Gesundheit

Erster deutsch-türkischer Diabetes-Pass

In Deutschland leben mindestens 600 000 Migranten mit Diabetes, die meisten von ihnen sind schlecht versorgt, da es zu wenig geeignete Schulungs- und Behandlungskonzepte für Migranten mir Diabetes gibt.

Zum ersten Mal wird es anlässlich des Internationalen Tages der Migranten am 18.12. 2010 einen „Gesundheitspass Diabetes“ in deutsch-türkischer Sprache geben. Grünen-Politiker und Sozialpädagoge Cem Özdemir, der die Patenschaft übernommen hat, sagt in Anspielung auf die grüne Farbe des Passes: „Grün ist in diesem Fall die Hoffnung für 600.000 Migrantinnen und Migranten mit Diabetes in Deutschland. Zu oft steht eine Sprachbarriere regelmäßigen Arztbesuchen im Weg. Der deutsch-türkische Diabetes-Pass ermöglicht Betroffenen nun, diese Barriere zu überwinden und mit behandelnden Ärzten in den Dialog zu treten. Der Pass erleichtert die Kommunikation zwischen Patient und Arzt und trägt somit aktiv zur Gesundheit und Integration bei.“

Diabetesberaterin Elisabeth Schnellbächer, Vorstandsmitglied diabetesDE und stellvertretende Vorsitzende des VDBD führt aus: „Wir erleben täglich in der Diabetes-Beratung, dass türkische Mitbürger aufgrund von Sprachproblemen auch einfachsten Anweisungen auf Deutsch nicht folgen können. Dies hat fatale Folgen. Bedingt durch die Sprachbarriere meiden viele Migranten Unterweisungen und Schulungen. Wir haben daher einen zweisprachigen Pass entwickelt. Er ist das erste produktneutrale Instrument und vereinfacht die Kommunikation zwischen türkisch sprechenden Betroffenen und ihrem therapeutischen Team.“

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Die 2002 gegründete AG „ Diabetes & Migranten“ der DDG setzt sich seit Jahren für eine verbesserte Versorgungsforschung sowie die Berücksichtigung von Migranten in den Disease-Management-Programmen (DMP) ein. Die AG weist auf Studienergebnisse hin, die belegen, dass es den Ärzten oft nicht gelingt, den Diabetes bei Migranten mit Diabetes optimal einzustellen:

Download: Der deutsch-türkische Diabetes-Pass wird herausgegeben von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und dem Verband der Diabetes Beratungs- und Schulungsberufe (VDBD) und der Gesamtorganisation diabetesDE. Der Pass entstand in Zusammenarbeit mit der Türkischen Diabetes Gesellschaft und Frau Prof. Sehnaz Karadeniz. Eine PDF-Version des Passes gibt es als kostenloses Download.

So lag der HbA1c bei 70 Prozent der türkischsprachigen Patienten mit über 7,0 über den Normwerten. Der Blutdruck war bei fast der Hälfte der Teilnehmer mit über 140/80 mmHg zu hoch. Experten gehen davon aus, dass viele Migranten sozial benachteiligten Gruppen angehören. Im Gegensatz zu deutschen Bürgern, gehen sie seltener zu Vorsorgeuntersuchungen, wie etwa der Schwangerschafts-, Kinder-, Krebs- oder Herz-Kreislauf-Vorsorge. Nicht in türkischer Sprache abgehaltene Beratungen und Schulungen zu Diabetes stellen für sie ein großes Problem dar. Das sind Faktoren, die das Diabetes-Selbstmanagement erheblich erschweren und das Risiko von Folgeerkrankungen erhöhen. (sb)