Jane Grote, Ellen Kollender, kolumne, migazin, ohne migrationshintergrund
Ellen Kollender (r.) und Janne Grote (l.) © privat, bearb. MiG

Kolumne ohne Migrationshintergrund

Diskriminierende und rassistische Sprachgewohnheiten – eine Selbstbeobachtung

Die eigene Sprache überdenken, weil sie Rassismen transportiert? Ellen Kollender und Janne Grote sind im beruflichen und alltäglichen Umgang mit dieser Frage häufig auf Abwehr gestoßen. Zum Auftakt ihrer neuen MiGAZIN-Kolumne versuchen sie sich an einer Systematik 'weißer' Abwehrstrategien und schlussfolgern: Es fehlt an einer Haltung, in der sich die kritische Reflexion von Sprache mit der Frage nach damit verbundenen Diskriminierungsverhältnissen verbindet.

Von und Dienstag, 31.03.2015, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 30.01.2023, 8:38 Uhr Lesedauer: 8 Minuten  |  

Sprache ist machtvoll. Sie operiert auf einer Bühne der Unterscheidungen und teilt Menschen in Haupt- und Nebendarsteller 1 ein. Wir, die Autoren dieser Kolumne, befinden uns ebenfalls auf dieser Bühne. Anders jedoch als viele andere, die hier auf MiGAZIN schreiben, sprechen wir nicht aus einem „wir“ mit (offensichtlichem) Migrationshintergrund. Das heißt wir bekommen auf dieser Bühne selten die Herkunftsfrage gestellt bzw. man bedrängt uns nicht mit der Frage, wo wir „eigentlich“ herkommen. Auch wurde uns nie allein aufgrund unseres Nachnamens ein Job oder eine Wohnung verwehrt – von strukturellen Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen mal ganz abgesehen.

In unserer Arbeit, aber auch im Austausch mit Freunden und Bekannten diskutieren wir oft über folgende Fragen: Welche Vorstellungen von „wir“ und „den Anderen“ empfinden wir eigentlich als „normal“ und „gegeben“? Inwiefern spiegeln sich solche vermeintlichen Normalitäten in unserer Alltagssprache wider? Und wie werden über ein solches normales Sprechen möglicherweise gesellschaftliche Ungleichheits- und Diskriminierungsverhältnisse reproduziert?

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Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen löst oftmals Irritationen aus. Etwa dann, wenn wir darauf hinweisen, dass es sich bei den z.B. als „Ghanaer“ – häufiger noch als „Afrikaner“ – bezeichneten und hier lebenden Jugendlichen (auch) um Deutsche handelt. Oder dann, wenn wir zur Diskussion stellen, ob die nationale Etikettierung als „Türke“ wirklich ein sinnvolles bzw. „ganz normales“ Synonym für die Berufsbezeichnung „Gemüsehändler“ ist – wie es in einigen Regionen Deutschlands der Fall ist. Wir sind überzeugt, dass mit diesen und weiteren Zuschreibungen symbolische und faktische Ausschlüsse verbunden sind. Sie reduzieren Menschen auf ihr vermeintlich nicht-deutsches ‚Aussehen‘ und damit verbundene natio-ethno-kulturelle Zuschreibungen. Zudem werden in diesen Bezeichnungen (unbewusst) Überbleibsel eines völkisch-rassistischen Verständnisses von Deutsch-Sein mittransportiert, das vor allem durch Weiß-Sein und den Familienstammbaum bestimmt wird. Kurz: Einseitige sprachliche Kategorisierungen wie der Zwang zur nationalen Vereindeutigung machen einen Unterschied. Sie haben Konsequenzen auf Zugehörigkeitsdiskussionen, -praktiken und -gefühle.

Es fällt uns auf, dass besonders Angehörige einer weißen 2 Mehrheitsgesellschaft häufig mit Abwehr auf Fragen und Diskussionen dieser Art reagieren. Diese werden wahlweise als anmaßend oder kleinlich, als gängelnd oder auch als Gelegenheit empfunden, eigene rassistische und diskriminierende Positionen zu bestätigen. Im Folgenden wollen wir vier solcher Abwehrstrategien einmal nachgehen:

Abwehrstrategie Nr. 1: Die Diskussion wird kleingeredet.

