TV-Tipps des Tages

09.12.2011 – Kurden, Türkei, Rassismus, Neonazis, Zwangsehe, Bosporus, Integration

TV-Tipps des Tages sind: Kleider und Leute; Monster’s Ball: Hass und Gefühlskälte wurden dem rassistischen Gefängniswärter Hank bereits in die Wiege gelegt; Cosmo TV: An vorderster Front – Frauen bei den Neonazis, Raus aus der Zwangsehe – In ein neues Leben; Türkei – Die Bosporus-Brücke; Meine Geschichte

Kleider und Leute
In Kurdistan, einer nicht exakt abgegrenzten Region, die sich über Teile der Türkei, des Irans, des Iraks und Syriens erstreckt, herrschen recht unterschiedliche Bekleidungstraditionen.

So gibt der Gürtel, mit dem die Männer ihr traditionelles Gewand, den Djeli Kurdi, zusammenhalten, Aufschluss über den Familienstand des Trägers. Die blütenweiße Tracht der Yeziden symbolisiert Reinheit und Licht. Und Jungvermählte verstecken ihren Hut unter dem Kopfkissen.

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Für ihre Leinenschuhe mit geflochtener Sohle, die Vorläufer der im Sommer auch in Europa beliebten Espadrilles, verwenden die Kurden von jeher recycelte Textilien. Tradition und Moderne mischen sich in den Kreationen aktueller Modemacher. So sind in den Entwürfen der Modedesignerin Bahar Ismail alle Stilrichtungen vertreten – von patriotisch bis freizügig. 11:50-12:15 • arte

Monster’s Ball
Spielfilm – Hass und Gefühlskälte wurden dem rassistischen Gefängniswärter Hank bereits in die Wiege gelegt. Nach dem Selbstmord seines Sohnes lernt er die Afroamerikanerin Leticia kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine ungewöhnliche Liebe.

Hank Grotowski ist bereits in der zweiten Generation Gefängniswärter, sein Sohn Sonny ist gerade dabei, ihm nachzufolgen. Doch Sonny ist anders als sein gefühlskalter und rassistischer Vater. Als er das erste Mal einen Gefangenen zum elektrischen Stuhl geleiten muss, bricht er sich, vor den Augen des Todgeweihten und seines Vaters, die Seele aus dem Leib. Hank ist so wütend auf seinen Sohn, dass er ihn vor seinen Kollegen verprügelt und als Schwächling beschimpft. Als er Sonny am nächsten Tag aus dem Haus werfen will, erschießt sich dieser mit seiner Dienstwaffe.

Doch selbst nachdem Sonny zur letzten Ruhe gebettet wurde, ist Hank fernab jeder Trauer. Zwar gibt er seinen Beruf als Gefängniswärter auf, doch bleiben Gefühle von Schuld und Reue aus. Erst als er nachts, auf verregneter Straße, der Afroamerikanerin Leticia begegnet, ändert sich dies.

Leticia kauert des nachts und bei Regen neben der Fahrbahn und hält den regungslosen Körper ihres Sohnes Tyrell fest umklammert. Der Junge ist von einem Auto erfasst worden, der Täter hat Fahrerflucht begangen. Gemeinsam bringen Hank und sie den Jungen ins Krankenhaus, doch jede Hilfe kommt zu spät. Nachdem Leticia erst kürzlich ihren Mann auf dem elektrischen Stuhl verloren hat, ist sie nun vollkommen alleine. Hank bringt sie mit seinem Auto nach Hause und die zwei beginnen, sich regelmäßig zu treffen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebe, die von einem dunklen Geheimnis überschattet wird: Der letzte von Hank hingerichtete Gefangene war Leticias Mann Lawrence.

Hintergrundinformationen:
„Monster’s Ball“ ist nicht nur ein Film über latenten und offenen Rassismus, sondern er beschäftigt sich in ebensolchem Maße mit den Auswirkungen körperlicher und seelischer Gewalt. So sind sowohl Hank als auch Leticia Menschen, denen es schwer fällt, Emotionen anderen gegenüber deutlich zu machen. So kann Hank seinem Sohn Sonny nur negative Gefühle wie Hass und Ablehnung vermitteln, während Leticia ihren übergewichtigen Jungen Tyrell mit Schlägen bestraft, als sie diesen dabei erwischt, wie er sich den Bauch mit Schokolade vollschlägt. Letztlich leiden aber beide darunter, dass sie zu Lebzeiten ihrer Kinder nicht fähig waren, Liebe und Zuneigung sowohl zu geben als auch anzunehmen. Erst miteinander lernen sie, mit anderen Menschen umzugehen.

Dass diese Wandlung zweier problematischer Charaktere auch glaubhaft erscheint, ist vor allem dem Spiel der beiden Hauptdarsteller zu verdanken. Billy Bob Thornton spielt Hank mit solch einsilbiger, unergründlicher Tiefe, dass der Zuschauer nie genau weiß, was in dessen Innerem vorgeht, mit ihm aber dennoch mitfühlen kann. Halle Berrys Leticia hingegen lebt von explosiven Emotionen, mit denen sie ihre Außenwelt förmlich überrumpelt. Für diese Darstellung erhielt Berry auch den Oscar als „Beste Hauptdarstellerin“.

