Studie

Migration spaltet Europa, Deutschland auch – aber anders

Die Einstellungen zu Migration in Ost- und Westdeutschland sind deutlich positiver als in Ost- bzw. Westeuropa. Das geht aus einer aktuellen MIDEM-Studie hervor. Außerdem: Einfluss von Migration auf Wahlverhalten erkennbar.

Migration spaltet nicht nur Europa, sondern auch Deutschland – allerdings mit anderen Vorzeichen als gemeinhin angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie des Mercator Forums Migration und Demokratie (MIDEM), die am Mittwoch in Dresden veröffentlicht wurde.

Der Riss durch Europa zeigt sich der Studie zufolge deutlich bei den Einstellungen zu Migration. In den ehemals sozialistischen Staaten stoßen Eingewanderte und insbesondere Muslime auf mehr Ablehnung als im Westen. Migration spaltet auch Deutschland – allerdings sind die Einstellungen der Ostdeutschen gegenüber Eingewanderten deutlich positiver als in anderen mittel- und osteuropäischen Regionen und entsprechen eher dem Niveau Westeuropas.

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Bei Vorbehalten gegenüber Muslimen sind Ostdeutsche hingegen eher den Mittel- und Osteuropäern zuzurechnen. Eine Sonderrolle nehmen auch Westdeutsche ein: Ihre Einstellungen gegenüber Eingewanderten sind im Durchschnitt deutlich positiver als die anderer Westeuropäer.

Migration ist eine Aufgabe für Europa

Daraus folgert MIDEM-Direktor Professor Hans Vorländer: „Was die Einstellung zu Migration angeht, gehört Ostdeutschland genauso wenig zu Osteuropa wie Westdeutschland zu Westeuropa.“ Generell gelte: Regionale Unterschiede in den Einstellungen zu Migration lassen sich in vielen europäischen Ländern beobachten.

Auch wenn Migration die Europäer gespalten hat, in einem sind sie sich der Studie zufolge einig: Migration ist eine Aufgabe für Europa. So seien auch Diskurs und Streit über Migration europäischer geworden und haben die nationalen Öffentlichkeiten zusammenwachsen lassen.

Einfluss von Migration auf Wahlverhalten

„Der zweite MIDEM-Jahresbericht unterstreicht, dass Europa weiterhin nach Wegen zu einer gemeinsamen Migrations- und Asylpolitik suchen muss“, sagt Dr. Wolfgang Rohe, Geschäftsführer der Stiftung Mercator. Der Bericht zeige auch, dass sich die Bereitschaft und Möglichkeiten zur Aufnahme von Geflüchteten, Migranten in Europa sehr stark unterschieden. „Deshalb braucht es Ansätze, die sensibel für diese Unterschiede sind“, so Rohe.

Die MIDEM-Studie untersucht auch den Einfluss der Migration auf das Wahlverhalten der Deutschen und kommt zu einem bemerkenswerten Ergebnis: Zum einen zeigt sich ein Zusammenhang zwischen dem Grad an ethnischer Homogenität und den Wahlergebnissen der Alternative für Deutschland (AfD). In Landkreisen, in denen ein höherer Anteil an Nicht-EU-Ausländern lebt, bleiben AfD-Ergebnisse unterdurchschnittlich. Zugleich fällt aber auf, dass ein abrupter und starker Anstieg von Migration aus Nicht-EU-Staaten das AfD-Wahlergebnis erhöht, und zwar vor allem dort, wo zuvor kaum Nicht-EU-Ausländer lebten. (mig)