Ob nun „Farbiger“ oder „Schwarzer“, ob „Ausländer“ oder „Deutsche mit Migrationsgeschichte“ – da gäbe es doch wirklich Wichtigeres als sich mit Begrifflichkeiten oder der (Selbst-)Bezeichnung einzelner Gruppierungen zu beschäftigen. Sicher scheint: Den „großen“ Problemen „unserer Gesellschaft“ könne man mit einer solchen Debatte nicht begegnen.

Interessant ist hier: Über die Relevanz einer solchen Diskussion über Bezeichnungen wird vor allem von jenen entschieden, die von den zur Debatte stehenden Zuschreibungen und damit verbundenen Diskriminierungen nicht betroffen sind. Es sind diejenigen, die sich selbstverständlich als „Deutsche“ fühlen und bezeichnen können – wenn sie denn wollen –, und denen dabei nicht mit Irritation begegnet wird. Es sind zugleich diejenigen, denen über Werbung, Fernsehserien, Schulbücher etc. eine selbstverständliche Zugehörigkeit zur Gesellschaft vermittelt wird.

Das Argument wird zudem meist von jenen angebracht, die selbst wenige oder keine Lösungsansätze für die von ihnen angemahnten „großen und eigentlichen“ Probleme benennen können, geschweige denn auf dieser Ebene aktiv sind.

Abwehrstrategie Nr. 2: Die Sprachdiskussion wird emotional aufgeladen.

Dies geschieht meist zunächst auf persönlicher Ebene. Entweder durch Empörung („Willst du mir jetzt etwa unterstellen, dass ich diskriminiere? Das muss ich mir ja wohl nicht anhören. Ich arbeite schon seit 25 Jahren im sozialen Bereich!“); durch lautstarke Unschuldsbekundungen („Früher haben wir immer N*küsse gesagt. Das haben wir doch nicht rassistisch gemeint!“); oder Trotz („Also wenn wir jetzt nicht mal mehr Ausländer sagen dürfen, dann dürfen wir bald gar nichts mehr sagen!“). Letzteres mündet oft im Ruf nach einer Grundsatzdiskussion über die „eigene“ und gesellschaftliche Meinungs- und Sprachfreiheit.

Diese Reaktionen zeigen, dass es in der Debatte um mehr geht als um Begriffe. Es geht auch um Identität und Machtansprüche einer Mehrheit gegenüber Minderheiten. Dabei schwingt die Annahme mit, man habe eine Art „Etabliertenvorrecht“ in Sachen „deutsche Sprachkultur“: In „seine“ Sprache lässt man sich von „Anderen“ nicht hineinreden – schon gar nicht, wenn diese Anderen vermeintlich nicht Teil des Eigenen sind (was sie nach dieser Logik jedoch auch nicht werden können). Es scheint in diesem Zusammenhang auch nichts auszumachen, dass mit dem Beharren auf die eigene Sprachfreiheit Anderen diese Freiheit abgesprochen wird. Eigene weiße Befindlichkeiten werden über die Tatsache gestellt, dass viele Menschen die gewaltvollen Auswirkungen bestimmter Begriffe tagtäglich zu spüren bekommen. Den Befindlichkeiten werden meist auch die Anstrengungen verschiedener Gruppierungen untergeordnet, die sich teils seit Jahrzehnten aufgrund eigener rassistischer und diskriminierender Erfahrungen für alternative (Selbst-)Bezeichnungen einsetzen (z. B. die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland).

Abwehrstrategie Nr. 3: Es wird darauf hingewiesen, dass sich „die Betroffenen“ doch selbst so nennen würden und die Bezeichnungen deswegen ja nicht so „schlimm“ sein könnten.

