Statistik

Bildung entscheidend für Integration

Migranten sind jünger, häufiger in Ausbildung und weniger im Rentenalter. Sie sind aber auch geringer gebildet, seltener erwerbstätig, verdienen weniger und eher von Armut bedroht. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Migrantengruppen. Deutlich ist der Einfluss der Bildung. Dieses Bild zeichnet der Datenreport 2016.

In Deutschland hat inzwischen jeder Fünfte ausländische Wurzeln. Bei Kindern unter sechs Jahren habe sogar schon jedes dritte einen Migrationshintergrund, sagte der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des neuen Datenreports 2016 für die Bundesrepublik. Die alle zwei Jahre erscheinende Datensammlung versteht sich als „Sozialbericht“ und ist ein Gemeinschaftswerk des Statistischen Bundesamtes, des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sowie der Bundeszentrale.

In der diesjährigen 480 Seiten umfassenden Ausgabe liegt der Schwerpunkt auf dem Thema Migration und Integration. Danach hatten im Jahr 2014 rund 16,4 Millionen Einwohner bei einer Gesamtbevölkerung von 80,9 Millionen zumindest einen Elternteil mit ausländischen Wurzeln, also knapp 20 Prozent. Größte Gruppe unter ihnen mit 5,9 Millionen (36 Prozent) waren weiterhin Menschen mit Wurzeln in den sogenannten Gastarbeiter-Anwerbeländern der 50er und 60er Jahre: Italien, Spanien, Griechenland und das frühere Jugoslawien. Danach folgt mit 4,2 Millionen (26 Prozent) die Gruppe der Spätaussiedler, die vor allem zwischen 1990 und 2000 zuwanderten.

___STEADY_PAYWALL___

Migranten sind dabei mit rund 35 Lebensjahren im Durchschnitt elf Jahre jünger als Menschen ohne Migrationshintergrund (46,8). Zudem gebe es mehr Ledige unter den Einwanderern, mehr Menschen in Ausbildung und weniger im Rentenalter, sagte WZB-Präsidentin Jutta Allmendiger. Für den Bericht stützen sich die Statistiker und Sozialforscher auf Zahlen aus dem Jahr 2014 sowie auf Langzeitstudien insbesondere des Sozio-ökonomischen Panels.

Dem Datenreport zufolge gilt auch für Migranten: je besser qualifiziert, umso seltener erwerbslos. 65 Prozent der 15- bis 64-Jährigen mit Migrationshintergrund waren 2014 erwerbstätig, elf Prozentpunkte weniger als in der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (76 Prozent). Der Anteil der Erwerbslosen war bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund (sieben Prozent) deutlich höher als bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (vier Prozent).

Deutlich verschlechtert hat sich seit 2011 das Verhältnis von Beschäftigten zu Arbeitslosen unter den wichtigsten Flüchtlingsgruppen wie etwa Iraker und Syrier, sagte Mareike Bünning vom WZB. Dies stehe im deutlichen Gegensatz zum positiven Trend insgesamt aufgrund der günstigen Konjunktur.

Benachteiligungen aufgrund ihrer Herkunft haben den Angaben nach acht Prozent der Personen mit Migrationshintergrund erfahren. Bei Menschen mit türkischem Hintergrund liegt der Anteil bei 18 Prozent. Vier von fünf Migranten (80 Prozent) gaben an, für immer in Deutschland bleiben zu wollen. Bei Menschen mit türkischem Hintergrund lag die „Bleibeabsicht“ lediglich bei 66 Prozent.

Vergleichsweise hoch ist die Armutsquote unter älteren Migranten mit mindestens 50 Jahren. Von diesen aus Gastarbeiter-Anwerbeländern stammenden Menschen hatten fast zwei Drittel keinen berufsqualifizierenden Abschluss, nur die Hälfte gehe noch einer Beschäftigung nach, hieß es. Über ein Viertel bezieht bereits eine Rente, meist aufgrund von Erwerbsunfähigkeit.

Etwas besser stellt sich die Lebenssituation der älteren (Spät-) Aussiedler dar: Drei Viertel der 50- bis 64-Jährigen gehen noch einer Erwerbstätigkeit nach. Dennoch ist auch bei ihnen die Armutsquote mit 18 Prozent vergleichsweise hoch. Trotz verbreiteter Armut sind Migranten etwas zufriedener und schauen optimistischer in die Zukunft als sogenannte Biodeutsche. (epd/mig)