Polizei, Absperrung, Mord, Straftat, Straße, Stadt
Polizeiabsperrung nach dem Mordversuch eines mutmaßlichen Rechtsextremisten gegen einen Eritreer

Rassistisches Motiv

Eritreer in Hessen niedergeschossen – Mutmaßlicher Schütze ist tot

Ein Afrikaner wird in einer hessischen Stadt niedergeschossen, der mutmaßliche Täter tötet sich laut Polizei selbst. Hinter der Tat steht mutmaßlich ein rassistisches Motiv, eine Verbindung zur rechtsextremistischen Szene soll es nach ersten Erkenntnissen nicht geben.

Mittwoch, 24.07.2019, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 29.07.2019, 14:57 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Ein 55 Jahre alter Deutscher hat im hessischen Wächtersbach einen dunkelhäutigen Mann aus Eritrea niedergeschossen. Die Ermittler gehen nach eigenen Angaben von einem „fremdenfeindlichen“ Motiv aus. Das 26-jährige Opfer wurde nach Angaben des hessischen Landeskriminalamts und der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft bei der Tat am Montag schwer verletzt, nach einer Notoperation war der Mann am Dienstag außer Lebensgefahr. Der mutmaßliche Täter habe sich mit einem Kopfschuss selbst getötet.

Sprecher des hessischen Landeskriminalamts und der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft sagten, sie gingen aufgrund der Umstände „ganz klar von einem fremdenfeindlichen Motiv“ der Tat in der Kleinstadt im Main-Kinzig-Kreis aus. Das Opfer sei offenbar allein aufgrund seiner Hautfarbe ausgewählt worden.

___STEADY_PAYWALL___

Abschiedsbrief des Tatverdächtigen

Auf das rassistische Motiv deutet demnach auch ein Abschiedsbrief des 55-Jährigen hin, der bei einer Durchsuchung seiner Wohnung gefunden wurde. Dabei habe die Polizei auch vier Schusswaffen sichergestellt, die der Mann legal besessen habe. Der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, Alexander Badle, sagte, es habe sich um zwei Pistolen und zwei Gewehre gehandelt.

Sowohl Badle als auch ein Sprecher des Landeskriminalamtes betonten, es gebe keinerlei Hinweise auf Verbindungen des Täters in die rechtsextremistische Szene. Die Ermittlungen hätten aber gerade erst begonnen und würden intensiv weitergeführt.

Hass schlägt sich in Mordanschlag um

Der 55-Jährige hatte am Montag in einer Industriestraße offenbar aus einem Auto heraus auf den Afrikaner drei Schüsse abgegeben. Einer davon traf den Eritreer im Bauch. Der Mann wurde umgehend ins Krankenhaus gebracht, wo sich sein Zustand nach der Operation bis Dienstag den Angaben zufolge stabilisierte. Die Polizei entdeckte gut drei Stunden nach der Tat im nahe gelegenen Biebergemünd das Fahrzeug des zunächst flüchtigen mutmaßlichen Täters, in dem dieser leblos aufgefunden wurde. Im Krankenhaus wurde sein Tod festgestellt. Nach Angaben von Landeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft war er bisher nicht polizeiauffällig geworden.

Der Vorsitzende des Landesausländerbeirats Hessen, Enis Güleğen, sagte, nach dem Anschlag sei das friedliche Zusammenleben aller Menschen in Deutschland und Hessen in Gefahr. Der von Rechtspopulisten gegenüber Migranten betriebene Hass schlage nun offenbar in Mordanschläge auf offener Straße um.

Angriff am Oslo/Utoya Jahrestag

Die Fraktionsvorsitzende der Linken im hessischen Landtag, Janine Wissler, äußerte sich erschüttert über die Tat. Wenn sich der Verdacht bewahrheite, dass der Täter aus rassistischen Motiven handelte, sei es nach dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke der zweite rechtsextremistische Mordanschlag in Hessen innerhalb von wenigen Wochen.

Wissler wies darauf hin, dass sich der Angriff am 22. Juli ereignete. An diesem Datum habe 2011 der norwegische Rechtsextremist Anders Breivik auf der Insel Utøya 77 Menschen getötet. Fünf Jahre später habe der offenbar von diesem inspirierte David S. in einem Münchner Einkaufszentrum neun Menschen erschossen. „Es darf nicht zugelassen werden, dass der 22. Juli zu einem Symboltag wird, an dem Rechtsterroristen Gewalttaten verüben“, fügte Wissler hinzu. (epd/mig) Leitartikel Panorama

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. Ingo Giesen sagt:

    Mir kann man nicht erzählen das jemand ohne faschistisches Netzwerk so abgeht.

  2. A.F:B. sagt:

    Die wenigsten scheinen das fünfhundert Seiten lange Manifest des norwegischen Massenmörders und „christlichen“ Terroristen Anders Breivik gelesen und die meisten, die es gelesen, es als Spinnerei abgetan zu haben. Darin schreibt er von der Existenz geheimer Netzwerke zur Verwirklichung der von ihm genannten Ziele. Auch wenn es solche Netzwerke damals noch nicht gegeben haben sollte, so kann sein Manifest doch als Anregung für Gleichgesinnte gedient haben, solche zu gründen.
    In diesem Manifest nennt er drei Hauptziele: (1) Ausschaltung der „Kulturmarxisten“, die die Muslime nach Europa gelassen und geholt haben und sie beschützen, (2) Vertreibung aller Muslime aus Europa, (3) ein erneuter Kreuzzug in die Kernländer der islamischen Welt zur endgültigen Auslöschung des Islams.
    Auffallenderweise galt sein Anschlag auf der Insel Utøya nicht Muslimen, sondern den „Kulturmarxisten“ in der norwegischen Gesellschaft. Nun sitzt er in Haft unter Bedingungen, die Strafgefangenen in manchen Ländern dieser Erde als Luxusleben erscheinen mögen und wartet grinsend darauf, daß seine Saat aufgeht und seine Anhänger ihn vielleicht eines Tages nach Ablauf seiner Haft aus der danach vorgesehenen Sicherheitsverwahrung befreien, sollten sie dann die Macht ergriffen haben.