Systematische Abschreckung?

Nur ein Rückkehrer ist ein guter Flüchtling

Wöchentlich verlassen etwa 500 Flüchtlinge Deutschland in Richtung Heimat. Sie fliehen vor unmenschlichen Zuständen. Wie Flüchtlingshelfer munkeln, steckt System dahinter: Abschreckung durch unzumutbare Behandlung. Von Said Rezek

Die Bundesregierung diskutiert aufgeregt darüber, wie die Anzahl der Flüchtlinge reduziert werden kann. Von der europäischen Lösung bis hin zu nationalen Alleingängen ist alles dabei. Einige Regierungsmitglieder, insbesondere aus der CSU dürften mit Freude zur Kenntnis nehmen, dass jede Woche etwa 500 Flüchtlinge aus Deutschland flüchten.

Menschen flüchten aus Deutschland und die Bundesregierung zeigt sich großzügig und unbürokratisch. Sie spendiert den Flüchtlingen ein one-way-ticket in die Heimat, wenn sie keine finanziellen Mittel mehr besitzen. Auf dem Weg in Richtung Europa ist von dieser unkomplizierten Hilfe nichts zu spüren. Legale Einreisemöglichkeiten für die Flüchtlinge? Fehlanzeige. Stattdessen müssen die Menschen auf ihrem Weg in Richtung Europa Lebensgefahren auf sich nehmen, indem sie über den Fuß- und Seeweg mehrere tausend Kilometer zurücklegen.

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Es scheint als wolle man es den Flüchtlingen so schwierig wie nur irgendwie möglich machen, Europa zu erreichen. Dabei nimmt man auch in Kauf, dass viele Menschen auf dem Weg sterben. Tausende sind auf ihrer Flucht bereits in den Tiefen des Mittelmeers ertrunken oder auf andere Weise ums Leben gekommen. Die EU wird nicht müde, den Schleppern die Schuld für den Tod der Flüchtlinge zu geben. Dabei wären die Schlepper arbeitslos, gäbe es legale Einreisewege nach Europa.

Abschreckung durch unzumutbare Behandlung?

Auf der anderen Seite verlassen wöchentlich etwa 500 Flüchtlinge Deutschland in Richtung Heimat, obwohl sie dort Gefahr für Leib und Leben erwartet. Sie berichten von unmenschlichen Zuständen in Deutschland. Sie warten über Monate hinweg auf eine Registrierung und leben bis dahin nicht selten ohne jegliche Privatsphäre. Willkommenskultur Fehlanzeige. Zuletzt klagten Leiter von Flüchtlingsunterkünften, dass das Flüchtlingsamt in Berlin kein Essensgeld mehr auszahle und die Menschen hungern müssten.

In einem vertraulichen Gespräch äußerte mir gegenüber ein Flüchtlingshelfer aus Berlin bereits vor Wochen die Vermutung, dass durch die unzumutbare Behandlung der Flüchtlinge, indirekt versucht werde, sie zu einer Rückreise zu bewegen. Das ist natürlich schwer zu belegen, ergibt aber einen gewissen Sinn. Dass solche Flüchtlinge in ihrer Heimat nicht positiv über Deutschland berichten werden, ist absehbar. Vielleicht ist genau das die Absicht, damit sich nicht noch mehr Menschen auf den Weg in Richtung Europa machen.