Der Willkommens-Botschafter

In einem Blog sammelt Lutz Willkommens-Grüße für Flüchtlinge

Bei der Berichterstattung um und über Flüchtlinge geht es oft um Schlechtes – Nazi-Aufmarsch hier, Demo da. Das fand Lutz ärgerlich und startete einen Blog. Dort sammelt er Willkommensgrüße für Flüchtlinge. Innerhalb weniger Tage sind schon mehr als 250 zusammengekommen.

Die Frau auf dem Foto hält ein großes Schild hoch. „Hallo, schön dass ihr gesund hier angekommen seid. Ihr seid herzlich willkommen“, steht darauf in großen Druckbuchstaben. Ein Mann hat sich im Auto fotografiert, er streckt den Daumen nach oben. „Willkommen in Deutschland“ steht unter seinem Bild. Solche Selfies mit persönlichen Plakaten und Botschaften sammelt Lutz S. in seinem Tumblr-Blog. Auf der Seite 1000malwillkommen.tumblr.com heißen Internetnutzer Flüchtlinge in Deutschland willkommen.

In einem Fernsehbeitrag hatte der 32 Jahre alte Münchner eine Frau gesehen, die sagte, sie sei für Flüchtlinge – damit aber wohl in der schweigenden Minderheit. „Das hat mich geärgert“, berichtet Lutz S. „In der Berichterstattung geht es oft um Schlechtes im Zusammenhang mit Flüchtlingen: ein Aufmarsch von Rechtsextremen findet statt oder Demonstranten beschimpfen Flüchtlinge.“ Er wolle dem etwas Nettes entgegensetzen, sagt er: „Man kann Hass mit Hass bekämpfen. Das will ich nicht. Ich dachte mir: Es muss doch möglich sein, dass sich Leute wieder trauen, Unterstützung für Flüchtlinge zu äußern.“

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Vor gut zwei Wochen startete er einen Tumblr-Blog und rief auf, Willkommensgrüße und ein Foto von sich selbst zu posten. Ein Selfie sei einfach und schnell gemacht und auf Tumblr könne jeder problemlos Inhalte hochladen, erklärt er. Mit einem Bild von sich legte Lutz S., der als Social Media-Manager eines Online-Angebots arbeitet, los. „Ich habe ein paar Freunde informiert, dann lief es von selbst.“

Schnell machten zahlreiche Internetnutzer mit. Rund 250 Beiträge sind inzwischen zusammengekommen. Eine Seniorin hält auf einem Bild ein Willkommens-Schild hoch, auf das sie ein rosa Herz gemalt hat. Eine junge Frau zeigt ein Transparent mit der Aufschrift „Freut mich, dich kennenzulernen“. Auch einige Gruppenbilder sind zu sehen, unter anderem hat die Studierendenvertretung der Universität Bochum ihre Unterstützung gepostet. Die Botschaften sind manchmal flippig, manchmal witzig – und manchmal nachdenklich.

„Wenn hier mal Krieg ist, will ich auch in der Fremde willkommen sein!“, hat eine junge Frau auf ihr Schild geschrieben. Ein anderer Nutzer erinnert an seine Vorfahren: „Vor 70 Jahren sind meine Großeltern als Flüchtlinge aus Böhmen in ihre neue Heimat gekommen. Das hat funktioniert. Warum nicht heute?“

Bevor die Beiträge online gehen, prüfen Lutz S. oder eine Mitstreiterin sie – Probleme habe es bislang noch nicht gegeben, erzählt der Münchner. Auch auf den Twitter- und Facebook-Seiten zur Aktion seien kaum negative Kommentare aufgeschlagen.

Ein spezielles Ziel verfolge er mit seiner Kampagne nicht. Es müssten auch nicht unbedingt 1.000 Willkommensgrüße werden, wie es im Titel des Blogs heißt. „Die Zahl 1.000 steht stellvertretend für sehr viele“, sagt Lutz S. „Wenn noch mehr Menschen mitmachen, dann freue ich mich natürlich.“ (epd/mig)