Tatsächlich kommt es vor, dass beispielsweise einige Schwarze Rapper in ihren Songs das „N*-Wort“ verwenden. Oder sich Gruppen und Einzelpersonen als „Kanaken“ bezeichnen. Es gibt dafür unterschiedliche Gründe, die wir nicht für diejenigen beantworten können und wollen, die von den Zuschreibungen betroffen sind. Viele haben sich zudem bereits zur Thematik geäußert (z. B. hier, hier und hier). Zusammenfassend nur so viel: Auch in solchen Selbstbezeichnungen können sich herrschende und gesellschaftliche Sprachroutinen widerspiegeln. Es kann damit aber auch die Strategie verbunden werden, in die Offensive zu gehen, sich gegen die abwertende Bezeichnung durch Selbstaneignung dieser zu wehren – mit dem langfristigen Ziel, damit verbundene Sprachrassismen zu dekonstruieren. Bei einer solche Strategie ist allerdings entscheidend, wer sie anwendet bzw. wer hier spricht.

Trotzdem bleibt es unwahrscheinlich, dass die Gemüsehändlerin sich selbst als „Türkin“ bezeichnet, wenn sie nach ihrem Beruf gefragt wird.

Abwehrstrategie Nr. 4: Es wird behauptet, dass man bestimmte Bezeichnungen selbstverständlich nicht in den Mund nehmen würde, wären „betroffene Personen“ im Raum.

Eigentlich ist man sich hier also der diskriminierenden, nicht so ganz korrekten Konnotation seiner Sprache bewusst. Im Akt, diese „trotzdem“ und „unter uns“ zu verwenden, werden exklusive weiße Räume geschaffen. Unter den Anwesenden wird dabei ein (Sprach-)Konsens vorausgesetzt, mit diskriminierenden und rassistischen Zuschreibungen d’accord zu gehen, diese zu dulden bzw. zu decken. Ausschlüsse werden hierüber weiter gefestigt, bestehende (Sprach-)Herrschaftsverhältnisse weiter reproduziert. Zudem kann ein solcher Umgang mit der eigenen diskriminierenden und rassistischen Sprachpraxis negativen Einfluss darauf haben, „betroffene Personen“ in weiße Kreise – sei es im Freundeskreis, im Verein oder an der Arbeitsstelle – selbstverständlich miteinzubeziehen. Schließlich wären damit (sprachliche) Anstrengungen verbunden…

Neben diesen vier Abwehrstrategien beobachten wir aber auch ein gegenteiliges Phänomen. Es handelt sich hier um Situationen, in denen kritische Begriffsreflexionen auf Seiten einer meist bildungsprivilegierten Gruppe überraschend schnell Konsens in Form von kollektiver Empörung auslösen. Die Forderung nach einem kritischen Kanon der Migrationsbegriffe scheint hier dem Selbst- und Abgrenzungszweck zu dienen. Sie wird zugleich zum Statusmerkmal einer gebildeten Gruppe, die sich zu Herrschenden in der moralischen Arena über Sagbares und Nicht-Sagbares auftut („Wie du sagst noch ‚Farbiger‘? Das heißt doch ‚People of Color‚!“). Manchmal wird diese Sprachsensibilität zusätzlich mit einer gewissen „Wohltätigkeitsattitüde“ zur Schau getragen. Den betroffenen Personen wird dann unterschwellig das Gefühl vermittelt, dankbar sein zu können, gerade nicht sprachlich diskriminiert zu werden. Dies schafft weitere subtile Formen des Ausschlusses und verweist zugleich auf mögliche Fallstricke in der Sprachdiskussion…

Eine Auseinandersetzung mit Bezeichnungen und Begriffen wirkt dann nachhaltig, wenn wir uns die Diskriminierungsverhältnisse und -strukturen bewusst machen, die sich in unserer Alltagssprache abgelagert haben. Welche historischen Kontinuitäten an gewaltvoller Ausgrenzung werden über Sprache sichtbar und in die Gegenwart getragen? Und wie werden durch Sprache diskriminierende und rassistische Diskurse aufrechterhalten, die auch darauf Einfluss nehmen, wie Staat und Gesellschaft handeln, wenn es um die vermeintlich „Anderen“ geht? Um diese Dynamiken und Wirkmechanismen zu identifizieren, muss sich auch der persönlichen Verstrickung in diese Verhältnisse bewusst gemacht werden. Dazu gehört, den Blick von den vermeintlich Anderen auf das Eigene zu richten – in diesem Fall: die Migrationsgesellschaft ohne Migrationsvordergrund.

