Ein zweiter Fall Kalisch?

Déjà-vu am Zentrum für Islamische Theologie in Münster

Von theologischen „Scherbenhaufen“, Skandalisierungsversuchen und verschwendeten Steuergeldern am Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster. Bilanz eines gescheiterten Experiments.

Von Freitag, 17.01.2014, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 03.05.2016, 17:05 Uhr Lesedauer: 6 Minuten  |  

Seit 2004 – mit der Berufung von Sven Kalisch zum Professor für Islamische Religionspädagogik – versucht die Universität Münster vergeblich Strukturen für Islamische Theologie bzw. Religionspädagogik in dem bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen aufzubauen. Bis 2008 genoss Kalisch das Vertrauen des Koordinationsrats der Muslime (KRM), die in Deutschland weit mehr als 2000 Moscheegemeinden repräsentieren, um muslimische Religionslehrer auszubilden. Aufgrund der Leugnung der historischen Existenz des Propheten Muhammad seitens Kalischs wurde ihm jedoch die Lehrerlaubnis entzogen, weil weder für große Teil der Studenten in Münster noch die muslimische Basis diese Meinung tragbar war.

Schnell war man sich einig, dass hier ein „Held der Aufklärung“ von den „konservativen, denkfeindlichen“ muslimischen Organisationen zu Fall gebracht werden sollte. Obwohl die Meisten das Kernproblem dieser theologischen Debatten nicht verstanden hatten – oder nicht verstehen wollten – wurden Kampagnen zur Unterstützung des gefallenen Professors gestartet. Nach einem wilden Sturm der öffentlichen Empörung ließen diese Kampagnen nach und zurückgeblieben war ein Scherbenhaufen in Münster. Die vierjährige – materielle wie immaterielle – Bilanz ist dabei wenig ermunternd: so gut wie kein Lehrer konnte in diesen vier Jahren sein Studium am Standort Münster absolvieren.

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Zugleich war das Vertrauen der muslimischen Basis in das staatliche Projekt „Islamische Theologie/Religionspädagogik“ erschüttert und Vorurteile über die Versuche eines „Staatsislams“ in manchen muslimischen Kreisen wurden scheinbar bestätigt. Gefreut haben sich vor allem die Gegner einer deutsch-islamischen Theologie über dieses Misslingen.

Nach dem kläglichen Scheitern dieses vierjährigen Experiments hätte man annehmen müssen, dass die Universität Münster – die im übrigen bis zum letzten Augenblick an Kalisch festhielt und die Proteste des KRM lange Zeit ignorierte – und das Wissenschaftsministerium NRW aus dem Fall Kalisch ihre Lehre gezogen hatte. Doch wie die Erfahrungen der letzten Jahren zeigen, muss man leider feststellen: an der Haltung der Universität Münster hat sich nicht viel geändert.

Denn 2010 wurde mit Mouhanad Khorchide ein neuer Professor berufen, der erst 2009 mit einer methodisch und forschungsethisch sehr umstrittenen Doktorarbeit einem großen Teil der muslimischen Religionslehrer in Österreich anti-demokratische und fundamentalistische Einstellungen bescheinigte. Schnell hatte man in der Atmosphäre eines islamophoben Wahnes in Österreich einen muslimischen Zeugen gefunden, der den Generalverdacht über die Muslime bestätigte. Dass es ernsthafte Kritik an seiner Forschungsmethodik seitens anderer Wissenschaftler gab und die gesamte muslimische Community aufgrund der medialen Starauftritte von Khorchide unter Generalverdacht gestellt wurde, sollte völlig sekundär sein. Denn die Formel ist sehr einfach, um die Karriereleiter als muslimsicher „Wissenschaftler“ aufzusteigen: in Richtung Muslime skandalisieren, den aufklärerischen Helden spielen, Popularität gewinnen und dann schließlich „Islam-Experte“ werden.

