Der Triebtäter

Besser als Sex

Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Und darum schreibe ich hier ab heute eine regelmäßig erscheinende Glosse namens „Der Triebtäter“. Und weil eigentlich nur Sex und Hitler immer gehen, ich den SPIEGEL aber nicht seiner Existenzgrundlage berauben will, war das vorrangige Thema meiner ersten Wortmeldung recht schnell gefunden.

Und das, obwohl dieser Tage, eine Frau, die nicht nur an einer erheblichen Herzschwäche leidet, sondern auch seit 23 Jahren mit ihrer Familie in Deutschland lebte, in ein ihr fremdes Land, dessen Sprache sie nicht spricht, abgeschoben wurde.

Natürlich würde der Fall dieser Frau eine angemessene publizistische Aufmerksamkeit verdienen – doch in einem Land, das bis zum Tod einer deutschen Polizistin nicht einmal den Opfern einer landesweiten rechtsextremistischen Mordserie die verdiente Aufmerksamkeit schenkte, ist das wohl eine Utopie.

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Die tageszeitung aus Berlin war es übrigens, die den Fall in die aktuelle Berichterstattung aufnahm; nicht ohne ihrem ökobourgeoisen Spießerpublikum wieder einmal auch seine dümmsten rassistischen Ausfälle nachzusehen.

Darum lassen sich in der Kommentarspalte dort auch weiterhin Sätze lesen wie diese:

„Die Türkei soll ihre Geburtenüberschüsse, Sozialfälle und ethnischen Konflikte exportieren wohin sie will. Aber nicht mehr nach Deutschland und Europa.“ oder „Sollte die gute Dame um die – konservativ geschätzten – 500 Euro monatlich an diversen Sozialleistungen erhalten haben, wären dies bereits 138 000 Euros oder über eine viertel Million Deutsch Mark. In Wahrheit kann man ja eher so mit dem doppelten rechen. Schöner Batzen Geld für eine Analphabetin, die wohl maximal putzen gehen konnte in Deutschland.“

Ernsthaft überraschen kann einen da nicht mehr viel, weder das sogenannte „Versagen“ des Verfassungsschutzes (auch hier scheint wieder nur in eine einzige Richtung gedacht zu werden), noch die weitgehende Ignoranz gegenüber rassistoiden Wortmeldungen aus dem sozialdemokratischen Milieu, nicht einmal die dummdreisten Wortmeldungen über „Deutschenfeindlichkeit“ im xenophoben Spektrum.

Es will all das aber eben niemand lesen. Weil es stört. Besonders stört es natürlich das Bild vom guten Deutschen, dem leuchtenden Vorbild für alle anderen, dass der Deutsche gern von sich selbst malt. Kein Wunder, dass selbst die Kanzlerin inzwischen bemerkt: „Wir wollen Zuwanderung – indes, kommen will niemand mehr, der auch woanders hingehen kann.“ Frau Merkel, ihre Parteikollegen haben sich dafür auch alle Mühe gegeben!

Ebenso uninteressant ist, dass die oben erwähnte Familie nun auseinander gerissen wird, dass die erwachsenen Töchter eines weiteren Aufenthalts in Deutschland für „würdig“ befunden wurden und bleiben dürfen. Dass auch ihr Mann weiter in Deutschland bleiben kann. Aber eben ohne ihre Mutter bzw. Ehefrau. Und deshalb geht es eben um das, worüber alle schreiben, was sich gut verkauft und was gern gelesen wird: Sex und Hitler!

Hitler allerdings, so muss ich eingestehen, ist wohl nicht nur selbst deutlich zu kurz gekommen, er ist es auch in diesem Text bisher. Nicht zufällig: Diesen Joker spare ich mir auf, bis sich Erika Steinbach wieder zu Wort meldet.

Wobei: Die Frau gibt es gar nicht; sie ist nur der Lärm, den sie verursacht.

Und damit endgültig genug des Herumschwadronierens, kommen wir endgültig zu dem Thema, auf das alle warten, die sich von der billig nach Aufmerksamkeit heischenden Schlagzeile haben beeindrucken lassen: Sex!

„Die Wahrheit ist keine Hure, die sich Denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr Alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß seyn darf.“ (Arthur Schopenhauer, 1819)

Gute Nacht.