Die Grünen

Gute Integration braucht gute Schulen – Chancengleichheit im Bildungswesen

Die Grünen fordern die nordrhein-westfälische Landesregierung auf, das gesamte Bildungssystem und die Arbeit aller Schulen am Leitbild von Teilhabe und Chancengleichheit zu orientieren. In Deutschland hänge der Bildungserfolg bislang viel zu stark von der sozialen Herkunft ab. „Kinder aus einkommensschwachen Familien und/oder mit Zuwanderungsgeschichte sind in unserem Bildungssystem massiv benachteiligt“, heißt es in einem Antrag der Grünen vom 16. Juni (14/9428). Dass es anders geht, zeigt vorbildlich Kanada.

Migrantenkinder hätten in Deutschland bei gleichen kognitiven Voraussetzungen geringere Chancen, ein Gymnasium zu besuchen und das Abitur zu erwerben, als solche aus einkommensstarken, einheimischen Familien. Der Integrationsbericht 2008 der Landesregierung mache deutliche Aussagen zur Benachteiligung von Migrantinnen und Migranten in NRW und zur mangelnden Integrationsfähigkeit des Schulsystems: „Die Verteilung auf die Schulformen zeigt sehr anschaulich die Unterschiede zwischen den Gruppen. Ausländische und ausgesiedelte Schülerinnen und Schüler sind an den Hauptschulen und Förderschulen stark über- und an den Gymnasien stark unterrepräsentiert.“

Als Gründe für die mangelnde Integrationsfähigkeit des deutschen Bildungssystems benennen die Grünen vor allem die frühe Aufteilung der Schülerinnen und Schüler in die verschiedenen Schulformen sowie die kurze gemeinsame Lernzeit in der „Halbtagsschule“. Das gegliederte Schulsystem schaffe Lernbarrieren und setze der individuellen Förderung enge Grenzen, weil es auf Homogenisierung und Aussortieren basiert. „Wenn wir mehr Bildungsgerechtigkeit und Integration wollen, müssen wir auf ein integrationsfähiges Bildungssystem setzen und uns von der Tradition der „begabungsgerechten Aufteilung“ verabschieden“, betonen die Antragsteller.

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Von Kanada lernen
Die Landtagsabgeordneten Sylvia Löhrmann, Johannes Remmel, Sigrid Beer und die Fraktionssprecherin für Migration, Andrea Asch, verlangen, das deutsche Bildungssystem müsse endlich leisten, was in anderen Ländern auch gelingt: „die soziokulturelle, wirtschaftliche Benachteiligung zu kompensieren und damit für Chancengleichheit zu sorgen.“ Vorbildlich sei in dieser Hinsicht etwa Kanada. Die Wertschätzung kultureller Vielfalt gehöre zum kanadischen Selbstverständnis. Kanada habe Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien insoweit erfolgreich in sein Bildungssystem integriert. So habe etwa die Förderung der Zweisprachigkeit einen sehr hohen Stellenwert und der Schulalltag spiegle in seiner Gedenk- und Festkultur die ethnische Vielfalt wider. Ferner werde beim pädagogischen Personal darauf geachtet, dass Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher etc. mit Zuwanderungsgeschichte an den Schulen tätig sind.

Während der UN-Sonderbeauftragte für das Recht auf Bildung, Vernor Munoz, im Jahre 2006 in seinem Bericht über Deutschland die mangelnde Integrationsfähigkeit des deutschen Bildungssystems deutlich kritisiert hatte, zeigen die PISA-Studien am Beispiel von Kanada, dass es keine Leistungsunterscheide zwischen „Einheimischen“ und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte geben muss, „wenn sich ein Schulsystem dem demokratischen Ziel verpflichtet und in der Folge auch partizipativ demokratisch aktivierend arbeitet.“