Türkische Presse Europa

13.01.2010 – Grüne, EU-Beitritt Türkei, Türkisch, Israel

Die Europaausgaben der türkischen Zeitungen befassen sich unter anderem mit der Entscheidung des nordrhein-westfälischen Schulministeriums, den Unterricht in den Herkunftssprachen zu stärken. Weiterer Schwerpunkt der Berichterstattung ist die diplomatische Krise zwischen Israel und der Türkei. Weitere Themen sind der Neujahrsempfang des Bundespräsidenten, Rückblick auf 30 Jahre Grüne, EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei, u.v.m.

Polizisten sollen türkischen Staatsbürger misshandelt haben
Ein 37-jähriger türkischer Staatsangehöriger sei in der Nacht bei einer Personenkontrolle in Neuendettelsau (Bayern) durch Polizeibeamte misshandelt worden, berichtet die TÜRKIYE. Grund für die Gewalttätigkeit der Polizeibeamten soll das Fehlen des Personalausweises gewesen sein, erklärte das Opfer der Zeitung. Die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken, Elke Schönwald, habe die Vorwürfe zurückgewiesen.

Terror trifft Muslime doppelt
Islamische Religionsgemeinschaften haben Gewalt und Terror im Namen des Islams verurteilt, berichtet die ZAMAN. Gleichzeitig warnen der Islamratsvorsitzender Ali Kizilkaya, der Dialogbeauftragter der VIKZ, Erol Pürlü und der KRM-Sprecher Bekir Alboga davor, alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen. Es sei festzustellen, dass Islamfeindlichkeit in den letzten Monaten erschreckende Ausmaße angenommen hat. Der Terror treffe die Muslime doppelt, sagte Kizilkaya der ZAMAN. Alboga kündigte ein Antidiskriminierungsbüro zur Bekämpfung der Islamfeindlichkeit an. Die Redaktion bezeichnet die Antiterrormaßnahmen in Deutschland indes als Ausdruck einer “Paranoia”.

___STEADY_PAYWALL___

Türkisch als Fremdsprache an Schulen in NRW
In Nordrhein-Westfalen ist zum Jahresbeginn eine Neufassung des Erlasses zum „Unterricht für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte“ in Kraft getreten. Das Ministerium für Schule und Weiterbildung teilte mit, dass nach intensiver Abstimmung mit den Elternverbänden der Zuwanderer der Unterricht in den Herkunftssprachen gestärkt wurde. Der herkunftssprachliche (muttersprachliche) Unterricht soll in Nordrhein-Westfalen schrittweise in den weiterführenden Schulen in einen Fremdsprachenunterricht überführt werden. Dadurch wird die Herkunftssprache als zweite oder dritte schulische Fremdsprache anerkannt und damit entsprechend aufgewertet. An Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien war dies bereits möglich, an der Hauptschule nunmehr ebenfalls als Modellversuch seit diesem Schuljahr 2009/2010. (SABAH, MILLIYET, HÜRRIYET).

Bundespräsident würdigt engagierte Bürger bei Neujahrsempfang
Bundespräsident Horst Köhler hat im Schloss Bellevue zum Jahresbeginn Vertreter des öffentlichen Lebens empfangen. Unter den mehr als 300 Gästen sind auch 64 Bürger, die sich in Ehrenämtern Verdienste erworben haben. Dazu gehörte laut SABAH und MILLIYET auch der Sohn des ersten “Gastarbeiters”, der 1970 zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten eingeladen worden war. Hüseyin Aral ist heute Augenarzt in Köln. Aral habe Köhler als Geschenk ein Bildnis von Mustafa Kemal Atatürk, dem Begründer der Republik Türkei sowie ein Buch seines Großvaters über Augenkrankheiten bei Tieren übergeben.

