Türkische Presse Europa

26.03.2010 – Auslandstürken, Merkel, Türkei-Besuch

Die Europaausgaben der türkischen Zeitungen berichten unter anderem über die Verabschiedung des Gesetzes zur Errichtung des Präsidiums für Auslandstürken. Die Türkei-Reise der Bundeskanzlerin Angela Merkel bildet den zweiten Schwerpunkt in der Berichterstattung der türkischen Presse. Weitere Themen sind die Gründung einer deutsch-türkischen Universität in Istanbul und die Ausbildungsinitiative von Schavan und Böhmer.

Gesetz zur Errichtung des Präsidium für Auslandstürken verabschiedet
Der Schwerpunkt der heutigen Berichterstattung in den Europaausgaben der türkischen Zeitungen ist die Gründung des Präsidiums für Auslandstürken in Ankara. Das türkische Parlament habe dem Gesetzesentwurf der Regierung zugestimmt. Das Präsidium soll sich mit den Problemen der türkischstämmigen Menschen im Ausland beschäftigen und Lösungen erarbeiten sowie soziale, kulturelle und wirtschaftliche Netzwerke bilden. Es seien auch Koordinierungsbüros im Ausland geplant. Abgeordnete der Oppositionsparteien hätten bei der Besprechung im Plenum zudem angeregt, das Präsidium in ein Ministerium umzuwandeln. Diese Arbeit sei längst hinfällig gewesen. (SABAH, TÜRKIYE, ZAMAN)

Der ZAMAN-Kolumnist Ismail Kul kritisierte in diesem Zusammenhang die Aufregung in Deutschland. Den Vorwurf, die Türkei erschwere damit die Integration der türkischstämmigen Menschen in Deutschland, sei nicht ernsthaft. In Europa fühle man sich zwar für die Christen in der Türkei verantwortlich. Aber wenn sich die Türkei nun um seine eigenen Bürger im Ausland kümmert, regte sich so manch einer auf. Sollten deutsche Politiker nun aber meinen, diese Menschen sind deutsche Bürger, verlangt Kul eine dementsprechende Behandlung.

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Bundeskanzlerin besucht die Türkei
Die Türkei-Reise der Bundeskanzlerin Angela Merkel bildet den zweiten Schwerpunkt in der Berichterstattung der türkischen Presse. Die SABAH schwenkt den Blick auf die Forderung Erdogans, türkische Gymnasien in Deutschland zu gründen. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Kenan Kolat, habe betont, dass das Grundgesetz dies ermöglicht.

Er selbst habe in der Türkei eine österreichische Schule besucht. Erdogan müsse seinen Vorschlag aber konkretisieren. Der Grünen-Politiker Mehmet Kilic hält türkische Eliteschulen in Deutschland für sinnvoll. Primär müssten bei dem Treffen aber die Strapazen bei der Familienzusammenführung besprochen werden. Der türkische Ministerpräsident müsse über die Probleme der Türken in Deutschland generell und umfassen informiert werden, glaubt hingegen Dr. Yasar Bilgin, Mitglied im Landesvorstand der CDU in Hessen.

Die TÜRKIYE titelt unterdessen, dass die Bundeskanzlerin den türkischen Ministerpräsidenten sehr schätzt. Die Zeitung beruft sich dabei auf einen Artikel aus der Rheinischen Post. Die HÜRRIYET berichtet dagegen, dass die Worte Erdogans die Deutschen aufgebracht habe. So habe unter anderem Josef Wagner von der Bild-Zeitung kommentiert, dass Erdogan in Deutschland „nichts zu melden“ hat: „Was wir vor allem nicht brauchen, sind Sie, Herr Erdogan. Sie sind nicht der türkische Vizekanzler Deutschlands. Sie haben hier nichts zu melden.“ Wolfgang Bosbach von der CDU habe Erdogan zudem vorgeworfen, eine Parallelgesellschaft zu fördern.

Deutsche Universität: „Merkel hat die Geste nicht verdient“
Die Republikanische Volkspartei (CHP) hält die Gründung einer deutschen Universität in der Türkei für das falsche Signal, berichtet die HÜRRIYET. Angela Merkel habe diese Geste nicht verdient, sagte Engin Atalay bei einer Besprechung im türkischen Parlament. Insbesondere die Haltung Deutschlands zur EU-Mitgliedschaft der Türkei sei nicht hinnehmbar. Vielmehr müsse die Universität auf deutschem Boden gegründet werden. Dort lebten immerhin über drei Millionen Türken. Die Nationalistische Volkspartei (MHP) habe die Gründung der Universität zwar begrüßt, aber zugleich eine türkische Universität in Deutschland gefordert.

Schavan und Böhmer starten Ausbildungs-Initiative für junge Migranten
Die Ministerin Annette Schavan und Staatsministerin Maria Böhmer starten gemeinsam eine Ausbildungs-Initiative für junge Migranten, berichtet die HÜRRIYET. Ziel der Initiative sei es, die wachsende Wirtschaftskraft von Betrieben mit Inhabern mit Zuwanderungsgeschichte verstärkt zur Schaffung neuer Ausbildungsplätze zu nutzen. „Mit einer eigenen Ausbildung können die Unternehmen den eigenen Fachkräftenachwuchs sicherstellen und einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels beitragen“, sagte Schavan. „Junge Migranten sind die Fachkräfte von morgen. Das ist eine zentrale Botschaft der Initiative“, betonte Staatsministerin Böhmer.