In dieser Woche startet in Nordrhein-Westfalen der sechste Durchlauf des Sprachstandsfeststellungsverfahrens Delfin 4. Seit 2007 werden alle Kinder in NRW zwei Jahre vor Schulbeginn auf ihren Sprachstand hin überprüft.
Die aktuelle Struktur und die Rahmenbedingungen des Verfahrens sind nach Ansicht von Udo Beckmann, NRW-Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), aber nicht geeignet, um die vorschulische Sprachkompetenz tatsächlich zu verbessern. Er warnt außerdem davor, dass die Durchführung des zweistufigen Sprachtests auch in diesem Jahr wieder zu Unterrichtsausfall und massiven Einschnitten bei der individuellen Förderung in den Grundschulen führen wird.
„Delfin 4 kann sein Ziel nicht erreichen“, betont Beckmann, „der VBE kann sich bei dieser Aussage auf zwei eigene Umfragen stützen, die 2007 und 2009 erhoben worden sind.“ Im Juni 2010 hat auch die Kultusministerkonferenz (KMK) alle Bundesländer aufgefordert, die Wirksamkeit der Spracherfassung und Sprachförderung zu überprüfen. „Nach den Kindern kommen nun endlich auch die unterschiedlichen Sprachförderprogramme auf den Prüfstand,“ so Beckmann, „allerdings hat NRW seine Hausaufgaben bislang noch nicht gemacht.“
Beckmann fordert ein kindgerechtes, praxistaugliches Verfahren und bekräftigt die Forderung des VBE, Sprachstandsdiagnostik und Sprachförderung nicht zu trennen. Beides gehört in die Hand der Erzieher. Nur so sei gewährleistet, dass Diagnostik als Grundlage für die Förderung genutzt werden kann. „Es ist zudem fatal“, so Beckmann weiter, „dass der erste Kontakt eines Kindes zur Schule derzeit ausgerechnet eine Testsituation ist.“ (sb)