In den USA haben die europäische Aufrufe zum Nachdrucken der Charlie Hebdo-Karikaturen eine kontroverse Debatte ausgelöst. Führende Printmedien haben nicht nachgedruckt und den Inhalt der Karikaturen kritisiert. Die New York Times etwa teilte mit, sie veröffentliche kein Material, das „bewusst gegen religiöse Sensibilitäten verstoßen will“. Die Nachrichtenagentur AP und TV-Sender wie CNN übten ebenfalls starke Zurückhaltung, vielfach wurden Bilder von Charlie Hebdo verpixelt.
Für die „Washington Post“ erklärte Chefredakteur Martin Baron, sein Blatt nehme Abstand von Material, das „demonstrativ, absichtlich oder unnötigerweise Mitglieder religiöser Gruppen beleidigt“. Mehrere Online-Publikationen haben dagegen Charlie Hebdo-Karikaturen auf ihre Seiten gestellt. Daily Beast-Redakteur Noah Shachtman sagte, man dürfe nicht „Monstern“ nachgeben, die „einen Haufen Leute massakriert haben“.
Unglaublich rassistisch
Gegner der Weiterverbreitung argumentierten, es gebe einen Unterschied zwischen dem Eintreten für Pressefreiheit und dem Verbreiten von Karikaturen. Der Zeichner Jacob Canfield erklärte, viele Charlie Hebdo-Karikaturen seien „unglaublich rassistisch“ und wollten die „marginalisierte muslimische Einwanderergemeinschaft“ provozieren.
Nach Ansicht des Journalisten Glenn Greenwald, der mit seinen Geheimdienstenthüllungen bekannt wurde, spricht gegen das Nachdrucken, dass die Karikaturen „beleidigend und bigott“ seien. Eine Zeichnung habe sich über die afrikanischen Sex-Sklavinnen der Terrormiliz Boko Haram lustig gemacht. Wäre ein Rassist oder Antisemit wegen seiner Publikationen ermordet worden, gäbe es keine Aufrufe, „diesen Müll aus Solidarität mit der Redefreiheit zu publizieren“, schrieb Greenwald auf der Internetseite firstlook.org.
Der Chefredakteur für Editorials beim San Francisco Chronicle, John Diaz, räumte ein, es sei verlockend, die Karikaturen als Botschaft an die Terroristen nachzudrucken, „dass wir uns nicht einschüchtern lassen“. Doch man müsse der Versuchung widerstehen. Die Verteidigung der Pressefreiheit beinhalte auch das Recht, Publiziertes abzulehnen. Man müsse religiösen Glauben respektieren. Weiterverbreitung würde „das Narrativ mancher Terroristen“ fördern, sie seien „Kämpfer für den Islam“, schrieb Diaz. (epd)