenso werden Fachkräfte wie Sozialarbeitende, Lehrer und Erzieher unterstützt. Aber auch Ehrenamtliche, freie Träger, Migrantenorganisationen und junge Geflüchtete können an den Aktivitäten des Programms teilnehmen.

Die Zusammenarbeit beginnt beispielsweise mit einem persönlichen Gespräch. So auch im Fall von Taufkirchen bei Erding. Seit 2015 sind rund 250 Geflüchtete in die 10.000 Einwohner zählende Kleinstadt gekommen, unter ihnen 25 Minderjährige. Für die Neuen hat die Stadt Wohnraum, Betreuung und Sprachkurse organisiert. Unterstützt wird die Arbeit von rund 30 ehrenamtlichen Helfern. Soweit hat sich Taufkirchen gut aufgestellt.

Taufkirchen ist besorgt

Allerdings geht in Taufkirchen die Sorge um, die Bürger könnten die Aufnahme der Geflüchteten in die Gesellschaft zu wenig unterstützen. Deshalb suchte der Bürgermeister Unterstützung; die Kommune sprach „Willkommen bei Freunden“ auf die verschiedenen Angebote an. Seine Vision: Bis März 2018 sollen geflüchtete Menschen Taufkirchen als ihren Lebensmittelpunkt betrachten.

Mit diesem Ziel vor Augen wurden To-dos erarbeitet. Elke Heublein, die den Prozess im Auftrag von „Willkommen bei Freunden“ als Beraterin begleitet, sieht ihre Aufgabe darin, möglichst viele Gruppen, Vereine, die Geflüchteten, aber auch Stadtverwaltung, Bildungsträger und Wohlfahrtsverbände miteinander zu vernetzen. Wie Studien zeigen, ist die Ablehnung gegenüber „Fremden“ dort am größten, wo die wenigsten Begegnungen stattfinden. Deshalb gibt Heublein Anstöße für neue Räume, in denen Menschen sich kennenlernen können. Vereine erfahren beispielsweise, wie sie ihr Angebot erweitern und dadurch Geflüchteten das Mitmachen erleichtern können. Oft sind es scheinbare Nebensächlichkeiten wie das Essen, die wichtig sind.

Den individuellen Bedarf ermitteln

Hierbei gehe es aber nicht darum, auf eigene Traditionen zu verzichten, sagt Elke Heublein. Integration bedeute, „Schnittmengen zu finden, um sich zu begegnen.“ Ängste und Befürchtungen „gehören dazu, wenn Menschen sich treffen“ und man muss ihnen einen Raum geben. Ein offener Bürgerdialog sei hierfür ein geeignetes Instrument.

In Taufkirchen wird eine solche Dialogveranstaltung vorbereitet und moderiert vom Servicebüro München des Programms „Willkommen bei Freunden“. Geplant sind zudem Schulungen für Mitarbeitende der Verwaltung zum Umgang mit kultureller Vielfalt. Amtsverständnis und Spielräume von Verwaltung in anderen Kulturen stehen dann im Fokus der Veranstaltung.

Wichtig sei in jedem Fall, den individuellen Bedarf zu ermitteln. Jede Kommune und jede Stadt bringe andere Voraussetzungen mit. Bei Analyseworkshops würden diese ermittelt zur Entwicklung von maßgeschneiderten Lösungen. Für Bürgermeister Hofstetter muss jede Stadt genau schauen, was für sie passt. Mit diesem Tipp und professioneller Unterstützung, da sind sich die Experten sicher, kann man aus den oftmals beklagten Folgen des Königsteiner Schlüssels eine echte Chance machen.