Diese Popularität hat ihn dann anscheinend auf die Nachfolgestelle von Kalisch an der Universität Münster verholfen. Denn wie ist es sonst zu erklären, dass der Soziologe Khorchide ohne einen Master-Studium, ohne Dissertation und Habilitation in Islamischer Theologie bzw. Religionspädagogik eine Professur erhält? Bizarr ist zudem, dass der abberufene Kalisch sogar noch in der Berufungskommission seinen Nachfolger mitbestimmt haben soll. Doch damit nicht genug. Herr Khorchide hatte also die Chance den Scherbenhaufen in Münster wiederaufzusammeln, das Vertrauen der muslimischen Gemeinden wiederherzustellen und qualitativ-wissenschaftliche Theologie bzw. Religionspädagogik zu betreiben. Bevor er berufen wurde, suchte er daher den KRM auf und unterschrieb eine Absichtserklärung, dass er die religiösen Glaubensüberzeugungen aller Sunniten und Schiiten in Deutschland vertreten werde. Unter dieser Bedingung erteilte der KRM ihm die Lehrerlaubnis und Khorchide wurde 2010 als Nachfolger von Kalisch berufen.

Doch der nächste Skandal ließ nicht lange auf sich warten. Entsprechend der oben aufgestellten „Karriere-Formel“ predigte Herr Khorchide die Grundzüge einer neuen Religion, schrieb zwei Bücher und verbreitete seine Lehre in zahlreichen Interviews. Der Held aus Österreich fand in Deutschland einen neuen Olymp, spielte wieder auf Kosten der Muslime den Aufklärer und wurde alsbald auch hierzulande gefeiert: Mit dem Licht der Aufklärung sollen die rückständigen Muslime, so Khorchide, aus den Fesseln der seit über 1000 Jahren „stagnierenden“ Islamischen Theologie befreit werden. Zum Vergleich: Das wäre genauso ein „bescheidener“ Anspruch von einem promovierten Biologen, der mit einem Fernstudium Bachelor in Physik – ohne Master, Dissertation und Habilitation – die gesamte Physik reformieren zu wollen, ohne die jahrhundertelange Tradition zu würdigen, geschweige denn zu verstehen. Wenn Soziologen Theologie spielen, dann führt es zu ähnlichen Phantastereien wie bei „Hobby-Physikern.“

Lange haben die Muslime diese abenteuerliche Lehre passiv verfolgt, bis schließlich der KRM vor wenigen Wochen ihm die in 2010 erteilte Lehrerlaubnis faktisch durch ein Gutachten entzog. Diesem Konflikt waren massive Kommunikationsprobleme mit der Universitätsleitung vorausgegangen bis schließlich der KRM von einem irreperablen Vertrauensbruch sprach. Schnell wiederholte sich das Szenario wie bei Kalisch und wieder meldeten sich Unterstützer von Khorchide, die ihn nicht fallen sehen wollten. Denn wenn die muslimischen Verbände gegen Khorchide sind, kann es nur gut sein, so die Agenda dieser Kräfte. Alle nahmen für sich lautstark in Anspruch, sich in diese höchst komplexe-islamische Debatte als Nicht-Muslime und Nicht-Theologen einzumischen und bekundeten ihre Solidarität mit Khorchide gegen die vermeintlich aufklärungsresistenten Muslime. Dass es in Wahrheit den Muslimen um Fragen der authentischen Wissenschaftstradition geht und um Einhaltung wissenschaftlich-theologischer Standards wie bei den jüdischen und christlichen Theologien auch, war für die Öffentlichkeit zweitrangig. Zum Teil aus Unkenntnis, zum Teil aber auch aus ideologischen Gründen. Daher inszenierte man das Konfliktfeld Liberal versus Konservativ. Die Definitionsmacht dabei hat selbstverständlich Khorchide und seine Unterstützer. Wer welche Rolle unter dieser Regie bekommt, dürfte auf der Hand liegen.

