Türkische Presse Europa

20.10.2009 – Auslandstürken, Kopftuch, Bosbach, Mutlu

In der türkischsprachigen Presse vom Dienstag kündigt der türkische Minister für Auslandstürken die Gründung von Landesbüros im türkischen Ausland an. Außerdem erhält Körtings Interview mit dem Tagesspiegel Platz in der Berichterstattung. Außerdem wird das rassistische Spiel gegen Minaretten in der Schweiz kritisiert.

Landesbüros für Auslandstürken
Nach einem Bericht der ZAMAN bereitet die türkische Regierung die Gründung einer Abteilung für die Belange der Auslandstürken vor. Die Abteilung soll sich um die Verbesserung der Situation der über fünf Millionen Auslandtürken kümmern. Ein dazu vorbereiteter Gesetzesentwurf soll in den nächsten Tagen dem Kabinett vorgelegt werden. Die neu zu gründende und dem Minister für die Auslandstürken Faruk Celik beigeordnete Abteilung soll sich besonders um die Probleme der Auslandstürken kümmern und ihre Verbindungen zu ihrer alten Heimat stärken. Auch sollen in den Ländern mit einer großen Zahl von Auslandstürken auch Landesbüros eröffnet werden, die die türkischen Staatsbürger bei Problemen direkt ansprechen können.

Körting: Neutraler Staat mischt sich beim Kopftuch nicht ein
SABAH und HÜRRIYET geben ein Interview des Berliner Innensenators Ehrhart Körting gegenüber dem Tagesspiegel wieder. Körting kritisiert in dem Interview unter anderem den zu zögerlichen Dialog mit den Muslimen. Auch plädierte er für mehr Toleranz im Umgang mit anderen Religionen. So sei er zum Beispiel gegen das Tragen von Kopftüchern, weil es zu oft missbraucht werde, um Frauen zu unterdrücken. „Aber wenn eine Frau aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragen will, muss ich das tolerieren und ihr gegenüber nicht rational begründen, dass religiöse Gründe nicht ziehen“, wird er von den Zeitungen zitiert. Außerdem sei es auch Aufgabe des Staates, „Toleranz zwischen Religiösen und Nicht-Religiösen herzustellen“.

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„Moorhuhn-Jagd“ auf Muezzine in der Schweiz
Nach Berichten von ZAMAN und TÜRKIYE hat die rechtspopulistische schweizer SVP ein antimuslimisches Spiel auf den Markt gebracht, um weitere Unterstützer für ihre Antiminaretten-Initiative zu sammeln. In dem Spiel dominieren Minaretten eine Schweizer Berglandschaft und Gebetsrufer rufen den muslimischen Gebetsruf aus. Die Aufgabe des Spielers ist es, diese Muezzine vom Minarett zu schießen. Wird der Gebetsrufer nicht getroffen, muss sich der Spieler zur „Strafe“ den Gebetsruf vollständig anhören. Für den 29. Oktober ruft die SVP zu einem Referendum gegen den Bau von Minaretten in der Schweiz auf.

Mutlu: Macht die Türken nicht zu schwarzen Schafen
HÜRRIYET und ZAMAN berichten in ihren  Dienstagsausgaben umfangreich von der sonntäglichen Integrationsdebatte bei Anne Will. Während Wolfgang Bosbach (CDU) die Sanktionierung der Nicht-Teilnahme forderte, warnte der Grünen-Politiker Özcan Mutlu davor, Türken zu schwarzen Schafen zu machen. Integration sei keine Einbahnstraße. Türkischen und arabischen Jugendlichen werde vorgeworfen, sich nicht zu integrieren. Dabei zeige gerade der aktuelle OSZE-Bericht, dass türkischstämmige Jugendliche selbst bei gleichen Abschlüssen in Deutschland und Österreich keinen Arbeitsplatz finden können. Mutlu kritisierte auch, dass in letzter Zeit immer wieder Autoren mit türkischem Migrationshintergrund auf dem Buchmarkt auftauchen und vermeintlich die Integrationsunwilligkeit von Türken enthüllen. In diesem Bereich gebe es einen großen Markt und es wäre schade, dass einige um des Profits wegen die Türken als schwarze Schafe missbrauchen.

Wolfgang Bosbachs Aussagen werden dagegen von den Zeitungen als weitgehende Assimilierungsforderungen wahrgenommen. So forderte Bosbach in der Talkrunde von Eltern mit Migrationshintergrund auch zu Hause mit ihren Kindern Deutsch zu sprechen. Man wolle aber mit solchen Forderungen die Migranten nicht germanisieren. Außerdem forderte Bosbach, die Zugewanderten sollten das deutsche Rechtssystem akzeptieren. Damit hätte der Politiker den Eindruck erweckt, als würde es dabei Probleme geben, kritisierte die ZAMAN.