Die wenigsten Redaktionen sind laut der Akademie des Grimme-Instituts auf den Umgang mit Hasskommentaren im Internet vorbereitet. „Wir haben festgestellt, dass selten vorher überlegt wird, wie man im Krisenfall reagiert“, sagte die Leiterin der Akademie, Aycha Riffi, am Donnerstag bei den Frankfurter Hörfunkgesprächen. Redaktionen müssten vorher durchspielen, was bei Hasskommentaren unternommen werde, forderte sie.
Die Medienwissenschaftlerin stellte auf dem Branchentreffen Ergebnisse des Projekts „Bricks“ der Grimme-Akademie vor, bei dem Journalisten zu ihrem Umgang mit Hasskommentaren befragt wurden. Riffi kritisierte Redaktionen, die Verfasser von Hasskommentatoren an den Pranger stellen. Besser sei es, die Kommentare zu löschen. „Allerdings kann es Leser verwirren, wenn sie nicht verstehen, warum etwas gelöscht wurde“, sagte Riffi. Habe eine Redaktion Regeln für das Löschen, solle sie diese auch offenlegen.
Hasskommentare in sozialen Netzwerken
Zum Umgang mit Hasskommentaren auf Facebook erklärte Riffi, für einen politisch denkenden Menschen sei es schwer zu verstehen, wie das soziale Netzwerk mit Hasskommentaren umgehe. Zugleich forderte sie Redaktionen auf, Einträge auf der eigenen Seite selbst zu löschen: „Ein Social-Media-Kanal ist wie das eigene Zuhause. Man muss sich überlegen, wer rein darf“. Kritiker werfen Facebook vor, Hasskommentare nur selten zu löschen. Das Bundesjustizministerium prüft deshalb, ob soziale Netzwerke zu einer strengeren Löschpolitik gezwungen werden können.
Die Frankfurter Hörfunkgespräche werden vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt und dem Grimme-Institut in Marl organisiert. Kooperationspartner sind die Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz, die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg und die ARD/ZDF-Medienakademie. (epd/mig)