Wie reagiert nun die Universität Münster, obwohl nun Wochen seit dem Gutachten vergangen sind und auch schon die Fachschaft ihre Sorgen in einer Pressemitteilung äußerten? Auf den Scherbenhaufen von Kalisch kommt ein weiterer Scherbenhaufen und die Universitätsleitung setzt wie 2008 auch, einfach auf die Strategie auf Zeit zu spielen, die Sorgen der Muslime zu ignorieren und diesen Skandal einfach auszusetzen. Leidtragende dieser Strategie sind wieder die Studenten, die über 350.000 muslimischen Schülerinnen und Schüler, die über 1 Mio. Muslime in NRW, aber auch der Steuerzahler. Denn die Kosten des zehnjährigen Spektakels in Münster dürften sich mittlerweile auf mehrere Hunderttausend Euro belaufen. Der „Output“ dieses finanziellen Inputs in Münster liegt auf der Hand: kaum Studenten mit Abschluss, Vertrauensbruch mit der muslimischen Basis und ihren Organisationen, keine Einführung des ordentlichen Religionsunterrichts aufgrund fehlender Lehrer und keine deutschsprachigen Imame für die Moscheegemeinden.

Trotz dieses großen Scherbenhaufens will offensichtlich das zuständige Landesministerium am Standort Münster festhalten. In der Sozialpsychologie gibt es eine Erklärung für diese unökonomische Einstellung, wenn man trotz verlustreicher Investitionen ein Projekt nicht aufgeben möchte: The Sunk Cost Fallacy. Man gibt eine Sache deshalb nicht auf, weil man schon zu viel Zeit und Geld investiert hat, obwohl ökonomisch gesehen eine weitere Investition nicht weiterhilft. Ratio aus dieser Erfahrung müsste eigentlich sein: Vergangenheit vergessen und in eine andere, aussichtsreichere Zukunft investieren. Das Wissenschaftsministerium scheint aber ein klassisches Opfer dieser Denkfalle zu sein. Aktuell Meinung

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  1. Haneef sagt:

    Ich verfolge das ganze Geschehen auch seit dem Fall Kalisch (damals aus der Studentenperspektive) und habe den Eindruck, dass a) nicht die tatsächliche Qualifikation der berufenen Professoren im Zentrum steht, sondern ihre Haltung zu Muslimen, die sich natürlich mit der Haltung des Staates decken muss und b) dass sich jeder auf diesem Posten versucht zu profilieren, und das geht hierzulande scheinbar nur auf Kosten der Muslime. Wo bleibt unter diesen Umständen die Freiheit von Forschung und Lehre?

  2. Hassan sagt:

    Ein sehr lesenswerter Artikel zu diesem wichtigen Thema.

  3. Beobachterin sagt:

    Uni-Rektorin Nelles: „Der Vergleich mit Herrn Kalisch ist unsinnig“

    Und bitte denken Sie nicht an einen rosaroten Elefanten.

    Die parallelen Muster in der Causa Kalisch & Khorchide sind erschreckend und es gibt Anlass zu glauben, dass hier die Ähnlichkeiten bewusst verdeckt werden. Rektorin Nelles begründet es so: „Herr Kalisch hatte öffentlich erklärt, kein Muslim mehr zu sein. Vor diesem Hintergrund kann er natürlich nicht mehr islamische Theologie lehren“

    Weiß Sie es wirklich nicht besser?

    Kalisch hatte sich nämlich ausdrücklich mit dem Argument, dass er doch Muslim sei, gewährt. Nachdem er in der TAZ am 30.9.2008 gefragt wurde, ob er ein zweiter Fall Gerd Lüdemann sei, antwortete Kalisch: „Lüdemann sagte, ich bin kein Christ mehr. Aber ich bin immer noch Muslim.“

