Türkische Presse Europa

21.10.2009 – Fremdenfeindlichkeit, Auslandstürken, Feiertag

Die Europaausgaben der türkischen Zeitungen beschäftigen sich unter anderem mit der Forderung von Heinz Buschkowsky, das Kindergeld bei Schulschwänzern zu kürzen, der Fremdenfeindlichkeit in den Haftanstalten und der Warndatei gegen Visa-Missbrauch. Weitere Themen sind: Einführung eines islamischen Feiertages, Integrationsbemühungen in Bayern, Gesetzesentwurf für Auslandstürken.

Islamischer Feiertag in Deutschland
Der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) habe auf die Deutsche Islamkonferenz (DIK), als Ort um die Einführung eines islamischen Feiertages zu diskutieren, berichtet die ZAMAN. KRM-Sprecher Bekir Alboga nannte es „betrüblich“, dass die Frage derzeit auf einer Ebene diskutiert werde, „die weder ergiebige Ergebnisse erhoffen lässt, noch dem Gegenstand die Achtung entgegenbringt, die sie verdient“. Feiertage hätten einen religiösen Wert, betonte Alboga. Die Türkische Gemeinde in Deutschland und ihr Vorsitzender Kenan Kolat sei in dieser Frage deshalb der falsche Ansprechpartner.

Alboga bewertete den Vorschlag von Kolat, an einem muslimischen Feiertag allen Kindern schulfrei zu geben, vielmehr als eine Show. Kolat habe in der Deutschen Islam Konferenz eine islamgegnerische Linie vertreten, erinnerte der KRM-Sprecher. Der Islamratsvorsitzende Ali Kizilkaya sagte diesbezüglich der ZAMAN, dass das Thema nicht auf ihrer Tagesordnung stehe.

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Warndatei gegen Visa-Missbrauch
Die Koalitionsparteien CDU/CSU und FDP wollen eine Warndatei zur Prävention von Visa-Missbräuchen einführen, berichtet die SABAH. Diese Datei soll Informationen über Ausländer enthalten, die unter anderem auffällig häufige Einladungen an Menschen aus visumspflichtigen Staaten verschicken.

Rüttgers ehrt Türkischstämmige als beste Gymnasiastin in NRW
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und die Schulministerin Barbara Sommer haben die besten Schüler aller Schulformen ausgezeichnet. Zu den Absolventen mit der Abschlussnote “Sehr gut” zählte auch dir türkischstämmige Gymnasiastin Hayrunnisa Danisik aus Dortmund. Danisik wird demnächst in Münster Medizin studieren. Die Eltern hätten betont, dass ihre Tochter nicht ausgeschlossen wurde, weil sie ein Kopftuch trägt. (TÜRKIYE, SABAH)

Türkei kümmert sich um ihre Staatsbürger im Ausland
Die Türkei plant die Koordinierung ihrer Beziehungen zu ihren Staatsbürgern im Ausland effizienter zu gestalten, berichtet die SABAH. Der Minister für Auslandstürken, Faruk Celik, habe hierfür einen Gesetzesentwurf vorgelegt. Ziel sei es, die Rechte ihrer Bürger im Ausland zu schützen, sie in den unterschiedlichen Ländern zu organisieren und ihre Bindung zur Türkei aufrecht zu erhalten. Der Entwurf sehe vor, dass für jedes Land ein Stab errichtet wird, zu dem die Bürger direkte Kontaktmöglichkeiten haben sollen.

Neumeyer: „Die Zahl der Integrationsverweigerer ist gering“
Der bayerische Integrationsbeauftragte Martin Neumeyer (CSU) habe bei einer Pressekonferenz mit türkischen Medienvertretern die Diskussion um die Integrationsverweigerung erklärt, dass das eine ganz kleine Gruppe sei. „Wir müssen Vorurteile abbauen“, sagte Neumeyer. Diskussionen um das Kopftuch, den Moscheebau oder die Höhe eines Minaretts als nicht zielführend. Problemen könnte über bessere Bildung und daraus resultierende Ausbildungs- und Berufschancen ebenso wie durch weniger Ausgrenzung entgegengewirkt werden. Hierfür bräuchten die Verantwortlichen die Unterstützung der Eltern. Der CSU-Politiker sprach sich ferner für ein Integrationsministerium aus. Die Anerkennung ausländischer Berufs- und Hochschulabschlüsse müsse in Zusammenarbeit mit den Industrie und Handelskammern geregelt werden. (TÜRKIYE, SABAH, ZAMAN, MILLIYET)

Fremdenfeindlichkeit in Vollzugsanstalten größtes Problem
Hamburgs Justizsenator Till Steffen bezeichnete die Fremdenfeindlichkeit als größtes Problem in den Haftanstalten in Hamburg, berichten die SABAH und TÜRKIYE. Steffen glaube auch nicht, dass die Fremdenfeindlichkeit gänzlich beseitigt werden könne. Das Land Hamburg biete unter anderem Sprachkurse und spezielle Programme an.

2,4 Millionen Euro aus dem Europäischen Integrationsfonds fließen in nordrhein-westfälische Integrationsprojekte
2,4 Millionen Euro seien aus dem Europäischen Integrationsfond für integrationsbezogene Projekte nach Nordrhein-Westfalen geflossen, ist in der SABAH und ZAMAN zu lesen. Die Europäische Union unterstütze mit dem Europäischen Integrationsfonds (EIF) die Integration von Drittstaatsangehörigen, das heißt von Bürgern, die aus Staaten kommen, die nicht der Europäischen Union angehören. Nach den durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge veröffentlichten Zahlen wurden 38 Projekte aus Nordrhein-Westfalen mit einem Fördervolumen von 2,4 Millionen Euro mit Mitteln aus dem Förderjahr 2008 gefördert. Deutschlandweit wurden für insgesamt 125 Projekte Fördermittel mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 8,3 Millionen Euro bewilligt.

Buschkowsky: „Kein Kindergeld für Schulschwänzer“
Der Bürgermeister des Berliner Stadtteils Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), fordert Kindergeldkürzungen bei Schulschwänzern, berichten die SABAH und MILLIYET. Eltern mit Migrationshintergrund aus bildungsfernen Schichten verhinderten durch tradierte Erziehungsmuster die Integration ihrer Kinder. „Die Familien kommen aus Kulturkreisen mit einem Werte- und Sozialisationsgerüst, das von unseren mitteleuropäischen Zivilisationsnormen weit entfernt ist. Der Überlebenskampf, spartanische Existenzgrundlagen, Familienriten, Geschlechterrollen, Gewalt als Herrschafts- und Kommunikationsform haben sie in ihren Herkunftsländern geprägt. Und hier versuchen sie nun, ihr bisheriges Leben hinter verschlossenen Türen zu konservieren. Sie sind nie wirklich angekommen und, was viel schlimmer ist, durch die tradierten Erziehungsmuster verhindern sie die Integration ihrer Kinder“, so Buschkoswsky.