Man werde mit dem Beginn der Vorlesungen nicht bis zur Beendigung der Bauarbeiten warten, sagte der deutsche Botschafter der Türkei, Eckardt Cuntz. Stattdessen wolle man ein geeignetes Gebäude anmieten und zum nächsten Wintersemester mit den Vorlesungen beginnen. Beate Schindler-Kovats vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) steht dem jedoch skeptisch gegenüber. „Ein reguläres Studienprogramm wird sicher schwierig“, sagte sie der „tageszeitung“.
Zugangsvoraussetzungen noch unklar
Während die Türkei insbesondere für das Gelände und das Gebäude der Einrichtung zuständig ist, soll beim Aufbau der Hochschule ein Konsortium behilflich sein, das aus 26 deutschen Universitäten sowie dem DAAD besteht. Für die Errichtung der geplanten Fakultäten der DTU hat je eine federführende deutsche Hochschule die Koordinierung auf deutscher Seite übernommen. Finanziert wird diese Kooperationsleistung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einem Zuschuss in Höhe von etwa 40 Millionen Euro.
An der DTU sollen deutsche und türkische Dozenten unterrichten. Auch werde Deutsch nicht die alleinige Unterrichtssprache sein. „Deutsch ist kein Dogma, einige Fächer werden sicher auch auf Türkisch oder Englisch gelehrt“, so Schindler-Kovats. Es sei aber noch unklar, wie die Zugangsberechtigungen an die Universität gestaltet werden und ob die Allgemeine Hochschulreife für deutsche Bewerber ausreichen wird.
Symbol für die engen politischen Beziehungen
„Die geplante Hochschule wird eine staatliche Universität sein“, sagte die türkische Bildungsministerin Nimet Cubukcu am Mittwoch im Parlament. „Das ist unsere Universität und die dort Lernenden sind Studenten unseres Landes“, stellte Cubukcu klar. Die beiden Oppositionsparteien hatten angesichts der deutschen Haltung zur EU-Mitgliedschaft der Türkei die Gründung der Universität zuvor kritisiert.
Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu begrüßte die Entscheidung ausdrücklich. Durch die DTU würden Deutschland und die Türkei politisch näher rücken, sagte Davutoglu beim Besuch der deutschen Schule in Istanbul. Premierminister Erdogan hatte zuvor am Dienstag verkündet, dass die neue Universität auf der asiatischen Seite des Bosporus im Stadtteil Beykoz entstehen soll.
„Stärkung der deutsch-türkischen Wissenschaftsbeziehungen“
Und auch von deutscher Seite nur erfreute Töne: „Die Deutsch-Türkische Universität ist ein zukunftsweisendes Projekt, das die deutsch-türkischen Wissenschaftsbeziehungen erheblich intensivieren wird“, sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan. „Ich freue mich außerdem, dass man für die geplante Universität ein sehr attraktives Grundstück im Istanbuler Stadtteil Beykoz zur Verfügung stellt.“
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel verspricht sich „sehr viel von dieser deutsch-türkischen Universität“ und betrachtet sie als ein Beispiel dafür, „wie sich unsere Ausbildungsaktivitäten annähern können und wie wir mehr kooperieren können, um so auch die Fachkräfte zu bekommen, die in der Wirtschaft und in den Ingenieurbereichen so dringend notwendig sind.“