    Nelles meint nun, Khorchide kein zweiter Kalisch. Kalisch aber bewies im Nachhinein, dass er genau dieser Lüdemann war. Außerdem hat Kalisch sich erst vom Islam abgewandt, nachdem er nicht mehr lehren durfte, denn damals hat Uni-Rektorin Nelles ihn noch bitter verteidigt. Auch Teile der Presse und einige sich „liberal“ gebende Muslime standen bei Fuß.
    Des weiteren: Kalisch meinte, dass die Mehrheit der Muslime hinter ihm stehe: „Der umstrittene Professor glaubt, dass die Mehrheit der Muslime das genauso sieht. Das Problem: Die liberalen Muslime in Deutschland sind nicht organisiert“. Khorchide äußert sich auch so: „“Ich habe Rückendeckung von der Politik, der Universität, meinen Studierenden und der muslimischen Basis““

    Auf die Frage hin, wer denn diese „Basis“ sei, meinte Kalisch noch 2009, dass es jedenfalls nicht die Verbände seien: „Diese Verbände repräsentieren ja bei Weitem nicht die Mehrheit der Muslime in Deutschland. Ich glaube, die schweigende Mehrheit der Muslime denkt anders.“ Als Khorchide noch frisch die Professur geschenkt bekommen hat, wollte er sich aber bewusst anders geben: „Ja, also, es gibt … es gab überhaupt keinen Streit. Es ist so, dass wir Beiräte haben, wir haben hier in Münster, am Zentrum für Islamische Theologie einen muslimischen Beirat, der ersetzt die Funktion einer Kirche.“. Erst als die Verbände genau diese Rolle und Verantwortung auch nachkamen, passte Khorchide seine Meinung seinem Vorgänge an und stellte den Beirat als solchen in Frage.

    Die Zitate können alle im Netz recherchiert werden. Suchmaschinen haben ein besseres Gedächtnis. Eine ausführliche kritische Diskursanalyse würde weitere Parallelen aufdecken. Von diesem sind viele im Beitrag von Sahinöz erwähnt. Guter Artikel!

  4. Iman sagt:

    Ich will zwei kritische Stimmen zu Wort kommen lassen, denen ich mich voll und ganz anschließe:
    Thomas Bauer, Professor der Islamwissenschaft in Münster, hat auf facebook folgendes zu diesem Artikel geschrieben:
    An diesem Artikel ist so ziemlich alles falsch; er ist ein Sammelsurium von Übertreibungen, wüster Polemik, falschen Behauptungen und schließlich skandalöser Verleumdungen. Zunächst ist schon die Parallele Kalisch – Khorichide absurd. Dass Kalisch nicht mehr tragbar ist, hat die Uni Münster sehr wohl sehr schnell eingesehen und entsprechend gehandelt. Dass danach ein „wilder Sturm öffentlicher Empörung“ hereingebrochen sei, ist schlichtweg Quatsch. Natürlich gab es die üblichen Verdächtigen, aber von einem „wilden Sturm“ konnte nicht die Rede sein. Das „Experiment“ ist auch nicht „kläglich gescheitert“, da die aufgebauten Strukturen ja intakt blieben und die Studiengänge auch ohne Kalisch durchgeführt werden konnten. Und nun die wirklich sakandalöse und durch nichts zu rechtfertigende Verleumdung: Kalisch sei Mitglied der Berufungskommission gewesen! Wer dergleichen behauptet, zeigt (1) völlige Ignoranz über die damalige Situation in Münster und ist schon deshalb nicht qualifiziert, darüber zu sprechen, und/oder (2) die Bereitschaft, bewusst Lügen unter das Volk zu setzen – eigentlich keine im Islam sehr geschätzte Handlung, oder? Und so jemand (der Artikel ist anonym??) tut so, als spräche er im Namen der ganzen Muslime zu sprechen.“
    *******************************

    Ein muslimischer Kommentator bemerkte zudem kritisch:
    „1. dass der Autor ständig die Mitglieder der Verbände als „die Muslime“ oder „die muslimische Basis“ bezeichnet, obwohl nur 20% der Muslime in den Verbänden organisiert sind und sich weniger als 25% der dt. Muslime von den Verbänden vertreten fühlen. Als ob die nicht organisierten Muslime keine Muslime wären…

    2. Khorchides theologische Qualifikation wird mit einem hinkenden Vergleich auf unehrliche Weise versucht in Zweifel zu ziehen, die Nichtqualifikation der KRM-„Gutachter“ wird nirgendwo erwähnt. Dass es in Dt. einen riesigen Mangel an Voll-Theologen gibt, erwähnt der Autor nirgendwo.