Die Gefängnisszenen von „Monster’s Ball“ wurden in einem echten Gefängnis gedreht. Auch der Todestrakt war keine Kulisse. Sowohl Regisseur Marc Forster als auch Drehbuchautor Milo Addica waren zutiefst schockiert, als sie im elektrischen Stuhl Initialen und Fingernagelspuren von hingerichteten Gefangenen vorfanden. 01:30-03:20 • arte

Cosmo TV
Moderation: Till Nassif – Themen: An vorderster Front – Frauen bei den Neonazis; In einem fernen Land – Der Rosenverkäufer; Raus aus der Zwangsehe – In ein neues Leben

An vorderster Front – Frauen bei den Neonazis
BERLIN. Sie kämpfte für einen braunen Nationalstaat – jedes Mittel war ihr recht. Eine Aussteigerin aus der rechten Szene erzählt exklusiv aus dem Innenleben der Neonazis. Sie war Mitglied einer Frauengruppe aus dem Umfeld der autonomen Nationalisten. Ihre Vorbilder waren starke Frauen aus der NS-Zeit. Ihr Ziel war es an vorderster Front mit dabei zu sein, genau wie die Männer. Sie fielen durch das Raster der Fahnder und schienen unsichtbar, so wie Beate Zschäpe. Die Journalistin Andrea Röpke beobachtet seit Jahren die rechtsradikale Szene. Ihr war die junge Frau seit Jahren bekannt. Warum Frauen in dieser Szene unterschätzt werden – Cosmo TV berichtet exklusiv.

In einem fernen Land – Der Rosenverkäufer
BANGLADESCH/DORTMUND. Seine Mutter dachte immer, ihr Sohn Golam mache in Deutschland als Akademiker Karriere, schließlich hatte er studiert und in Bangladesch einen sehr guten Job gehabt. Als Feinde seines damaligen Chefs ihn bedroht und erpresst hatten, musste er fliehen. Golam musste fliehen, ihn verschlug es nach Deutschland. Das ist nun 11 Jahre her, seitdem arbeitet er in Dortmund als Rosenverkäufer, verdient nicht viel Geld. Er hat gespart und möchte nach Bangladesch reisen. Nach 11 Jahren wird er seine Mutter zum ersten Mal wiedersehen. Für diese Begegnung will er seinen ganzen Mut zusammen nehmen und seiner Mutter endlich die Wahrheit sagen. Cosmo TV hat ihn auf der langen Reise begleitet.

Raus aus der Zwangsehe – In ein neues Leben
HERNE. Ömriye Kopitz ist Mitte 40, verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Seit elf Jahren leitet sie ein Fitnesscenter in Herne. Viele Frauen kommen gerne zu ihr, sie fühlen sich angenommen. Ömriye gibt ihnen ein Selbstwertgefühl, für das sie selbst lange und hart kämpfen musste. Als kleines Kind kam sie mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern aus der Türkei nach Deutschland. Mit 17 wurde sie gegen ihren Willen mit einem Türken verheiratet. Schon wenige Tage nach der Hochzeit floh sie in ein Frauenhaus in Norddeutschland, verließ ihre Familie und Freunde. Eineinhalb Jahre später kehrte sie zurück nach Herne, als junge Türkin, allein und ohne Familie. Sie kam zurück – aber unter ihren Bedingungen: Sie wollte eine Ausbildung machen. Cosmo TV trifft eine Frau, die sich mit eigener Kraft aus der Zwangsehe befreit und einen neuen Weg eingeschlagen hat. 02:20-02:50 • EinsExtra

Türkei – Die Bosporus-Brücke
Als einzige Brücke der Welt verbindet sie zwei Kontinente: die Bosporus-Brücke in Istanbul. Der uralte Traum von einer festen Verbindung zwischen Asien und Europa wurde 1973 wahr. Doch die Verkehrsprobleme, die der Hauptgrund für den Bau der Brücke waren, standen einige Jahre später wieder auf der Tagesordnung. Auch der Bau einer zweiten Brücke hat keine dauerhafte Lösung gebracht. 04:00-04:30 • PHOENIX

Meine Geschichte
Trümmerjahre – Heinrich Huhnen – Planet Schule – Heidi Hummler wächst als ältestes von vier Geschwistern in Heilbronn auf. Den Kriegsbeginn erlebt sie im Alter von sechs Jahren. Sie hat keine Vorstellung davon, was auf sie und ihre Familie zukommen wird. Sie erinnert sich noch genau an den 1. September 1939, als die Glocken ertönten und „auf unserer Straße vor dem Fenster die Menschen jubelten“. In der Schule wächst sie ganz selbstverständlich in die nationalsozialistische Erziehung hinein – wie Millionen andere Kinder damals in Deutschland auch. Als blondes blauäugiges Mädchen dient sie im Rassekundeunterricht als Vorbild. „Das hat mich natürlich sehr beeindruckt. Ich, die Germanin! Ich gehöre einer Herrenrasse an und die anderen, bei denen ‚wir‘ jetzt einmarschieren, die wollen uns Böses und sind minderwertig“. 1942 wird ihr Vater an die Ostfront eingezogen. In Heidis Augen „darf“ er jetzt auch ein Held werden, er darf das Vaterland verteidigen. Aber in seinen Feldpostbriefen stehen Dinge, die das Mädchen zutiefst verunsichern. Es waren nie Jubelbriefe, sondern er schrieb, „ich sehe Schreckliches. Ich sehe so viel Unrecht in Russland. Wenn wir das heimgezahlt bekommen, gibt es uns nicht mehr!“ 06:30-06:45 • SWR BW, SWR RP, SWR SR