Migrationsbericht

Einwanderung so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr

Im Jahr 2013 verzeichnete Deutschland einen Wanderungsgewinn von 430.000 Menschen. Die Zahl der Einwanderer markierte mit 1,23 Millionen sogar einen 20-Jahres-Hoch. Dank dieser Einwanderung stieg die Bevölkerungszahl in Deutschland zum vierten Mal in Folge.

Deutschland bleibt innerhalb der EU ein beliebtes Land für Einwanderer. Ihre Zahl ist 2013 auf 1,23 Millionen gestiegen – so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. Das geht aus dem am Mittwoch vom Bundeskabinett in Berlin gebilligten Migrationsbericht hervor. Damit kamen 13,5 Prozent mehr Menschen nach Deutschland als im Jahr zuvor. Zugleich verließen 800.000 Menschen die Bundesrepublik, zwölf Prozent mehr als 2012.

Unterm Strich gab es damit einen „Wanderungsgewinn“ von 430.000 Menschen. Nicht berücksichtigt in der Statistik ist die Aufnahme von Flüchtlingen im vergangenen Jahr.

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Polen an der Spitze
Mehr als drei Viertel aller Einwanderer kamen 2013 aus anderen europäischen Staaten nach Deutschland. An der Spitze stand Polen mit 16 Prozent aller Zuzüge (fast 200.000 Menschen). Das Land führt bereits seit 1996 die Statistik an. 2013 zog es sieben Prozent mehr Polen in die Bundesrepublik als im Jahr zuvor. Ebenfalls gestiegen sind die Zuzüge aus Rumänien um fast 16 Prozent. Seit 2006 habe sich die Zahl versechsfacht, heißt in dem Bericht. Drittstärkstes Herkunftsland nach Rumänien war Italien. Bedingt durch die Finanzkrise gab es 2013 ein Plus von fast 35 Prozent.

Einen Anstieg gab es auch bei ausländischen Studenten. Ihre Zahl stieg gegenüber 2012 um acht Prozent auf 86.000. 2013 habe es so viele Studienanfänger aus dem Ausland wie noch nie gegeben, konstatiert der Bericht.

Dagegen zogen weniger Fachkräfte aus Ländern außerhalb der Europäischen Union nach Deutschland. Von 2012 auf 2013 erteilten die Behörden 13 Prozent weniger Aufenthaltsgenehmigungen zu diesem Zweck. Nach Ansicht von Experten ist dieser Rückgang überwiegend auf den Beitritt Kroatiens zur EU im Jahr 2013 zurückzuführen.

Bevölkerungszahl gestiegen
Wegen der anhaltenden Einwanderung ist die Bevölkerungszahl in Deutschland im vergangenen Jahr zum vierten Mal in Folge gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch auf Grundlage erster Schätzungen mitteilte, lebten hierzulande am Jahresende knapp 81,1 Millionen Menschen. Im Jahresverlauf stieg die Einwohnerzahl damit um rund 300.000. Das entspricht in etwa der Größe einer Stadt wie Karlsruhe oder Münster.

Regierung zufrieden, Opposition nicht
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) zeigte sich zufrieden: „Wir alle wissen, dass Deutschland auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen ist. Der Migrationsbericht zeigt, dass die Weichen für den Zuzug von Fachkräften aus Drittstaaten weiterhin richtig gestellt sind.“

Das sieht Grünen-Sprecher für Innenpolitik Volker Beck anders: Es sei allgemein akzeptiert, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist und Einwanderung braucht. Dem trage das Zuwanderungsgesetz aber nicht ausreichend Rechnung. „Die bestehenden Regelungen sollten liberalisiert und durch ein System der kriteriengesteuerten Arbeitsmigration (Punktesystem) ergänzt werden“, so Beck.

Auch die Linke stehen Einwanderung offen gegenüber. „Einer solchen Offenheit steht jedoch die Einteilung von Menschen in nützliche und unnütze und Stammtischparolen wie Sozialmissbrauch, Armutszuwanderung oder Integrationsverweigerung entgegen“, erklärt Sevim Dağdelen, migrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion. (epd/mig)