    3. Auch die Hintergründe zur Dissertation Khorchides gibt der Autor unwahr wieder („Karrieregeilheit/mediale Starauftritte Khorchides“…), deshalb hier mal die Fakten:

    „Im Rahmen seiner Dissertation verfasste er [Khorchide] eine Studie über das Demokratieverständnis islamischer Religionslehrer. Dabei kam heraus, dass ein Fünftel der Befragten die Demokratie ablehnt und es mehr als der Hälfte an pädagogischen Fähigkeiten mangelt. Er wollte mit seiner Dissertation keinen politischen Zündstoff liefern und ließ seine Arbeit für die Öffentlichkeit sperren. Doch ein Exemplar ging automatisch an die Nationalbibliothek, wo es ein Journalist entdeckte und veröffentlichte. Die Studie sorgte für große Aufregung. Die islamische Glaubensgemeinschaft sprach von Diffamierung.“ (http://www.wienerzeitung.at/…/601011_Das-Kreuz-mit-dem…)

    4. Unverschämt ist auch, die Theologie in Deutschland als „Staatsislam“ zu diskreditieren. Das ist die übliche Taktik der Verbände, theologische Positionen, die ihnen nicht gefallen, zu diskreditieren: Mal spricht man von „Orientalistik“, mal von „verchristlichtem Islam“, mal von „Kuschelislam“, usw.

    Die Theologie in Dt. wird auf Grundlage der grundgesetzlich gesicherten Wissenschaftsfreiheit entwickelt!!! Art. 5 Abs. 3!

    Wenn man jemandem einen Staatsislam vorwerfen kann, dann dem KRM, dessen überaus größter Verband DITIB der dauerhaften Leitung, Kontrolle und Aufsicht des staatlichen Präsidiums für Religiöse Angelegenheiten der Türkei in Ankara, welches dem türkischen Ministerpräsidialamt angegliedert ist, untersteht.“

  5. Frank El Farisi sagt:

    Endlich mal einer der Tacheles redet. Vielen Dank für diesen grossartigen Artikel, der die ganze Sachlage gut zusammenfasst.

  6. Sadik sagt:

    Trauriges Statement von Herrn Bauer, von dem ich mehr erwartet hätte. Aber auch bei Kalisch gab es Solidaritätsbekundungen, die von Islamwissenschaftlern ausgingen (damals unter http://www.solidaritymuhammadkalisch.com).

    1. – Das Argument der schweigenden Mehrheit der Muslime im Gegensatz zu den angeblich 20 % von den Verbänden vertretenen wurde auch bei Kalisch ausgewählt. Ob es mehr oder weniger sind ist nebensächlich. Fest steht, dass immer dann gebraucht wird wenn das Gewicht der Verbände abgewertet werden und deren Willen nicht berücksichtigt werden soll. Khorchide hatte erst Nichts gegen den Beirat, dann hatte er anscheinend etwas gegen einzelne Mitglieder und irgendwann wollte er das ganze Gremium nicht mehr. Als wäre dieses Modell verfassungsrechtlich nicht schon schwach genug… jetzt soll es ganz wegfallen? Wie soll man da nicht um einen Staatsislam fürchten?

    2. – Wird man in der katholischen/evangelischen/jüdischen Theologie gleich nach der Promotion im Bereich Soziologie (!) zum Professor berufen nur weil man ein BA-Fernstudium absolviert hat und durch die Dissertation irgendwie mit dem Thema „Islam“ aufgefallen ist? Wer seine Artikel liest wird so einige Eigenplagiate entdecken, nicht nur ohne die gebotenen Angaben, sondern an kritischen Stellen auch in einem Widerspruch zueinander… Und was seine Publikationen im Herder-Verlag betrifft (Hust*) … vom BA. zum Prof. zum grandiosen Reformer … verschont uns doch!