Beim Eigenen ansetzen bedeutet dann auch, sich in der Diskussion um sprachliche Rassismen nicht im Kampf um das bessere Argument zu verlieren, sondern die (Diskriminierungs-/Rassismus-)Erfahrungen und -Gefühle Anderer anzuerkennen und als solche in der Debatte stehen und wirken zu lassen…

Auch stellt die Reflexion über einzelne Sprach- und Denkbausteine keinen singulären Akt dar, der einmal vollzogen und dann ad acta gelegt werden kann. Er muss von der Offenheit begleitet werden, sich sprachlich immer wieder neu irritieren zu lassen. Reibungen, die dabei entstehen, helfen, gängige Normalitätsvorstellungen in Frage zu stellen.

Sicher ist die Sprachdiskussion und -reflexion nur einer von vielen Schritten hin zu einem anti-diskriminierenden und anti-rassistischen Zusammenleben. In den kommenden Kolumnen wollen wir auf MiGAZIN weitere Aspekte und Gedanken hierzu teilen – wohlwissend, dass auch diese Gedanken sich in einem Zwischenraum befinden, die sich mit wandelnden gesellschaftlichen Realitäten überholen oder bereits überholt sind. In dem Fall hilft vor allem eins: wenn wir darauf hingewiesen werden.

Zum Thema:

  1. Diese Kolumne kann auch in gendersensibler Sprache auf elalemelalem.de gelesen werden. MiGAZIN verzichtet zu Gunsten der Leserfreundlichkeit auf diese Schreibweise.
  2. Weiß und schwarz bezeichnen hier nicht die Hautfarben von Menschen, sondern stehen für politische und gesellschaftliche Konstruktionen. Diese sind historisch gewachsen bzw. von einer Geschichte des Rassismus geprägt und beeinflussen die Position, die Menschen in der Gesellschaft einnehmen. Weiß verweist in dem Sinne auf dominante gesellschaftliche Positionen und damit verbundene Privilegierungen, die meist unausgesprochen bleiben. (vgl. glokal e.V. und brauner mob)
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  1. Tom sagt:

    Dieser Artikel hat mich zum Nachdenken gebracht und mich dazu veranlasst, meine eigenen Sprachmuster und -gewohnheiten noch einmal zu reflektieren. Erst neulich habe ich jemanden gefragt, woher er denn ursprünglich kommt… im Nachhinein ziemlich peinlich meinerseits.
    Diogenes meinte einmal, er sei ein Bürger der Welt. In dieser Beziehung sollten wir vielleicht alle ein bisschen mehr wie Diogenes sein.

  2. Songül sagt:

    Da haben sich zwei aber wirklich Gedanken gemacht …
    Spätestens erkennbar ab der Darstellung des gegenteiligen Phänomens der vier Abwehrstrategien, m. E. der spannendste und unbekannteste Aspekt der sprachlichen Diskriminierung.

    Vielen Dank, macht Lust auf mehr. Werde die Kolumne im Auge behalten und sicherlich auch mal einen Blick auf „elalem“ werfen.

    Viele Grüße und schöne Feiertage!

