TV-Tipps des Tages

16.07.2011 – Islam, Reuter, 2. Weltkrieg, Konstantinopel, Muslime, Osmanisches Reich

TV-Tipps des Tages sind: Vielfalt des Islam; Ernst Reuter – Als er starb, folgte eine Million Menschen seinem Sarg; Gesichter des Islam; Geheimauftrag Konstantinopel; Film von Manfred Baur und Hannes Schuler; Der Sohn des Scheichs -Ein farbenprächtiger, sehr aufwendig inszenierter Wüstenabenteuerfilm

Vielfalt des Islam
Themen: Glaube und Kultur; Männer und Frauen; Frieden und Gewalt; Wissen und Fortschritt

Für alle Muslime gelten die „Fünf Säulen des Islam“: Glaubensbekenntnis, Gebet, Fasten, das Almosengeben und die Pilgerfahrt nach Mekka.Wie die rund 1,2 Milliarden Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft ihre Religion jedoch umsetzen, hängt von der Kultur und der Gesellschaft ab, in der sie leben. Bei der Untersuchung der Themen „Glaube und Kultur“, „Männer und Frauen“, „Frieden und Gewalt“ und „Wissen und Fortschritt“ wird die Vielfalt des Islam deutlich.

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Glaube und Kultur: Welches sind die religiösen Grundlagen des Islam und wie wird dieser Glaube in der muslimischen Welt gelebt? In jeder Kultur erfährt die gemeinsame Religion eine andere Ausprägung. Der Weg führt von der Beschneidung eines dreijährigen Jungen in der Türkei über die Spuren des Propheten Mohammed in der Wüste Saudi-Arabiens bis nach Mekka, dem zentralen Ort der Muslime, und weiter nach Indonesien zur Geburtstagsfeier des Propheten.

Das Selbstverständnis der Geschlechter in der islamischen Kultur ist von der Tradition und der Gesellschaft des Landes geprägt, in der die Mitglieder der Glaubensgemeinschaft leben. Bei einer Hochzeit in Marokko wird die Bedeutung der Ehe für das Verständnis der Geschlechterrollen klar. In Saudi-Arabien treten junge Männer und Frauen mit dem Segen des Königs in einen ersten Dialog. Ganz anders hingegen diskutieren junge Muslime in Deutschland Fragen von Beziehung und Religion.

Junge Muslime, die ihre Wut mit Gewalt ausdrücken, stehen im Blickpunkt der Medien. Das Verhältnis des Islams zur Gewalt hängt jedoch davon ab, wie entsprechende Stellen im Koran ausgelegt werden.

Im Mittelalter waren die islamischen Reiche kulturelle und wirtschaftliche Führungsmächte. Im spanischen Córdoba ist dieses goldene Zeitalter noch präsent. Heute stehen islamische Länder hinter westlichen zurück. (08:15-09:15 • SWR BW, SWR RP, SWR SR)

Ernst Reuter
Als er starb, folgte eine Million Menschen seinem Sarg. Während der Berlin-Blockade hielt Ernst Reuter die berühmteste Rede der Nachkriegszeit und gilt als Retter des freien Berlins. Heute ist das fast vergessen.

Auf dem Höhepunkt der Berlin-Blockade, am 9. September 1948, appellierte Ernst Reuter vor mehr als 300.000 Berlinern an die Völker der Welt, die Stadt nicht preiszugeben. Nach seinem kämpferischen Engagement entschieden die Westalliierten, ihre Berliner Sektoren vor dem Zugriff der Sowjets zu schützen. Reuter wurde als Retter des freien Berlin gefeiert. Amerikanische Präsidenten haben sich auf ihn bezogen.

Ernst Reuter war ein entschiedener Verteidiger der jungen Demokratie im Nachkriegsdeutschland. Er hat Geschichte geschrieben, war im Ausland zunächst bekannter als Konrad Adenauer. Und dennoch ist dieser Mann heute fast vergessen, der Spross einer bürgerlich-preußischen Familie, Sozialdemokrat und Kriegsgefangener im Ersten Weltkrieg, bolschewistischer Kommissar im revolutionären Russland. Zurück in Deutschland wurde er Generalsekretär der KPD, die ihn später ausschloss. Reuter machte sich ab 1926 als sozialdemokratischer Verkehrs- und Stadtplaner von Groß-Berlin und Oberbürgermeister von Magdeburg einen Namen. Nach Hitlers „Machtergreifung“ KZ-Haft, 1935 Emigration nach London und weiter in die Türkei, wo er die moderne türkische Stadt- und Verkehrsplanung begründete und an der Hochschule lehrte. 1946 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde nach der Berlin-Blockade erster Oberbürgermeister von Westberlin. Nach seinem Tod 1953 geben ihm mehr als eine Million Menschen das letzte Geleit – ein einzigartiges Ereignis der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Die Dokumentation folgt Reuters Lebensstationen und zeigt die widersprüchlichen und schillernden Facetten eines Getriebenen, ein zerrissenes Leben voller Höhen und Tiefen, voller Erfolge und Irrwege. In einer filmischen Spurensuche in Deutschland und Russland werden bisher unveröffentlichte Archivaufnahmen erstmals dem Publikum zugänglich gemacht und mit Neuinszenierungen dramaturgisch und visuell verstärkt. Zeitzeugen wie Helmut Schmidt, für den Reuter ein wichtiges politisches Vorbild ist, oder Egon Bahr kommentieren sein Wirken. Ernst Reuters Sohn Edzard führt zu den Originalschauplätzen und erzählt aus dem Leben seines Vaters. (11:30-12:15 • NDR Hamburg, NDR Mecklenburg-Vorpommern, NDR Niedersachsen, NDR Schleswig-Holstein)

