Soziologin Foroutan

Migranten werden systematisch benachteiligt

Türkische Schüler bekommen bei gleichen Leistungen schlechtere Noten, Frauen mit Kopftuch erhalten seltener Einladungen zum Vorstellungsgespräch – Soziologin Naika Foroutan bemängelt eine systematische Benachteiligung von Migranten.

In Deutschland werden der deutsch-iranischen Migrationsforscherin Naika Foroutan zufolge vor allem Muslime benachteiligt. Auch wenn viele das Gefühl hätten, tolerant und offen zu sein, sehe die Realität etwa in Schulen und in Unternehmen anders aus, sagte die Soziologin am Donnerstag in Frankfurt am Main. Unter dem Titel „Bembel und Baklava – Zugehörigkeiten in der postmigrantischen Gesellschaft“ waren dort Wissenschaftler, Politiker und Pädagogen auf Einladung des hessischen Sozialministeriums zusammengekommen.

Studien zufolge bekommen etwa türkische Schüler bei der gleichen Leistung andere Noten, wie die Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Humboldt-Universität zu Berlin erklärte. Auch auf dem Arbeitsmarkt hätten Tests ergeben, dass Frauen mit ausländischem Namen oder einem Kopftuch weniger Einladungen für ein Vorstellungsgespräch erhalten.

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Es sei Aufgabe der Politik, Integration nicht nur auf Migranten zu beschränken. Auch Ostdeutsche fühlten sich ähnlich wie Muslime als „Bürger zweiter Klasse“, sagte die Sozialwissenschaftlerin. Sie forderte, Chancengleichheit als Staatsziel einzuführen. Außerdem sollten Institutionen über eine Quote für Menschen mit Migrationshintergrund nachdenken. „Es ändert sich nicht von alleine“, sagte Foroutan mit Blick auf den Kampf um die Frauenquote. (epd/mig)