Selam Oper

Die Komische Oper kann jetzt auch Türkisch

Die Komische Oper in Berlin kann jetzt auch Türkisch. Seit einigen Monaten werden alle Opernstücke neben Deutsch, Englisch und Französisch nun auch mit türkischen Untertiteln versehen. Mit „Selam Opera“ werden eine Reihe Projekte realisiert und gefördert. Es soll eine Willkommensgeste sein.

Carmen (gesungen von Ezgi Kutlu) umgarnt alle Männer in ihrer Umgebung, sie singt von Liebe und Revolution und während das Publikum gebannt dem Opernstück von Georges Bizet auf der Bühne zuschaut, blinzeln einige auf die kleinen Übersetzungshilfen die am Sitz angebracht sind. Manche sind auf Englisch, Französisch oder eben auch auf Türkisch eingestellt.

Mustafa Akca, Mitarbeiter für Dramaturgie und Musiktheaterpädagogik an der Komischen Oper, leitet das Projekt. Für ihn ist es selbstverständlich, dass in einem Opernhaus in Berlin eben auch Türkisch gesprochen wird. „Es ist doch eine Willkommensgeste und ich würde mich als Bewohner dieser Stadt freuen und angesprochen fühlen, wenn es auch in der Oper ‚Hoşgeldiniz‘ heißt.“ so Akca.

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„Selam Opera“ geht aber noch ein Stück weiter. Denn nicht nur das Öffnen nach Außen ist wichtig, sondern auch nach Innen. So wurden anfängliche Bedenken innerhalb des Opernteams mit Türkisch-Kursen und Kiezbegehungen ausgeräumt. „Wir nehmen alle mit, vor allem die Skeptiker und lernen unterschiedliche Gepflogenheiten und Kulturen kennen.“ schmunzelt Akca.

Ulrich Lenz, der Chefdramaturg der Komischen Oper hat durch dieses Projekt viel neues kennengelernt und ist zuversichtlich. „Ich sehe darin ein wichtiges und notwendiges Signal nach Innen und Außen. Die Oper muss sich öffnen.“

Auch der Kinderchor bleibt davon nicht ausgeschlossen. Ein Berlinweiter Aufruf hat eine Menge Kinder mit Migrationshintergrund angelockt und jetzt singen und tanzen 35 Kinder mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen mit.

Munja ist 8 Jahre alt und kommt aus Neukölln, Singen bereitet ihr viel Spaß und sie darf ab August im Kinderchor mitmachen. „Ich bin total begeistert und freue mich sehr.“ Aber gäbe es denn expliziten Aufruf nicht, hätte sie nie davon etwas mitbekommen. Später würde sie selber gerne Opern singen. „Das wäre schön“, lächelt Munja und ist noch ganz euphorisch von der Zusage.

Auch ihre Mutter sieht in diesem Projekt eine Chance, dass die Oper ein Stück näher rückt. „Damit ich meinen Kindern das anders beibringe, ist es die Chance. Für mich ändert sich schon eine Menge. Ich kann mir nun schon vorstellen, öfter in die Oper zu gehen. Außerdem zieht sich das ja auch weiter, ich werde meinen Geschwistern davon erzählen und den Nachbarn.“

Als Integrationsprojekt versteht Akca „Selam Opera“ aber dennoch nicht. „Integration gibt es schon genug und der Begriff schreckt schon ab. Wir versuchen hier auch niemanden zu integrieren.“