Studie

Flüchtlingsdebatte dominierte die Fernsehnachrichten

Mit fast 90 Stunden Sendezeit hat die Flüchtlingsdebatte im vergangenen Jahr die Fernsehnachrichten dominiert. Es folgten die griechische Schuldenkrise, Ukraine, Terror, der Syrien Krieg sowie der Absturz der Germanwings-Maschine.

Die Flüchtlingsdebatte ist im vergangenen Jahr das wichtigste Thema in den deutschen Fernsehnachrichten gewesen. Mit fast 90 Stunden Gesamtsendezeit dominierte das Thema nach Angaben des Instituts für Empirische Medienforschung (IFEM) in Köln weit vor der griechischen Schuldenkrise mit 44 Stunden. Weitere wichtige Themen waren demnach der Ukrainekonflikt, Terroranschläge, der Syrien-Krieg, der Absturz der Germanwings-Maschine im März und die politische Situation in der Türkei. Das Institut veröffentlichte seine jährliche Auswertung der Nachrichtensendungen öffentlich-rechtlicher und privater Medien in der Fachzeitschrift „Media Perspektiven“.

Mit den steigenden Flüchtlingszahlen hat sich 2015 laut der Studie die geopolitische Perspektive der Fernsehnachrichten verändert. Die mediale Aufmerksamkeit sei wieder stärker auf Deutschland und Europa gerückt, nachdem im Vorjahr Kriege, Krisen und Katastrophen zur Ausweitung der Auslandsberichterstattung geführt hätten. Die Hauptthemen des Jahres 2014 wie der Ukraine-Konflikt, die griechische Schuldenkrise und der Krieg in Syrien hätten zwar weiterhin eine Rolle gespielt, seien aber insbesondere in der zweiten Jahreshälfte von der Flüchtlingsthematik überlagert worden. Vor allem wegen der Anschläge auf das Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt im Januar und die erneuten Anschläge in Paris im November habe sich die Berichterstattung über Terror im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

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Wegen der Zuspitzung der griechischen Schuldenkrise im Juni und Juli sei der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras sehr häufig in den Nachrichten aufgetreten – mit insgesamt 693 Auftritten etwa häufiger als der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD, 477 Auftritte).

Die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen berichten nach Angaben der Medienforscher weiterhin deutlich umfangreicher über Politik als die privaten. Bei der „Tagesschau“ nahm die Politikberichterstattung im vergangenen Jahr demnach 54 Prozent der Sendezeit ein, bei „heute“ 41 Prozent. Die „Sat.1 Nachrichten“ verwendeten 30 Prozent der Sendezeit für Politik, „RTL Aktuell“ 26. Einig waren sich die Redaktionen dagegen, was die Spitzenthemen angeht: In fast allen Monaten hatten alle Sendungen dasselbe Topthema.

Das IFEM wertet seit 2004 jeden Monat die Hauptnachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen und der privaten Sender aus. (epd/mig)