37 Anschläge

Zahl der Angriffe auf Asylbewerberheime wieder leicht gestiegen

Im dritten Quartal verzeichnete die Polizei 37 Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, das ist mehr als im Quartal zuvor. Auch direkte An- und Übergriffe auf Flüchtlinge gingen nach oben. Die Linke warnt: Das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Erstmals seit Jahren hat es nach Angaben der Bundesregierung im abgelaufenen Quartal wieder mehr Angriffe auf Asylsuchende und Asylbewerberheime als im vorausgehenden Quartal gegeben. Im dritten Quartal verzeichnete die Polizei 37 Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und damit etwas mehr als im Vorquartal mit 35, wie das Bundesinnenministerium in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken mitteilte, die dem MiGAZIN vorliegt.

Insgesamt hat sich die Zahl der Anschläge den Angaben zufolge allerdings im Vergleich zu 2017 mehr als halbiert: Von Januar bis September 2018 zählten die Behörden 114 Angriffe, im Vorjahreszeitraum waren es noch 226 gewesen.

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Im Zusammenhang mit Protesten nach dem Tod eines 35-Jährigen, der am 26. August in Chemnitz von einem Iraker erstochen worden war, listet das Innenministerium für das dritte Quartal dieses Jahres 86 Straftaten auf. Bei 16 Kundgebungen seien rund 25.000 Demonstranten gezählt worden.

Auch mehr Übergriffe auf Flüchtlinge

Auch die Zahlen der direkten An- und Übergriffe auf Flüchtlinge gingen den Angaben zufolge wieder nach oben. Einschließlich der erwarteten Nachmeldungen werde die Zahl im dritten Quartal deutlich über 410 steigen, erläuterte ein Sprecher der Linken-Fraktion. In den beiden vorausgehenden Quartalen habe sie bei 385 beziehungsweise 409 gelegen.

Die Übergriffe sind zum Ende des Jahres auch gewalttätiger geworden. Von Juli bis September gab es neun Verletzte bei Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte – in den ersten beiden Quartalen registrierte die Statistik insgesamt nur einen Verletzten. Bei allen sonstigen Angriffen auf Asylbewerber wurden im dritten Quartal mindestens 74 Personen verletzt. Berücksichtige man auch dort die im Schnitt zu erwartenden Nachmeldungen, liege auch die dann endgültige Zahl über den Zahlen der Vormonate, so der Sprecher.

Linke: Zahlen Spitze des Eisbergs

Die Zahlen der Bundesregierung zeigen nach Einschätzung der Linken-Fraktion zudem nur die Spitze des Eisbergs. Viele Vorfälle würden nicht erfasst oder kämen nicht zur Anzeige, sagte ein Sprecher. Opferberatungsstellen hätten schon Ende September 93 Vorfälle seit den Ereignissen von Chemnitz registriert, von denen jedoch nur wenige auch in den Zahlen der Bundesregierung auftauchten.

Die innenpolitische Sprecherin der Linken, Ulla Jelpke befürchtet, dass sich die Zahlen auf einem hohen Niveau einpendeln: „Wer darauf vertraut hat, dass die Zahl der Angriffe auf Flüchtlinge kontinuierlich zurückgeht, sieht sich jetzt leider eines Besseren belehrt.“ Es zeige sich, dass rassistische Hetze und rassistische Gewalt Hand in Hand gingen. „Hier ist die ganze Gesellschaft gefordert, den Scharfmachern in die Arme zu fallen.“ (epd/mig)