  3. Petra A. sagt:

    Ja, auch ich habe nachgedacht – darüber, wie gut wir Deutsche (oh, man muß sich ja mittlerweile dafür schämen, deutsch zu sein) im Nestbeschmutzen und Herbeireden von Problemen sind!
    Und ja, auch ich verwende „Abwehrstrategie Nr. 2“. ich habe als Kind Mohrenköpfe geliebt, auch auf einen damals erhältlichen Schoko-Brotaufstrich mit der Handelsbezeichnung „Negerlein“ waren meine Schwester und ich ganz versessen, und ich habe für den „dunkelhäutigen Nachbarjungen mit offensichtlichen Migrationshintergrund“ (ich weiß heutzutage gar nicht mehr, wie ich da sagen soll ohne mich des Rassismus verdächtig zu machen und / oder als politisch unkorrekt zu gelten) geschwärmt (er sah ein bißchen aus wie Sidney Poitier). Eine meiner Lieblingspuppen war tatsächlich ein kleines „dunkles“ Kunststoffpüppchen mit reizendem „N[…]“(SORRY)-Gesichtchen (welches ich neben meinem allerersten Teddy heute noch BESITZE – oh, ich bin wohl auch ein Sklaverei-Befürworter).
    Bei all diesen Dingen war nie auch nur irgendein negativer Gedanke dabei, im Gegenteil, ich habe diese Dinge geliebt! Der Begriff „Rassismus“ trat erst sehr viel später in mein Leben, aber auch das ist jetzt schon lange Jahre her. Ich verstehe bis heute nicht, warum solche Wörter oder Bezeichnungen, mit denen ich nur positive freundliche Erinnerungen und Gedanken verbinde, auf einmal „schlecht“ sein sollen!
    Wer sind eigentlich all die Menschen, die mich wegen solcher Wörter unter den Generalverdacht des Rassismus / der Fremdenfeindlichkeit stellen? Ich beurteile Menschen nach ihrem Charakter, ihrem Wesen, ihrem Auftreten mir gegenüber, nicht nach Größe, Alter, Hautfarbe, Herkunft etc. Ich werde abgeurteilt, weil ich gelegentlich (passiert mir vor allem bei den heute noch heiß geliebten „Mohrenköpfen“) Wörter verwende, die einen absolut nicht rassistischen Hintergrund haben (z. B. Neger von negro (spanisch) / nègre (franz.) / niger (lat.)) und nur durch die mißbräuchliche Verwendung in Verruf geraten sind. Durch diese undifferenzierte Betrachtung und Beurteilung und die damit verbundene Verurteilung meiner Person fühle ich mich mittlerweile auch diskriminiert!
    Wann hat dieser Schwachsinn endlich ein Ende???

  4. H. L. sagt:

    Ich habe selten soviel Unfug gelesen, wie in obigen Beitrag. Es zeugt von Unwissenheit und Wichtigtuerei. Das Wort „N[…]“ verwendete z. Bsp. Martin Luther King in seiner legendären „I have a dream“ Rede etliche Male. Und zwar völlig ohne Sarkasmus. Der ist wohl jetzt auch Rassist? Es gibt zahlreiche US Amerikanische […] Communities. So […] kann doch wirklich nur der deutsche Michel sein sich selbst noch weiter mit Halbwissen zu erniedrigen. Ich könnte k….n!

  5. Marie sagt:

    Hallo Petra,

    ich empfehle dir zur weiteren Lektüre wirklich sehr diese Website (die auch schon im obigen Artikel verlinkt wurde.

    http://www.derbraunemob.info/faq/

    Da findest du vielleicht noch ein paar mehr Anregungen zum nachdenken bzw. zum weiterdenken.

    Es scheint mir, als fühltest du dich bedroht, wenn du aufgefordert wirst, Wörter infrage zu stellen, die du früher gern und viel benutzt hast. Warum?
    Und vor allem und ganz wichtig, es geht bei diesen Wörtern nicht darum, welche „freundliche[n] Erinnerungen und Gedanken“ und Gedanken verbindest. Es geht einfach gesagt, NICHT UM DICH.
    Es geht um diejenigen, die durch diese Worte benannt und beschrieben werden und um die koloniale und rassistische Geschichte in deren Kontext diese Worte stehen. Sie können gar nicht neutral sein, da kann tausend mal die Ableitung vom lat. niger und so weiter herangezogen werden…
    Aber ich schreibe mir hier nur die Finger fusselig. Lies weiter, denke weiter, versuche zu anzunehmen und ja, Gewohnheiten können verändert werden auch Denk- und Sprechgewohnheiten. Es tut noch nicht mal besonders weh!

    Deine letzte Frage mit den drei ? empfinde ich übrigens als so ignorant und verletzend, dass sie m.E. gegen die Netiquette verstößt!

    Viele Grüße
    Marie

  6. R. Lotys sagt:

    Hinweis d. Red.: Bitte Fußnote Nr. 1 beachten!

    Ihr philosophiert über die Diskriminierung durch Sprache, verwendet aber gleichzeitig völlig ungeniert das generische Maskulinum.
    Mir scheint ihr karrikatiert damit Eure eigenen Behauptungen und Anspruch.

  7. Jenny sagt:

    Schade, dass hier die Lesefreundlichkeit wichtiger als die Berücksichtigung verschiedener Geschlecher ist. Und dabei geht es doch gerade um den Sprachgebrauch und ein „anti-diskriminierende[s] und anti-rassistische[s] Zusammenleben“.

