Menschen, Bevölkerung, Population, Demografie
Menschen © János Balázs @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Studie

Ostdeutsche Wirtschaft braucht Zuwanderer

Ohne ausländische Fachkräfte wird die ostdeutsche Wirtschaft einer Studie zufolge nicht zum Westen aufholen können. Deshalb müsse der Osten attraktiver für ausländische Arbeitskräfte werden. Die aktuellen politischen Entwicklungen seien jedoch nicht hilfreich.

Dienstag, 05.03.2019, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:42 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Fachkräfte aus dem Ausland sind laut einer Studie entscheidend für eine Angleichung der ostdeutschen Wirtschaft an die westdeutsche. „Der Osten muss attraktiver für ausländische Arbeitskräfte werden“, sagte der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Reint Gropp, bei der Vorstellung des Berichts „Vereintes Land – drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall“ am Montag in Berlin. „Die aktuellen politischen Entwicklungen helfen da nicht weiter“, kritisierte er. Qualifizierte Arbeitnehmer aus der EU ziehe es aktuell eher in die westdeutschen Bundesländer. Sachsen und Sachsen-Anhalt seien derweil besonders unattraktiv für Zuwanderer aus der EU, hieß es.

Dass Ostdeutschland 30 Jahre nach dem Mauerfall wirtschaftlich noch immer wesentlich schlechter dasteht als Westdeutschland, liegt dem Bericht zufolge nicht an einem Mangel an Sachkapital. Fortschritt brauche ausreichende Fachkräfte, hieß es. Der demografische Wandel trifft den Osten laut Gropp härter als den Westen: „Bis 2030 wird der Osten 20 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung verlieren“, prognostizierte er. Zuwanderung sei daher essenziell.

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Schulabbrecherquote im Osten höher

Neben der mangelnden Attraktivität für ausländische Fachkräfte hat die ostdeutsche Wirtschaft der Untersuchung zufolge ein weiteres großes Problem: Die Schulabbrecherquote sei im Osten wesentlich höher als im Westen. Im brandenburgischen Prignitz brachen 2016 den Angaben nach beispielsweise 14,2 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Hauptschulabschluss ab. Der bundesweite Durchschnitt habe in dem Jahr bei 5,7 Prozent gelegen. „Das sind ungenutzte Potenziale“, sagte Gropp.

IWH-Präsident Gropp forderte bei der Vorstellung der Zahlen zudem mehr Investitionen in ostdeutsche Bildungs- und Forschungseinrichtungen. Zwar gebe es bei den öffentlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung zwischen Ost und West keine großen Unterschiede, die privaten Investitionen fielen dafür in Ostdeutschland weitaus geringer aus. „Das muss der Staat ausgleichen“, unterstrich er.

Osten hat Fachkräfte-Vorsprung verloren

Bis zum Anfang der 2000er Jahre gab es in den ostdeutschen Bundesländern den Angaben zufolge noch einen größeren Anteil hochqualifizierter Beschäftigter als im Westen. Dieser Vorsprung sei mittlerweile fast überall verloren gegangen. Besonders groß seien die Einbußen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt: Zwischen 2000 und 2017 sank der Anteil Hochqualifizierter dort um 6,7 beziehungsweise 5,2 Prozentpunkte.

Zudem seien die ostdeutschen Bundesländer in der Spitzenforschung unterrepräsentiert, hieß es weiter. So gebe es in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt keine Hochschule, die für die Förderung durch das Programm „Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder“ ausgewählt wurde. Mit der „Exzellenstrategie“ soll der Wissenschaftsstandort Deutschland gestärkt und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. (epd/mig) Leitartikel Studien Wirtschaft

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