Gesichter des Islam
Wichtige muslimische Intellektuelle wie Tarik Ramadan oder der jüngst verstorbene Nasr Abu Zeyd beschäftigen sich mit historischen, sozialen und religiösen Aspekten im Verhältnis des Islams zur Gewalt.

Im Istanbuler Tonstudio erhebt die verschleierte Künstlerin Habibe ihren Klageruf gegen Gewalt, und der Meisterkalligraph Hüseyn Kutlu erklärt die Grundaussagen des Korans anhand seiner Entstehungsgeschichte. In England stellt sich Scheich Tahir-ul-Qadri mit der Veröffentlichung einer 600-seitigen Fatwa dem islamischen Terrorismus entgegen, und Streetworker arbeiten mit jungen Männern, die in den Extremismus abzudriften drohen. In Indonesien zeigt die Sendung junge Schülerinnen und Schüler eines religiösen Internats, dessen Leiter sich aus tiefstem Herzen dem indonesischen Prinzip der Toleranz und des gegenseitigen Respekts verpflichtet fühlt. (16:30-17:00 • HR)

Gesichter des Islam
Männer und Frauen – „Männer und Frauen“ zeigt Musliminnen und Muslime und das Selbstverständnis der Geschlechter in Marokko, Deutschland und Saudi-Arabien.

In der Königsstadt Fes erleben wir eine traditionelle Hochzeit und die Ehe als nach wie vor verpflichtende islamische Lebensweise. Beim Jahrestreffen der Muslimischen Jugend Deutschland diskutieren junge Leute im hessischen Bad Orb Fragen von Beziehung und Religion. In Fes erleben wir die junge Designerin Faouzia Anafi als Chefin von sechs Männern und als gehorsame Tochter, während unweit der 1000 Jahre alten Moschee die HipHopper der Gruppe F’assi – gläubige und in ihre Familien integrierte junge Leute – ihre Beats durch die Gassen schallen lassen. In einem Haus für ledige Mütter in Casablanca zeigt sich die harte Seite der Lebensrealität muslimischer Frauen. Zerah Yilmaz, Leiterin der Begegnungsstätte der neuen Moschee in Duisburg-Marxloh, verblüfft mit offenen Worten, während junge Männer und Frauen in Saudi-Arabien mit dem Segen des Königs in einen ersten Dialog treten.

„Gesichter des Islam“ ist eine dokumentarische Entdeckungsreise in die Welt von 1,5 Milliarden Muslimen. Die aufwendige Reihe führt zu Menschen, die den Islam als Religion und Lebensweise praktizieren, ihn als Weltanschauung und gesellschaftliche Kraft verstehen und modernisieren wollen. Sie führt zu Orten seiner Geschichte und in den Alltag – von Moscheen und Märkten bis zu Schulen, Werkstätten und Musikstudios. In so unterschiedliche Länder wie Saudi-Arabien und Indonesien, die Türkei und Ägypten, Deutschland, Großbritannien, Spanien und Marokko.

In den vier Dokumentationen werden bei Begegnungen und in Interviews Fragen nach aktuellen Perspektiven gestellt: Wie prägen Religion und Traditionen den Alltag? Wie entwickeln sich die Rollen von Männern und Frauen? Wie wirken die friedlichen und die gewaltsamen Aspekte des Glaubens in der islamischen Welt? Und wie offen sind islamische Gesellschaften für den Fortschritt?

Angelehnt an die Fernsehfassung sind Hörfunkfeatures entstanden, die eine Fülle an Zeugnissen zu radiophonen Hörstücken verarbeiten und begleitend zur Fernsehausstrahlung in den Hörfunkprogrammen der ARD gesendet werden. Ebenfalls in Planung ist eine um 45 Minuten erweiterte Fassung dieser vierteiligen Dokumentation in den Dritten Programmen der ARD.