  8. Tai Fei sagt:

    Harald Lubba sagt: 31. März 2015 um 17:40
    Ich habe selten soviel Unfug gelesen, wie in obigen Beitrag. …Ich könnte k….n!“
    …aber auf jeden Fall nicht lesen. Im Artikel steht ja auch:
    „Selbstbezeichnungen können sich herrschende und gesellschaftliche Sprachroutinen widerspiegeln. Es kann damit aber auch die Strategie verbunden werden, in die Offensive zu gehen, sich gegen die abwertende Bezeichnung durch Selbstaneignung dieser zu wehren – mit dem langfristigen Ziel, damit verbundene Sprachrassismen zu dekonstruieren. Bei einer solche Strategie ist allerdings entscheidend, wer sie anwendet bzw. wer hier spricht.“
    Ihr Einwand wurde also schon entkräftet.

  9. aloo masala sagt:

    Willkommen in der Euphemismus-Tretmühle.

    Nicht Wörter sondern Begriffe im Geiste eines Menschen sind in erster Linie vorrangig. Ändert man Wörter, weil das erste Wort negativ vorbelastet ist, so dauert es in der Regel nicht lange, bis auch das neue Wort die negative Konnotation seines Vorgängerausdrucks annimmt. Denn neue beschönigende Wörter ändern keine Begriffe im Geiste des Menschen. Somit befinden wir uns in der sogenannten Euphemismus-Tretmühle, bei der wir Wörter regelmäßig erneuen müssen, weil sich die herrschenden Verhältnisse nicht ändern und somit das aktuelle Wort nach einiger Zeit abgetragen und hässlich erscheint.

    Schlimmer noch, wenn pauschal von rassistischen Strukturen gesprochen wird, falls man sich den von intellektuellen Vorurteilsexperten angestrebten Begriffsetablierungen nicht gehorsam fügt. Paradoxerweise bedienen sich die akademischen Vorurteilsexperten häufig eines derart überdehnten Rassismusbegriffs, dass man ihre eigenen Denkstrukturen ebenfalls als rassistisch bezeichnen muss: Menschen werden aufgrund eines äußeren Merkmals (Sprachmuster) in einer höherwertige und in eine minderwertige Gruppe eingeteilt. Differenzierung und Wertung dienen dem Zweck einer Begriffsetablierung. Damit sind die wesentlichen Komponenten einer rassistischen Gesinnung bei akademischen Vorurteilsexperten enthalten. Natürlich lehnen die Vorurteilsexperten meinen Vorwurf ab. Deren Argumente kann man allerdings getrost als blanke Abwehrstrategie abtun.

    Man könnte die Debatte erblich versachlichen und es würde der Sache wesentlich mehr dienen, wenn man beispielsweise von Dysphemismen spricht statt plakativ mit dem pauschalen Vorwurf rassistischer Gewohnheiten aufzuwarten.

  10. Gerrit sagt:

    Vielen Dank für den sehr informativen und nachdenklichen Artikel.
    Nur eine kurze Anmerkung: ich verstehe nicht, warum man andere Menschen nicht danach fragen sollte, woher sie kommen (ohne das „ursprünglich“).
    Es ist nicht immer hilfreich, wenn wir weitere kommunikative Tabus errichten. Natürlich kann eine solche Frage ausgrenzend sein, indem man auf die Fremdheit des Gegenüber hinweisen möchte.
    Genauso kann es aber auch das interessierte und ernstgemeinte Angebot zu einem Dialog sein. Schließlich beinhaltet die „Herkunft“ ja auch immer eine bestimmte „Prägungsgeschichte“, die lehrreich, unterhaltsam, bewundernswert usw. sein kann.
    Ergo: Kommunikative Hemmnisse im Umgang miteinander (ich meine hier pauschal ALLE Menschen) sorgen wieder nur für Vorurteile, Missverständnisse, Bullshit-Gelaber. Ein baukastenmäßiges Gesprächsverhalten, das wenig auf den Moment sowie auf die jeweiligen Charaktere eingeht, ist dabei wenig hilfreich.