Lohnvergleich

Neuzuwanderer verdienen 40 Prozent weniger als Einheimische

Ausländer, die neu in den deutschen Arbeitsmarkt eintreten, verdienen rund 40 Prozent weniger als der deutsche Arbeitnehmer. Das ist das Ergebnis einer aktuellen IAB-Studie. Auch nach vielen Jahren ist das Lohngefälle groß.

Ausländer, die neu in den deutschen Arbeitsmarkt eintreten, verdienen zunächst nur 64 Prozent des Durchschnittslohns der deutschen Arbeitnehmer. Acht Jahre später haben sie dann 72 Prozent des durchschnittlichen deutschen Lohnniveaus erreicht, zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die in der Studie errechneten Lohndifferenzen sind allerdings teilweise dadurch bedingt, dass die deutsche Vergleichsgruppe im Schnitt besser qualifiziert und sechs Jahre älter ist.

Die IAB-Forscher nennen mehrere Gründe, warum Ausländer zum Zeitpunkt ihres Einstiegs in den deutschen Arbeitsmarkt im Schnitt geringere Löhne als der Durchschnitt der Deutschen erhalten: Zum Teil passen die aus dem Herkunftsland mitgebrachten Qualifikationen nicht genau. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die Migranten im Herkunftsland andere Arbeitsmittel eingesetzt haben oder die Arbeitsprozesse dort anders organisiert waren. Auch Sprachdefizite können eine Rolle spielen.

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Lohnanpassung im Job
Zudem kennen sich Migranten häufig am deutschen Arbeitsmarkt weniger gut aus. Sie können schlechter einschätzen, für welche Jobs sie geeignet sind und bewerben sich zunächst öfter auf Stellen, die nicht optimal für sie passen. Gleichzeitig ist es auch für Arbeitgeber schwierig, die Qualifikation von Migranten zu beurteilen. Migranten werden deswegen häufiger in Jobs eingestellt, die unter ihrem Qualifikationsniveau liegen.

Nach dem Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt findet aber eine Lohnanpassung statt, stellen die Forscher fest. Im Fokus ihrer Studie steht die Erklärung dieser Entwicklung: Der Lohnabstand der Ausländer nimmt beispielsweise ab, weil sie Qualifikationen durch Training on the Job erwerben und im Laufe der Zeit auf besser bezahlte Stellen wechseln können. Mit der zunehmenden Berufserfahrung können sie auch teilweise eine fehlende Anerkennung von im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikationen ausgleichen. Zudem können wachsende Deutschkenntnisse zu einer Verringerung der Lohndifferenz führen.

Lohnangleichung je nach Herkunftsland
Die Lohnangleichung fällt je nach Herkunftsland sehr unterschiedlich aus. Ausländergruppen wie Ungarn oder Tschechen, die schon zum Zeitpunkt des Eintritts in den deutschen Arbeitsmarkt relativ viel verdienten, gewinnen in den folgenden Jahren mehr als Gruppen, die schlechter bezahlt starteten, beispielsweise Personen aus der Türkei oder dem ehemaligen Jugoslawien.

Download: Die IAB-Studie „Das Herkunftsland ist von hoher Bedeutung“ steht kostenlos zum Download bereit.

Die Unterschiede in der Lohnangleichung können zu einem guten Teil dadurch erklärt werden, dass sich die Zusammensetzung der betreffenden Gruppe verändert: Ausländer, die schon zum Eintrittszeitpunkt relativ hohe Löhne erzielten, verbleiben eher im Arbeitsmarkt, während die weniger Erfolgreichen verstärkt nicht mehr erwerbstätig sind oder Deutschland wieder verlassen.

Reiche verdienen viel, arme wenig
Am schlechtesten schneiden der Studie zufolge Vietnamesen ab. Sie verdienen knapp über 40 Prozent von dem, was ein Einheimischer verdient. Auch im Lauf der Jahre findet kaum eine Lohnangleichung statt. Es folgen Libanesen, Afghanen, Iraker und Griechen mit etwa halb so viel Verdienst wie ein einheimischer bei der Erstanstellung. Während Griechen ihr Einkommen steigern können, verdienen Libanesen und Afghanen im Laufe der Zeit sogar weniger.

Ausländer aus hoch entwickelten Industriestaaten wie Österreich, den Niederlanden, Großbritannien und USA weichen von dem Muster ab. Ihre Löhne liegen häufig von Anfang an über den deutschen Durchschnittslöhnen, weil sie oft als gesuchte Spezialisten nach Deutschland kommen. (hs)