Ausstellung, Mauerfall, Migranten, Juden
Anderen wurde es schwindelig. 1989/90:Schwarz, Jüdisch, Migrantisch - Sonderausstellung zum 30. Jahrestag des Mauerfalls in der Bildungsstätte Anne Frank

Ausstellung

Erfahrungen von Schwarzen, Juden und Migranten nach dem Mauerfall

Eine Sonderausstellung der Bildungsstätte Anne Frank zeigt Erfahrungen von Schwarzen, Juden und Migranten nach dem Mauerfall vor 30 Jahren – zunächst herrschte Euphorie, dann kippte die Stimmung.

Mittwoch, 06.11.2019, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 07.11.2019, 17:04 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main setzt sich in einer Sonderausstellung zum 30. Jahrestag des Mauerfalls mit Erfahrungen und Perspektiven von Schwarzen, Juden und Migranten auseinander. Die Sorgen der Menschen von damals seien mit Blick auf den Zuwachs von Antisemitismus heute nicht ganz unberechtigt gewesen, sagte Meron Mendel, der Leiter der Bildungsstätte, bei der Eröffnung der Schau „Anderen wurde es schwindelig. 1989/90: Schwarz, jüdisch, migrantisch“ am Montag. Vom 6. November bis zum 3. Mai 2020 sind dabei drei künstlerisch-dokumentarische Positionen zu sehen.

Robin Koss, einer der Kuratoren, sagte, mit Fotos, Dokumenten und Interviewsequenzen spüre die Ausstellung Erinnerungen nach, die in vielen Wende-Erzählungen ausgelassen würden. Drei Mitarbeiter der Bildungsstätte haben die Schau gemeinsam konzipiert. Während die meisten den Fall der Berliner Mauer bejubelten, kamen in migrantischen, schwarzen und jüdischen Communities Ängste auf, wie Koss erklärte. Rassistische Anfeindungen und körperliche Übergriffe hätten den Einheitsprozess begleitet.

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Info: Öffnungszeiten: montags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, sonntags 12 bis 18 Uhr. Adresse: Bildungsstätte Anne Frank, Hansaallee 150, 60230 Frankfurt a.M. Programm der Ausstellung.

Nationalistische Stimmen sind lauter geworden

Gezeigt wird unter anderen eine Arbeit von Malte Wandel. In seiner Dokumentation „Einheit, Arbeit, Wachsamkeit“ spricht der Künstler mit Olga Macuacua und Nelson Munhequete, die in den 1980er-Jahren als Vertragsarbeiter aus Mosambik in die DDR migrierten. Bis heute gingen dort Menschen auf die Straße, um zu demonstrieren, heißt es in der Dokumentation. Die mosambikanische Regierung schulde ehemaligen Arbeitern immer noch rund 74 Millionen US-Dollar an Lohntransferzahlungen.

In eigens für die Schau produzierten Videointerviews der Künstlergruppe „spot_the_silence“ sprechen schwarze Menschen, Juden und Migranten aus Ost und West von ihren Erlebnissen vor und nach dem Mauerfall. Während am 9. und 10. November noch die Euphorie über den Fall der Mauer vorgeherrscht habe, sei die Stimmung bereits am 11. November gekippt, berichten einige der Interviewten. Nationalistische Stimmen seien lauter geworden. In der DDR sei Rassismus eher unterschwellig gewesen. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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