Medien

Mehr Migranten vor und hinter Kameras

Wie berichten die Medien über Integration? Wird ausschließlich über Problemgruppen berichtet? Diese Themen griff die zweitägige Bundeskonferenz der Integrationsbeauftragten von Bund, Ländern und Kommunen in München auf.

Mittwoch, 11.05.2011, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 13.05.2011, 3:47 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Bundeskonferenz der Integrationsbeauftragten des Bundes, der Länder und der Kommunen stand am Montag und Dienstag ganz unter dem Motto „Wahrnehmung und Wirklichkeit – Integrationsland Deutschland“. Rund 150 Integrations- und Ausländerbeauftragte von Bund, Ländern und Kommunen diskutierten in München insbesondere über die Rolle der Medien in der Integrationsdebatte.

Diskrepanz zwischen Wirklichkeit und Wahrnehmung
„Es gibt eine Diskrepanz zwischen dem, was Wirklichkeit ist und was wahrgenommen wird. In den vergangenen Monaten wurde oft pauschalisiert und ein Zerrbild der Integration in Deutschland gezeichnet“, so die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Maria Böhmer (CDU).

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Bei allen zweifellos vorhandenen Problemen gebe es jedoch eine Vielzahl von Beispielen erfolgreicher Integration. Zuwanderern gelinge verstärkt der soziale Aufstieg. Die jüngste Pisa-Studie habe gezeigt, dass junge Migranten langsam bei der Bildung aufholen. Zudem wirkten mehr als 600.000 Unternehmer mit Migrationshintergrund am wirtschaftlichen Aufschwung mit. „Jeder 20. Arbeitsplatz in Deutschland ist in einem Betrieb, dessen Inhaber aus einer Zuwandererfamilie kommt. Diese Fortschritte und positiven Meldungen gehören zur Realität dazu und dürfen bei einer Debatte über Integration nicht aus dem Blick geraten“, betonte Böhmer.

Mehr Migranten in die Redaktionen
Angesichts der wachsenden Vielfalt in Deutschland forderte Böhmer „mehr Migranten vor und hinter Kameras und Mikrofonen und in den Redaktionen. Durch ihre häufig eigene Migrationserfahrung können sie besonders sensibel auf das Thema eingehen. Zudem sollte die Qualifizierung zum Themenfeld Integration bei der journalistischen Aus- und Fortbildung eine größere Rolle spielen.“ Böhmer appellierte an die Medien, in Berichten über den Alltag in Deutschland die große Vielfalt der Menschen als neue Normalität intensiver anzunehmen.

Integration bezeichnete Böhmer als die zentrale Zukunftsaufgabe! Die Sicherung des Zusammenhalts gelinge jedoch nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Zugleich werde deutlich: „Integration entscheidet sich vor Ort. Die Arbeit der vielen Integrationsbeauftragten ist unverzichtbar für ein besseres Miteinander in unserem Land.“

Kein differenziertes Bild in den Medien
Auch Marcel Huber, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, kritisierte, dass das Thema Integration in den Medien nicht so positiv wegkomme. „Die Wahrnehmung und die Wirklichkeit klaffen weit auseinander“, so Huber.

Schließlich zog auch Joachim Preuß von der Süddeutschen Zeitung ein ernüchterndes Fazit: „Medien vermitteln oft kein differenziertes Bild.“ Er sprach an, was in den Medien betont wird. Meistens seien das Negativbilder oder Zahlen, die erschrecken. „Es ist zwar nicht die Aufgabe der Journalisten, Missstände totzuschweigen. Doch sind Medien einfach problemorientiert“, so Preuß. Er wies darauf hin, dass keine Verallgemeinerungen von Beispielen stattfinden und dass Geschichten über kriminelle Ausländer nicht aufgebauscht werden dürfen. Stattdessen sollen Gemeinsamkeiten und Erfolgsgeschichten in den Mittelpunkt rücken. (bk)
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  1. Miro sagt:

    Ob sich Frau Böhmer schonmal das Migazin angeschaut hat, dann wüsste sie wohin diese Forderung führt.
    Objektiv und der Realität entsprechend kann man die Berrichterstattung dann nicht mehr nennen.

  2. Mika sagt:

    „Die Wahrnehmung und die Wirklichkeit klaffen weit auseinander“
    Das bringt es die Sache auf den Punkt! ! !

  3. Kölnerin sagt:

    Lieber Miro,
    für wie repräsentativ hältst Du denn Migazin für die deutsche Medienlandschaft? Mach Dir aber keine Sorgen, mehr Migranten von Deiner Sorte würden nicht in die Redaktionen eingeladen werden. Solide Deutsch-Kenntnisse sind dann doch unverzichtbar, nicht wahr?