Nach Tod eines Aslybewerbers

Polizei schließt Fremdeinwirken trotz mehreren Messerstichen aus

Ein gewaltsamer Tod eines Asylbewerbers in Dresden wirft Fragen auf. Trotz mehreren Messerstichen schloss die Polizei zunächst ein Fremdeinwirken aus. Oberbürgermeisterin spricht Sicherheitsbehörden „vollstes Vertrauen“ aus. Grünen-Politiker Beck aber stellt Strafanzeige wegen Strafvereitelung im Amt.

Der Tod eines 20-jährigen Flüchtlings in Dresden sorgt immer mehr für Aufsehen. Der aus Eritrea stammende Asylbewerber war am Dienstag im Hof eines Plattenbauviertels im Stadtteil Leubnitz-Neuostra gefunden worden. Die Polizei hatte nach eigenen Angaben zunächst keine Hinweise auf Fremdeinwirkung festgestellt. Die Obduktion ergab aber, dass der Mann durch Messerstiche in Hals und Brust getötet worden war. Laut Polizei waren die tödlichen Messerstiche nicht erkennbar.

Die Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) warnt davor, voreilig Schlüsse zu ziehen. Die Tat habe geschockt und werfe viele Fragen auf, sagte Orosz am Mittwochabend in Dresden. Wichtig sei ihr jedoch, dass es nun keine Spekulationen in die eine oder andere Richtung gebe. Sie habe „vollstes Vertrauen in die Sicherheitsbehörden“, dass die offenen Fragen schnell geklärt werden können, sagte Orosz.

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Das sieht der Grünen-Politiker Volker Beck offensichtlich anders. Er erstattete Strafanzeige gegen unbekannt wegen möglicher Strafvereitelung im Amt. „Erst nach der Obduktion des Opfers räumt die Polizei ein Fremdverschulden ein und schickt erst 30 Stunden nach der Tat die Spurensicherung an den vermeintlichen Tatort“, sagte Beck zu Mopo24.

Medienberichten zufolge hatte der junge Mann am Montagabend seine Wohnung verlassen und war danach nicht mehr zurückgekehrt. Passanten hatten den Leichnam entdeckt und die Polizei verständigt. Betreut wurde der 20-jährige von Mitarbeitern der Arbeiterwohlfahrt Sachsen. Sie berichten von Tritten gegen die Wohnungstür der Asylbewerber sowie von Hakenkreuz-Schmierereien im Hausflur.

Die Dresdner Stadtverwaltung will sich nun nach den Worten von Oberbürgermeisterin Orosz um die anderen Asylbewerber kümmern, die mit dem Opfer zusammengelebt haben. Das Sozialamt sei bereits beauftragt, eine entsprechende Betreuung zu gewährleisten.

In Berlin riefen Flüchtlingsinitiativen zu einer Mahnwache für den Getöteten vor der sächsischen Landesvertretung in der Bundeshauptstadt auf. Gefordert wurde zudem eine energische und lückenlose Aufklärung des Falles. (epd/mig)