Gelichter

Die Grenzen des guten Geschmacks

Dummheit und Stolz auf einem Holz: Was das über die Holzköpfe der AfD aussagt und warum Gewalt die letzte Zuflucht des Unfähigen ist, hier gibt’s keine Antworten. Von Sven Bensmann

„Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz“ besagt ein altes deutsches Sprichwort. Es ist so alt, dass damals wohl noch niemand auf die Idee gekommen wäre, dass dieses Holz „AfD“ heißen könnte und das damit ausgerechnet eine Anti-Ökopartei so viel Kapital aus diesem nachwachsenden Rohstoff schlagen würde.

Doch es gibt so Vieles mehr, was aus den Wahlen der letzten Woche zu lernen ist. An erster Stelle ist da wohl zu sagen, dass der in den deutschen Medien stark überrepräsentierte US-amerikanische Wahlkampf – manches deutsche Bundesland freute sich wohl über ein Ausmaß an Berichterstattung, die jenes ferne, fremde Land erfährt – in Ostdeutschland relativiert wurde. Denn die Unterschiede zwischen Trump und Petry sind allenfalls marginal und hauptschlich der Frisur geschuldet. Gut, gerüchteweise hat Frauke Petry einen extrem kleinen Penis, während Donald Trump gar … jedenfalls fällt es schwer, noch ob der absonderlichen Wortmeldungen eines Herrn Trump zu zetern, wenn die kremlnahe AfD in Deutschland keineswegs geringere Zustimmungsraten hat, zumal Trump erst einmal zeigen muss, dass er punkten kann, wenn es nicht mehr nur darum geht, registrierte Republikaner zu überzeugen, sondern die gesamte Bevölkerung.

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Diesen Schritt hat die AfD nämlich spätestens seit letzter Woche genommen, ist nun in Stadtstaaten und Flächenländern, in Ost und West vertreten. Dummheit kennt keine Grenzen, vielleicht deshalb spielen Grenzen immer wieder eine so wichtige Rolle in den einfachen Antworten der Dummen. Neben der Idee freilich, den Rundfunk dadurch vor der Einflussnahme und Vereinnahmung durch Parteien zu schützen (ein weiteres Hauptthema der AfD), dass man ihn Verstaatlicht und zum Presseorgan der Regierung macht. Na wenn das mal keine gute und vor allem logische Idee ist.

Dabei sind es vor allem die Grenzen des guten Geschmacks, die dieser Tage immer wieder übertreten werden und die mit Waffengewalt zu verteidigen  manchmal nicht die allerschlechteste Idee wäre – wobei der Großteil der Gewalt derzeit wieder vermehrt von der anderen Seite dieser Geschmacksgrenze ausgeübt wird.

Und nichtmal die brennenden Flüchtlingsasyle, die offene Gewalt durch marodierendes Pack sind dabei das größte Problem. Das viel größere Problem sind die bewaffneten Mobs, die nachts durch die Straßen ziehen und sich selbst „Bürgerwehr“ nennen; selbsternannte „Ordnungskräfte“, die sich in alter Braunhemden-Tradition als Polizei gerieren und derzeit wie Schimmelpilze aus dem Boden schießen; weit rechtsaußen stehende Schlägertrupps, die mal näher mal weiter vom Schritt ins Paramilitärische sind. Schon jetzt bewaffnen sich diese kriminellen „Gesetzeshüter“, für die racial profiling quasi die Grundbedingung ist, soweit möglich – da passt es, dass die AfD es ihnen in Zukunft weiter erleichtern will, an Waffen zu kommen.

Und damit schließt sich wohl der Kreis. Denn wenn wir von Donald Trumps USA etwas gelernt haben, dann, dass nur diese zwei Dinge die Welt sicherer machen können: weiße Bürgerwehren und noch mehr Waffen.