Entscheidung gefallen

„Döner-Morde“ ist Unwort des Jahres 2011

Das Unwort des Jahres 2011 heißt „Döner-Morde“. Das gab die Unwort-Jury am Dienstag in Darmstadt bekannt. Das Schlagwort verharmlose die Mordserie an acht türkischstämmigen und einem griechischen Kleinunternehmer.

Laut Jury-Chefin Nina Janich wurde der Vorschlag „Döner-Morde“ 269 Mal eingereicht. Insgesamt gingen bei der Jury mehr als 2.400 Vorschläge ein. Häufige Vorschläge waren auch „Stresstest“ und „Rettungsschirm“.

„Döner-Morde“ setzte sich aber durch. Begründung der Unwort-Jury: „Mit Döner-Morde wurden von Polizei und Medien die von einer neonazistischen Terrorgruppe verübten Morde an zehn Menschen bezeichnet. Der Ausdruck steht prototypisch dafür, dass die politische Dimension der Mordserie jahrelang verkannt oder willentlich ignoriert wurde. Die Unterstellung, die Motive der Morde seien im kriminellen Milieu von Schutzgeld- und/oder Drogengeschäften zu suchen, wurde mit dieser Bezeichnung gestützt.“

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Damit habe Döner-Mord(e) über Jahre hinweg die Wahrnehmung vieler Menschen und gesellschaftlicher Institutionen in verhängnisvoller Weise beeinflusst. Im Jahre 2011 sei der rassistische Tenor des Ausdrucks in vollem Umfang deutlich geworden: „Mit der sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung einer rechts-terroristischen Mordserie werden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt und die Opfer selbst in höchstem Maße diskriminiert, indem sie aufgrund ihrer Herkunft auf ein Imbissgericht reduziert werden“, so die weitere Begründung der Jury.

Das Unwort des Jahres wird seit 1991 gekürt. Mit ihrer Akltion will das Darmstädter Institut nach eigenen Angaben „auf öffentliche Sprachgebrauchsweisen aufmerksam machen und dadurch das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität fördern.“ (bk)