Integration im 16:9 Format

Der Wettlauf um Akzeptanz ist eine Frage der Zeit

Ich bin dem hessischen Integrationsminister dankbar, dass er die Gesellschaft hinterfragt, ob sie für „asiatisch aussehende“ Deutsche bereit sind. Meine Antwort dazu „Nein!“ bzw. „Noch nicht!“

Im Reich der Mitte feierte das bevölkerungsreichste Land der Welt mit über einer Milliarde Facebookmitglieder ihren Jahreswechsel und läutete damit das Jahr der Schlange ein. Nur 7350 km weiter eröffnete der chinesische Filmregisseur Wong Kar Wai und Jurypräsident, die 63. Auflage der Berlinale. Und nur weil dem chinesischen Jurypräsidenten der rote Teppich ausgerollt wurde, glaubte ein überaus eifriger ZDF-Journalist, darin die stille Übernahme der Berlinale durch die Chinesen zu sehen. Der ausgerollte Teppich, sei schließlich in der Farbe der chinesischen Flagge, gab eine deutsche Filmgröße von sich, als er von dem Journalisten daraufhin befragt wurde. Einige deutsche Promis sollten etwas Chinesisches von sich geben. Weil der ein oder andere „Ni hao!“ wusste, mussten einige passen. Ich stellte mir die Frage, ob die Gesellschaft für eine asiatische Übernahme bereit ist und kam zu der Erkenntnis, dass früher oder später auch der Letzte von uns Chinesisch sprechen wird.

Mit dem Hype um Manga-Comic können sich asiatische Männer endlich berechtigte Hoffnung in der Frauenwelt machen. Zwar müssen sie so rumlaufen, wie die skurrilen Manga-Charaktere mit äußerst mutigen Frisuren, die stundenlanges Styling benötigt, aber das nimmt man gerne in Kauf, wenn man lange Zeit im Tabellenkeller der Frauenwelt verweilte. Aber auch die von Manga besessenen einheimischen Frauen kostümieren sich so bunt und schrill wie ihre Lieblingsfiguren, dass es einem peinlich sein könnte, sich so in der Öffentlichkeit zu zeigen. Aber da sind asiatische Männer schmerzfrei. Ich stellte mir die Frage, ob der Rest der Fetischlosen weiblichen Welt bereit ist, normale asiatisch aussehende Männer in ihr Herz zulassen.

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Der koreanische Musiker Psy hat das geschafft, wovon die asiatische Männerwelt immer geträumt hatte, nämlich die Erlangung unglaublicher Popularität durch Musik und Tanz und nicht durch Atomraketen. Denn in den Medien wurden asiatisch aussehende Männer nie als tanzbegabte Musiker gezeigt, sondern wenn überhaupt als Kampfsportler, Küchenhilfe oder Kellner eines China-Restaurants. Die ganze Welt tanzte zu Gangnam-Style, selbst Tiere im Zoo und eine Gruppe palästinensischer Menschenrechtsaktivisten. Die ganze Welt, außer Nordkorea war bereit für einen Tanz wie Gangnam-Style. Und weil sich die Palästinenser bemühen, die Weltgemeinschaft von ihrer Mitgliedschaft zu überzeugen, wird in Deutschland immer noch darüber diskutiert, wer in die Gesellschaft reinpasst und wer nicht.

So sorgte der hessische Integrationsminister und Parteikollege des Vizekanzlers Philipp Rösler, Jörg-Uwe Hahn mit seinem Statement „Bei Philipp Rösler würde ich allerdings gerne wissen, ob unsere Gesellschaft schon so weit ist, einen asiatisch aussehenden Vizekanzler auch noch länger zu akzeptieren“, für große künstliche Empörung. Der aus dem Kontext gegriffene Satz Hahns war im Wahljahr ein gefundenes Fressen für politische Feinde, um ihn als Rassisten anzuprangern. Doch beim genauen und vollständigen Lesen des Interviews wird einem schnell klar, dass Hahn die Bereitschaft der Gesellschaft in Frage stellt „einen asiatisch aussehenden Vizekanzler auch noch länger zu akzeptieren“.

Die FDP ist ein toleranter Verein und zählt nicht nur Homosexuelle, sexistische Alte, einen asiatisch aussehenden Witzekanzler, wie mein Freund Wladimir Rösler bezeichnet und adipöse Versicherungsvertreter zu ihren Mitgliedern. Sie sind fast schon wie ein Karnevalsverein mit Besetzung nach der Quotenregelung. Deshalb ist der Vorwurf des Rassismus haltlos. Ich bin dem hessischen Integrationsminister dankbar, dass er die Gesellschaft hinterfragt, ob sie für „asiatisch aussehende“ Deutsche bereit sind.

Meine Antwort dazu „Nein!“ bzw. „Noch nicht!“ Denn wenn es so wäre, dann würde sich die Zahl der „Musterbeispiele gelungener Integration“ auch in den Führungsetagen deutscher DAX-Unternehmen, Spitzenverbände und in der Politik widerspiegeln. Aber dort sehe ich kaum in Deutschland geborene „asiatisch aussehende“ Führungskräfte. Doch früher oder später werden die Chinesen, die Frage, ob die Gesellschaft bereit ist „einen asiatisch aussehenden Vizekanzler auch noch länger zu akzeptieren“ für immer vergessen lassen. Den Chinesen gehören schon bald alle Kontinente. Dann wird sich nämlich die Frage stellen, ob die „asiatisch aussehenden“ noch länger gewillt sind „europäisch aussehende“ zu akzeptieren.