Köln

Kontroverse um Absage von israelkritischer Ausstellung

In Köln sollte eine Ausstellung über das Vorgehen der israelischen Armee gegen die Palästinenser gezeigt werden. Dagegen protestierte die israelische Botschaft. Daraufhin sagte die Stadt die Schau ab. Nun protestieren die Aussteller. Sie fordern freie Meinungsäußerung.

Um die Absage einer israelkritischen Ausstellung durch den Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) ist eine Kontroverse entbrannt. Der israelische Historiker Moshe Zimmermann sprach von einer „haarsträubenden Kapitulation Kölns“. Die Absage der Schau der israelischen Gruppe „Breaking the Silence“ widerspreche den Grundregeln der Demokratie und freien Meinungsäußerung, sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger.

Auch der „Cap Anamur“-Gründer Rupert Neudeck zeigte sich enttäuscht von Roters‘ Entscheidung. „Breaking the Silence“ sei eine der mutigsten Oppositionsgruppen Israels, sagte Neudeck dem Blatt. „Aber wenn wir sie nach Köln holen, sollte sie sich hier nicht äußern dürfen?“

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„Breaking the Silence“ ist eine Gruppe ehemaliger israelischer Soldaten, die das Vorgehen ihrer Armee gegen die Palästinenser kritisieren. Die Volkshochschule Köln wollte eine Ausstellung der Organisation aus Anlass des 50. Jahrestags der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland zeigen. Dagegen hatte die israelische Botschaft nach Angaben der Stadt Köln schriftlich Protest eingelegt. Auch jüdische Synagogengemeinden und die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit hatten Kritik geäußert und erklärt, die Schau könnte Antisemitismus schüren.

Sieht jetzt nicht gut aus
Vor diesem Hintergrund verteidigte der Kölner SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Börschel die Entscheidung, die Schau abzusagen. Es wäre allerdings besser gewesen, die Bedenken früher zu prüfen, sagte Börschel. Auch der FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite sagte, die Stadt hätte gar nicht erst eine Zusage erteilen dürfen. Eine Absage zum jetzigen Zeitpunkt sehe für Köln nicht gut aus.

Der Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Jürgen Wilhelm, verteidigte die Empfehlung, die Ausstellung abzusagen. Er kritisierte die „absolute Einseitigkeit“ der Darstellungen, die nur das Vorgehen der israelischen Armee, nicht aber das der Palästinenser zeigten. Zugleich meldete er Bedenken gegen die Intervention der Botschaft an. Es sei ein „fragwürdiges Mittel“, diplomatischen Einfluss auf diese Weise geltend zu machen. (epd/mig)