Einkaufsführer für Muslime erscheint in 4. Auflage
Die TÜRKIYE stellt den Einkaufsführer für Muslime der Verbraucherzentrale vor. Die neue Auflage sei umfangreicher, als die drei bisherigen. So seien neben den Kapiteln zum Lebensmittelrecht auch wichtige Informationen zu einer gesunden Ernährung hinzu gekommen. Der für muslimische Verbraucher wichtigste Teil sei jedoch der Abschnitt mit den Produktlisten. Hier sind die Lebensmittel aufgeführt, die nach Angaben der Hersteller kein Fleisch, keine Fette, Öle oder Zusatzstoffe von Schlachttieren und keine alkoholischen Zutaten enthalten.

Rückblick auf 30 Jahre Grüne
Die ZAMAN blickt in ihrer heutigen Ausgabe auf die bisherige Geschichte der Partei zurück. Vor 30 Jahren aus sozialen Bewegungen entstanden, seien die Grünen mittlerweile fest im politischen System der Bundesrepublik verankert. Die Partei sei der Prototyp einer erfolgreichen Bewegungspartei, die ihre Unterstützung insbesondere in den unteren Schichten der Bevölkerung erfahren habe. Die Grünen hätten jedoch spätestens mit der Agenda-Politik ihre Eigenschaft als Milieupartei verloren.

Rechtsanspruch auf Kita-Platz nicht einlösbar
Der von der Bundesregierung versprochene Anspruch auf einen Krippenplatz ist in Gefahr, schreibt die TÜRKIYE. Gerade ein Jahr ist das Gesetz in Kraft. Doch der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für Kleinkinder ab dem Jahr 2013 werde „nicht einzulösen sein“, warnte Gerd Landsberg, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. „Ohne weitere Finanzhilfe werden es die Kommunen nicht bewältigen können, den Rechtsanspruch umzusetzen, so sehr sie sich auch anstrengen“, bestätigte sein Kollege Stephan Articus vom Deutschen Städtetag.

Bülent Arslan (CDU): Türkei ist für einen EU-Beitritt noch nicht bereit
Der Vorsitzende des deutsch-türkischen Forums in der CDU, Bülent Arslan, hält es für richtig, die Frage eines EU-Beitritts der Türkei offen zu lassen. Heute sei die Türkei zwar nicht für einen Beitritt bereit, sagte er dem Deutschlandfunk. Es habe aber bereits viele Verbesserungen in dem Land gegeben, betonte Arslan. Um diese Entwicklung fortzusetzen, müsse man die Perspektive aufrecht erhalten. (TÜRKIYE)

Die NPD setzt im Wahlkampf auf das Thema Minarettverbot
Die rechtsextremistische NPD habe in Rüsselsheim (Hessen) Fyler mit der Aufschrift „Danke Schweiz“ verteilt. Darin fordert die Partei in Deutschland ein Minarettverbot. „Die NPD setzt im Wahlkampf auf das Thema Minarettverbot“, sagte Adnan Dayankac, Vorsitzender des Ausländerbeirats der Stadt Rüsselsheim, der HÜRRIYET.

Diplomatische Krise: Israel demütigt türkischen Botschafter
Wegen einer schweren Demütigung ihres Botschafters droht die türkische Regierung ihren Gesandten Ahmet Oguz Celikkol abzuberufen, sollte die israelische Regierung sich bis zum Abend nicht entschuldigen. Der stellvertretende israelische Außenminister Danny Avalon hatte Celikkol wegen eines israelkritischen Films im türkischen Fernsehen einbestellt. Bei dem Termin ließ Avalon den türkischen Botschafter auf einem niedrigeren Sofa Platz nehmen und verweigerte ihm den Handschlag. Zudem ließ er Fernsehkameras die Demütigungen aufzeichnen. Die Zeitungen schreiben, dass seit dem Krieg im Gazastreifen vor einem Jahr die türkisch-israelischen Beziehungen deutlich abgekühlt sind. (HÜRRIYET, MILLIYET, SABAH, TÜRKIYE und ZAMAN)