Dieser Ansicht ist auch taz-Redakteur Daniel Bax, der darauf hinweist, dass die Medien und die Gesellschaft im Fall Marwa anders reagiert hätten als beispielsweise nach der Ermordung Hatun Sürücüs, die vor vier Jahren von ihrem Bruder ermordet wurde. Der letztere Fall hatte unmittelbar nach der Tat Diskussion um Zwangsehen und Ehrenmorde entfacht. Im Fall Marwa hingegen reagierten die deutschen Medien und Politiker sehr spät, nämlich erst nachdem im Ausland die Reaktionen darauf zunahmen. Eine Diskussion um Islamophobie in Deutschland fand kaum statt.
Desweiteren verweist Daniel Bax auf eine Studie des Dresdener Meinungsforschers Wolfgang Donsbach, der die Dresdener dazu befragt, welche Nachbarn ihnen besonders unangenehm wären. 10 Prozent nannten Afrikaner, 18 Prozent Osteuropäer und 25 Prozent nannten Türken. Als er seine ausländischen Studenten nach negativen Ergebnissen in Dresden befragte, fand er heraus, dass jeder dritte schon einmal wegen seiner Nationalität beleidigt wurde. Bei Studenten aus dem Nahen und Mittleren Osten war es sogar jeder zweite.
Auch der Soziologe Wilhelm Heitmeyer habe in seiner Langzeitstudie „Deutsche Zustände“ festgestellt, dass Islamfeindlichkeit in Deutschland seit 2001 gestiegen sei. Darüber hinaus würden Publizisten wie Henryk Broder, Udo Ulfkotte, Necla Kelek und Ralph Giordano das Übrige tun um ein negatives Bild vom Islam in der Gesellschaft zu verbreiten. Zu nennen sei da zudem Alice Schwarzer, die das Kopftuch gar als eine „Flagge der Islamisten“ bezeichnete. Somit stünden der Mörder Marwas und auch Thilo Sarrazin nicht alleine mit ihrer Meinung über „Kopftuchmädchen“.
Ferner ist Bax der Meinung, dass das Kopftuchverbot für Lehrerinnen falsche Signale sende. Er bestärke Arbeitgeber darin Bewerberinnen mit Kopftuch abzulehnen. So hätten gut ausgebildete Frauen mit Kopftüchern erhebliche Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. „Die alltägliche Ausgrenzung stellt sich gewöhnlich subtiler dar. Doch Frauen mit Kopftuch finden auch bei bester Qualifikation nur schwer einen Ausbildungsplatz, einen Job oder eine Wohnung.“ schreibt Daniel Bax. Ihm zufolge schüren auch die verdachtsunabhängigen Moscheekontrollen Misstrauen in der Gesellschaft und tragen zum islamfeindlichen Klima bei.
Ressentiment gegen Muslime bezeichnet Bax als die neueste Variante einer Fremdenfeindlichkeit und führt weiter aus: „Dass der Täter von Dresden ursprünglich aus Russland stammt, sollte auch nicht zur Relativierung einladen, sondern an die internationale Dimension dieses religiös begründeten Rassismus erinnern.