Filmprojekt

Integriert euch! Illegal! Terrorist! Geh zurück nach Hause!

Das sind die Botschaften, mit denen die vier Protagonisten von with WINGS and ROOTS in Berlin und New York aufgewachsen sind. Als Kinder von Eingewanderten mit sehr diversen Lebensgeschichten müssen sie ihren eigenen Weg finden zwischen den widersprüchlichen Anforderungen von „Integration“ auf der einen und „Kulturbewahrung“ auf der anderen Seite.

Über fünf Jahre hinweg zeichnet with WINGS and ROOTS mit Vérité-Aufnahmen die intimen Porträts von fünf Persönlichkeiten, die die entscheidenden Schritte in ihrem Leben gehen: Eine neue Karriere, das erste Kind, ein Einbürgerungsantrag, der Aufbau eines Zuhauses. Während sie stets mit der Frage nach Zugehörigkeit ringen, wird ihre Suche zum Keim ihrer künstlerischen und politischen Arbeit.

Miman lebt in Berlin (Roma/Mazedonischer Hintergrund, 29) und ist es Leid, in seinem Geburtsland politisch weniger Rechte zu haben. Während er als Sozialarbeiter Flüchtlingsfamilien betreut, begibt er sich selbst auf eine bürokratische Reise, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen. Gleichzeitig fällt es ihm schwer, das kulturelle Erbe als Roma an sein neugeborenes Kind weiterzugeben, obwohl er leidenschaftlich für die Rechte von Roma kämpft. Nach einiger Zeit beginnt er generell am Sinn von Staatsangehörigkeit zu zweifeln.

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Ausländermädchen
Die Diplom-Betriebswirtin Derya (türkischer Hintergrund, 24) ist überzeugt davon, dass sie integriert ist. Aber mit den Schwierigkeiten der Arbeitssuche konfrontiert fängt sie an sich zu fragen, ob ihre potentiellen Arbeitgeber sie nicht in die Schubldade „Ausländermädchen“ stecken. Schließlich hat sie Glück – und ist an ihrem neuen Arbeitsplatz von achtzig Angestellten die einzige „Migrantin“. Ihre Arbeit besteht darin, mit Marketingstrategien und Projekten „Einwandererfamilien“ in ein Freizeitzentrum in einem als rassistisch berühmt-berüchtigten Bezirk Berlins anzuziehen.

Zur selben Zeit plant Sonny (indischer Hintergrund, 29) in New York der erste „Typ mit Turban” der Popkultur zu werden. Von heute auf morgen kehrt er seiner erfolgreichen Rockband den Rücken, nachdem die anderen Bandmitglieder darauf bestehen einen Song aufzunehmen, der religiöse Menschen beleidigt. Er wirft sein altes Leben über Bord und arbeitet von nun an für die Stärkung der Rechte der Sikh-Gemeinde, von der er sich lange Zeit entfremdet gefühlt hat.

Ohne Arbeitserlaubnis
Als Tania (bolivianischer Hintergrund, 27) mit vier Jahren in die USA kam, dachten ihre Eltern nicht, dass sie heute noch ohne gültigen Aufenthaltstitel leben würde. Weil sie nach geltendem Gesetz nicht arbeiten darf und ihr viele andere Rechte verwehrt werden, engagiert sie sich ehrenamtlich für den „New York State Dream Act”, der Kindern von Illegalisierten die Legalisierung erlauben soll. Hinter ihrer politischen Passion steht jedoch die Frage, wie sie in diesem prekären Leben eigentlich sich selbst finden kann.

Akim (vietnamesischer Hintergrund, 30) verknüpft diese beiden Städte als selbst erklärter Nomade und Straßenkünstler. Während er zwischen Berlin und New York hin- und herreist hinterlassen seine Graffitis und Installationen Spuren in den Stadtbildern. Seine Gedanken und seine Kunst schlagen eine Brücke zwischen den Städten, Themen und Charakteren und spinnen den roten Faden, der ihr gemeinsames Ringen mit Zugehörigkeit verbindet.

Ein Haken
Die Protagonisten von with WINGS and ROOTS sprechen Ungerechtigkeiten deutlich an, entwickeln kreative Visionen und durchleben dennoch auch schwierige Momente. Das spiegelt sich auch im Stil des Films wider. Der Film begleitet die Protagonisten im Öffentlichen und Privaten, wechselt zwischen Sprachen und kulturellen Codes. Die Geschichten sind durch die gleichen aufwühlenden Fragen nach Identität in verschiedenen Erdteilen miteinander verwoben.

Nur einen Haken hat der Film: es ist noch nicht fertig. Das liebe Geld fehlt. 10.000 Euro brauchen die Macher noch, um über 100 Stunden Filmmaterial schneiden zu lassen – für die Rohversion. Damit wäre das Skelett fertiggestellt. Mit 35.000 Euro könnten sämtliche Postproduktionskosten abgedeckt werden. Dann stünde einer Fertigstellung der 90-minütigen Filmversion noch in diesem Jahr nichts im Weg. Um das zu erreichen hat das zehnköpfige Team von Filmemachern und Aktivisten aus Berlin und New York eine Corwdfunding-Kampagne gestartet. Auf Startnext bitten sie um Unterstützung. „Wir von with WINGS and ROOTS setzen uns mit aller Kraft dafür ein, dass der Migrationsdiskurs in beiden Ländern zum Positiven hin verändert wird und würden uns sehr freuen, wenn Sie uns dabei unterstützen“, sagte Canan Turan dem MiGAZIN. Die ersten 3.100 Euro sind schon geschafft. (hs)