Konzipiert hat die Reihe Reinhard Baumgarten (SWR). Die Bücher schrieben Hartmut Schwenk und Hannes Schuler, Regie führte Hannes Schuler.

Die Produktion hatte Hartmut Schwenk. Die Reaktion übernahmen Uwe Bork (SWR), Klaus Wölfle (BR), Werner Grave (NDR), Friederike Sittler (RBB), Thorsten Jantschek (RB), Barbara Lessel-Waschbüsch (SR), Andrea Ernst (WDR), Barbara Krenn (ORF) wie Christa Miranda (SF). Eine Produktion der Schwenk Film für SWR, ORF, SF. (18:02-18:30 • RBB Berlin, RBB Brandenburg)

Geheimauftrag Konstantinopel
Dokumentation (Kultur – Mittelalter) – Film von Manfred Baur und Hannes Schuler – (aus der ZDF-Reihe „Metropolis“)

1437 ist Konstantinopel von den osmanischen Truppen eingeschlossen. Sich aus eigener Kraft zu befreien, ist unmöglich. Längst sind die Truppen der Stadt auf ein winziges Verteidigungsheer reduziert. Einzig die Stadtmauern halten den Feind auf. Da macht der päpstliche Gesandte Nikolaus von Kues dem Herrscher ein Angebot. Der Film „Geheimauftrag Konstantinopel“ dokumentiert einen der spannendsten Momente mittelalterlicher Geschichte. (05:20-06:05 • 3sat)

Der Sohn des Scheichs
Spielfilm – „Der Sohn des Scheichs“ ist ein farbenprächtiger, sehr aufwendig inszenierter Wüstenabenteuerfilm – malerische Oasen, große Reiterheere, orientalische Kultur bilden den Hintergrund für einen mutigen Rachefeldzug und eine Liebesromanze.

Um 1850. Grausam herrscht Emir Omar in seiner abgelegenen ägyptischen Provinz, jegliches Aufbegehren der Wüstenbewohner wird mit dem Tode bestraft. Aber Omar raubt nicht nur und plündert, er sucht sich auch die schönsten Mädchen für sein Vergnügen aus. Als er eines Tages Leila, die Tochter von Scheich Hassan, entführt und tötet, ist das Maß für ihren Bruder Kerim voll. Er schwört Omar Rache und Vergeltung. Da er die Wüstenstämme nicht vom gemeinsamen Kampf gegen Omar überzeugen kann, wird er zum geheimnisvollen Reiter. Bald ist sein Ruf als „der Scheich mit der schwarzen Maske“ legendär und immer mehr der unterdrückten Beduinen schließen sich ihm an.

Eines Tages trifft Kerim auf Prinzessin Fawzia, Tochter von Omars Berater Mansur und Nichte des osmanischen Vizekönigs in Kairo. Sie reist im Gefolge von Zahira, der Geliebten von Omar, die in Kairo Waffennachschub organisiert hat. Kerim verliebt sich in die junge Frau. Als Omar von Zahira erfährt, dass die Waffenlieferung von Prinz Achmed überbracht und gleichzeitig seine Amtsführung untersucht werden soll, hat Omar einen teuflischen Plan. Er will Achmed töten und den Mord dann dem Scheich mit der schwarzen Maske anlasten. Glücklicherweise erfährt davon die Dienerin Selima, die einst auch ihre Tochter durch Omar verlor. Als Kerim im Palast auftaucht, um Fawzia wiederzusehen und ihr seine Liebe zu gestehen, kann ihm Selima von Omars Plan berichten.

Nun überstürzen sich die Ereignisse. Omar zwingt Fawzia zur Heirat, indem er ihren Vater, seinen Berater, in den Kerker steckt und die junge Frau mit der Ermordung ihres Vaters erpresst. Kerims Leuten gelingt es dank Selima, den Überfall auf Prinz Achmeds Karawane durch Omars Soldaten zurückzuschlagen. Prinz Achmed trifft sich mit den Scheichs und ermächtigt sie zum Aufstand gegen den Emir, genügend Waffen hat er im Tross. Kerim, der großes Blutvergießen vermeiden und zugleich seine Fawzia so schnell wie möglich befreien will, erscheint bei Omar als Prinz Achmed. Er will ihm die aus Kairo mitgebrachten Waffen zeigen und ihn damit in einen Hinterhalt locken. Doch Zahira erkennt ihn. Kerim, seine Leute und Fawzia werden eingekerkert, das Paar grausam gefoltert. Doch glücklicherweise ist Prinz Achmed mit den nun verbündeten Wüstenstämmen auf dem Weg zu Omars Festung.

Die Titelrolle spielt Gordon Scott, der in den 1950er- und 1960er-Jahren im italienischen Sandalenfilm und im Italowestern Berühmtheit erlangte. (06:30-07:55 • MDR Sachsen, MDR Sachsen-Anhalt, MDR Thüringen)