PISA 2009

Türkische Eltern sind besorgt um ihre Kinder

Die Föderation Türkischer Elternvereine in Deutschland zeigt sich nach den PISA Ergebnissen 2009 besorgt um Migrantenkinder. Sie fordert eine grundlegende Reform, „des stark und zu früh selektierenden Schulsystems in allen Bundesländern“.

Die Föderation Türkischer Elternvereine in Deutschland e.V (FÖTED) zeigt sich nach dem Bekanntwerden der PISA-Studie 2009 besorgt. Die Ergebnisse machten deutlich, dass viele Schüler „gleich doppelt benachteiligt sind“. Und besonders betroffen von den Mängeln des deutschen Bildungssystems seien Kinder mit Migrationshintergrund.

„Die Daten zeigen, dass inzwischen fast 26 Prozent der fünfzehnjährigen Schülerinnen und Schüler in Deutschland aus eingewanderten Familien stammen. Allerdings bleibt Deutschland bei den Maßnahmen zur sprachlichen Förderung von Schülerinnen und Schülern mit anderer Herkunftssprache hinter den anderen OECD-Staaten zurück“, so die Bundesvorsitzende der FÖTED, Berrin Alpbek.

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Gleiche Bildungschancen = gute Leistungen
Ein zentraler Befund der Untersuchung ist: Wenn allen Schülern möglichst lange gleiche Bildungschancen geboten werden, schneiden sie im Durchschnitt besser ab und ihre Leistungen hängen vergleichsweise wenig von sozialer Herkunft ab. Alpek: „Besorgnis erregend aus unserer Sicht ist, dass immer noch in keiner vergleichbaren Industrienation die Abhängigkeit von Bildungserfolg und sozialer Herkunft so ausgeprägt ist wie in Deutschland.“

FÖTED blickt mittlerweile auf eine 15 jährige Geschichte zurück und versteht sich als Sprachrohr der Eltern mit türkischer Herkunft. Sie setzen sich für die Verbesserung der Chancen türkischstämmiger Kinder im Erziehungs-, Bildungs- und Berufsbildungsbereich bundesweit mit mehr als 60 Mitgliedsvereinen ein.

So besucht in Deutschland nur etwa ein Drittel der fünfzehnjährigen Schüler mit Migrationshintergrund Schulen im Sekundarbereich, in denen zusätzlicher Förderunterricht in der Landessprache angeboten wird. Im OECD-Durchschnitt liegt dieser Prozentsatz fast doppelt so hoch. Gezielte Sprachförderung ist demnach auch in weiterführenden Schulen nötig, einschließlich des Gymnasiums, und in höheren Jahrgangsstufen.

Selektierendes Schulsystem abschaffen
„Wir unterstützen die Forderungen der Staatsministerin für Integration und Migration Frau Prof. Dr. Böhmer, dass für mehr individuelle Förderung der Kinder mit Migrationshintergrund mehr Geld, Zeit und interkulturell ausgebildete Lehrkräfte sowie Schulpsychologen und Sozialarbeiter in den Schulen notwendig seien aber wünschen uns von Frau Böhmer mehr Unterstützung bei unseren Forderung nach einer grundlegenden Reform, des stark und zu früh selektierenden Schulsystems in allen Bundesländern“, so die FÖTED Bundesvorsitzende.

Diese Reform müsse neben Deutsch auch die Mehrsprachigkeit und den Wert sprachlicher und kultureller Vielfalt im Einwanderungsland Deutschland anerkennen und sie fördern.

Alpek abschließend: „Wir als Elternverband nehmen unsere Verantwortung wahr und leisten Informations- und Bildungsarbeit, indem wir Eltern durch verschiedene Angebote wie Elternseminare über das Bildungswesen und Mitwirkungsmöglichkeiten in den Bildungseinrichtungen unterrichten und deren Erziehungskompetenzen erweitern.“ (sb)