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Stellt Sarrazin globale Probleme in den Schatten?

Der Bundesbanker und ehemalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin dominiert seit einigen Tagen die Schlagzeilen in unserem Land. Jede zweite Diskussionsrunde im Fernsehen beschäftigt sich mit dem Mann, über dessen berufliche Zukunft nun Bundespräsident Christian Wulf entscheiden darf. Keine leichte Aufgabe.

Sarrazin hat etwas getan, was jährlich Tausende von Mal in Deutschland geschieht, er hat ein Buch veröffentlicht. „Deutschland schafft sich ab“, aber wer hat das Buch schon gelesen? Um mitreden zu können, muss man informiert sein, am besten aus einer primären Quelle und nicht nur aus dem ganzen Sekundärmaterial. Ich habe das Buch gelesen, meine Meinung gebildet. Und jetzt lege ich es beiseite.

Haben wir auf der Welt nicht viel größere Probleme. In gut zwei Wochen wird in New York Bilanz gezogen. Die Vereinten Nationen beschäftigen sich mit ihrer Millenniumserklärung, die am 8. September 2000 von 189 Staats- und Regierungschefs unterzeichnet wurde. Was steckt dahinter? In 5 Jahren, also 2015, soll die weltweite Armut drastisch verringert sein. Das Ziel droht zu scheitern. Einen verbindlichen Aktionsplan gibt es bis heute nicht, auch in Deutschland nicht.

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Die ersten zehn Jahre sind ohne merklichen Erfolg vergangen und auch die globale Finanzkrise hat einige Länder die Vereinbarungen aus den Augen verlieren lassen.

Bereits 2002 hat der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan die weltweite UN-Millenniumskampagne mit ins Leben gerufen, mit dem Ziel, die Menschen dabei zu unterstützen ihre Regierungen an ihre selbst gesetzten Ziele zu erinnern.

Eine Mission, die sich am vergangenen Mittwoch auch in Berlin wieder in Erinnerung gerufen hat. Eveline Herfkens, eine der Gründerinnen der Kampagne präsentierte ihre prominenten Unterstützer in Deutschland auf einer Pressekonferenz. Unter dem Motto „Mit dir sind wir viele im Kampf gegen Hunger und Armut“ setzen sich auch der Schauspieler Benno Fürmann und der Musiker David Garrett für die Kampagne ein. Es geht um eine deutliche Trendwende, so der Geiger David Garrett, „um die verbleibenden fünf Jahre zu nutzen und damit Millionen von Menschen das Leben zu retten“.

Zwei eindrucksvolle Werbespots und Anzeigenmotive sind entstanden. Eine Reihe von Verlagen, Fernseh- und Radiostationen in Deutschland wird sie ohne Bezahlung präsentieren. Ein wichtiger Beitrag zur Information der Menschen. Auf einer Webseite oder bei Facebook kann jeder persönlich sein „I Like“ geben und auch seine Stimme für die Aktion geben.

Es geht auch hier um Emotionen. Transportiert sicher auch durch „Beethovens 5te“ in der Version von David Garrett, mit der sich der Musiker an den weltweiten Aktionstagen „Stand Up – make noise against poverty“ beteiligt. Vom 17. bis 19. September 2010 werden weltweit Millionen von Menschen die Gipfelteilnehmer an ihre Versprechen erinnern.

Hoffentlich werden dann die Talkrunden im Fernsehen von den Themen der UN-Millenniumskampagne beherrscht sein, nicht das wird bald über das Buch mit dem Titel „die Welt schafft sich ab“ diskutieren müssen.