    3. – Die Geschichte der vom Journalisten zufällig entdeckten Dissertation ist interessant. Wie funktioniert das eigentlich? Ist aber auch egal, denn darum geht es doch gar nicht. Es geht darum, dass…

    4. – Kalisch und Khorchide an die Substanz der muslimischen Lehre gingen. Kalisch zweifelte die Existenz, Khorchide tastet den Gesandtschaftscharakter des Propheten an. Damit haben sie beide an der 1.en Säule des Islams gefeilt. Da geht es doch nicht mehr um Wissenschaftsfreiheit, sonst hätte auch Kalisch unsere Kinder lehren können…

    http://www.migazin.de/2014/01/17/ein-fall-kalisch-deja-vu-zentrum-islamische-theologie-muenster/#comment-48861

  7. Vielen Dank für diesen sehr informativen Beitrag, der auch mal die Hintergründe der gesamten Debatte beleuchtet. Die Doppelmoral der Öffentlichkeit zum Islam nehme ich als praktizierender Katholik immer wieder wahr, wie auch hier. In Deutschland gibt es die Theologie seit Jahrhunderten an den Universitäten. Parallel hat sich im 19. die Religionswissenschaft etabliert. Die Professoren für Theologie lehren im Auftrag der Kirchen an den Universitäten, sozusagen als Vertreter ihrer Glaubensgrundlagen. Die Religionswissenschaft dagegen ist bekenntnisungebunden. Der Staat, die Politik und Herr Khorchide dürfen gessetzlich nicht einfach über die Köpfe der muslimischen Gemeinden hinweg eine eigene Theologie basteln. Ich empfehle den muslimischen Gemeinden gerichtlich vorzugehen, denn ich sehe, dass genau die Kräfte, die auch gegen die Mitspracherechte der Kirchen sind, auch iHerr Khorchide unterstützen, um die Mitspracherechte der muslimischen Gemeinden zu unterbinden. Wenn Herr Khorchide möchte, kann er das gerne in der Religionswissenschaft tun. Christen, Juden und Muslime sitzen in dieser Frage im gleichen Boot und sollten sich gegen den Bruch einer jahrhundertelangen, bewährten Tradition – nämlich Kooperation Kirche und Uni – juristisch zur Wehr setzen.

  8. Debatte sagt:

    Auch von mir aus ein großes Danke an den Verfasser des Artikels und an Migazin. Man kann hier die ganze Debatte zurückverfolgen. Der Vergleich zwischen Kalisch und Khorchide ist legitim, da die Universität Münster absolut ähnlich handelt.

  9. zekeriya sagt:

    @sadik:
    „Khorchide tastet den Gesandtschaftscharakter des Propheten an.“
    Das halte ich für üble Verleumdung.
    Wo soll er das getan haben ?

  10. Wolfram Obermanns sagt:

    Khorchide ist mit Zustimmung der Verbände berufen worden und diesie wußten oder hätten wissen müssen, wen sie bekommen. Schließlich hat Khorchide auch vorher publiziert.

    Die hier nachzulesende Beschreibungen der Vorgänge um Khorchide auch im Vergleich zu Kalisch sind überprüfbar nicht korrekt.

    Khorchidee muß sich mit Sicherheit den Vorwurf gefallen lassen, es an gebotenem Fingerspitzengefühl im Umgang mit den „wichtigen Leuten“ mangeln zu lassen haben.

    Aber mit einem unwissenschaftlichen Gutachten einer populärwissenschaftlichen Schrift Unwissenschaftlichkeit vorzuwerfen, wie es die Verbände versuchen, ist einfach Humbuk. So eine Vorgehensweise macht den organisierten Islam in Deutschland ein Stück weit lächerlich und wirft auch Kompetenzfragen bezüglich der Verbände auf. Ein Umstand der so noch nicht erkannt zu sein scheint.