"Nicht verstanden"

Kein Bratwurstmuseum auf früherem KZ-Gelände

Auf dem Geläne des ehemaligen KZ-Außenlagers in Mühlhausen sollte ein Bratwurstmuseum entstehen. Das Vorhaben rief Empöfung hervor. Jetzt ist der Streit beigelegt. Die Initiatoren erklärten, die Historie des Geländes falsch eingeordnet zu haben.

Das Thüringer Bratwurstmuseum wird nicht auf das Gelände eines ehemaligen Außenlagers des KZ Buchenwald in Mühlhausen umziehen. Darüber hätten Stadt und Land bei Gesprächen am Freitag Einigkeit erzielt, teilte Thüringens Kulturminister und Chef der Staatskanzlei, Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Der geplante Umzug aus Holzhausen im Ilmkreis auf die belastete Liegenschaft, die in der DDR unter anderem von der Nationalen Volksarmee genutzt wurde, hatte zuvor Empörung ausgelöst.

Er stimme mit Mühlhausens Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD) überein, dass der in Rede stehende Standort des Außenlagers des früheren KZ Buchenwald ungeeignet ist, twitterte Hoff. Es dürfe keinen Zweifel am Leid der in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten Internierten und an der Unmenschlichkeit des Systems der Zwangsarbeit geben, betonten beide Politiker. Gemeinsam mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora wollten Stadt und Land die bereits bestehende Erinnerungsstätte an das frühere KZ-Außenlager „öffentlich wahrnehmbarer“ machen, kündigten beide an.

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„Nur ein Schlaflager“

Hoff betonte, bei dem Bratwurstmuseum handele es sich um eine privat getragene Einrichtung und nicht um ein öffentlich finanziertes Museum. Der Förderverein und die Einrichtung selbst seien nicht darüber informiert gewesen, um welche Liegenschaft es sich in Mühlhausen handelte.

Bei einem Pressetermin hatten Museumsbetreiber und Stadt zur Wochenmitte die Wahl des Standorts zunächst unter anderem damit verteidigt, dass es sich nur um ein Schlaflager gehandelt habe. Dem widersprach die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora heftig. Zur Schadensbegrenzung sei daraufhin am Donnerstag sowohl das Gespräch mit der Jüdischen Landesgemeinde als auch mit der Gedenkstätte gesucht worden, schreibt die „Mühlhäuser Allgemeine“.

„Nicht verstanden“

„Da hat jemand nicht verstanden, was es bedeutet, in einem KZ eingesperrt zu sein“, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm. Er hätte sich gewünscht, dass sich die Verantwortlichen besser informierten. Der Landesvorsitzende verwies in der Zeitung aber auch auf das bisher gute Verhältnis zu Mühlhausen, wo es eine jüdische Synagoge gibt und viele gemeinsame Veranstaltungen stattfinden. „Gemeinsam sollten wir einen anderen Standort finden“, sagte Schramm.

Seit 1944 sind nach Angaben des Historikers Frank Baranowski im Lager „Martha II“ bis zu 700 weibliche jüdische Häftlinge zwischen 15 und 33 Jahren aus Ungarn und Polen festgehalten und zur Zwangsarbeit gezwungen worden. „Das Lager war ein KZ Buchenwald im Kleinen mit gleich schlimmen Lebensbedingungen. Nur dass man die Insassen zum Arbeiten brauchte und deshalb nicht einfach dem Tod überließ“, sagte Baranowski der Zeitung. (epd/mig)