Frankfurter Buchmesse

Friedenspreisträger appellieren an weltweite Solidarität

Aleida und Jan Assmann sind mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Rund 285.000 Menschen kamen in diesem Jahr zur Frankfurter Buchmesse, die am Sonntag zu Ende ging.

Zum Abschluss der diesjährigen Frankfurter Buchmesse sind am Sonntag die Kulturwissenschaftler Aleida und Jan Assmann mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt worden. In ihrer Dankesrede bei der Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche plädierten die Preisträger für weltweite Solidarität als Antwort auf zunehmenden Nationalismus. Zum Messeschluss am Abend bilanzierten die Veranstalter ein leichtes Besucherminus im Vergleich zum Vorjahr: 285.024 (2017: 286.425) Menschen kamen zu dem internationalen Branchentreff, das entspricht einem Rückgang von 0,5 Prozent.

Auf der weltweit größten Fachmesse für Literatur zeigten rund 7.500 Aussteller aus 109 Ländern fünf Tage lang ihre Bücher und Publikationen. Ehrengast war Georgien, im kommenden Jahr wird es Norwegen sein.

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Von großer Bedeutung

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels erklärte zur Friedenspreisvergabe, das Forscherpaar Assmann ergänze sich in seiner Arbeit seit Jahrzehnten wechselseitig. Aus dieser spannungsvollen Einheit sei ein zweistimmiges Werk entstanden, das für die zeitgenössischen Debatten um ein friedliches Zusammenleben auf der Welt von großer Bedeutung sei. Das Preisgeld von 25.000 Euro wollen die Assmanns an drei Initiativen spenden, die sich für die Integration von Migranten engagieren.

Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann (71) greife die Themen Geschichtsvergessenheit und Erinnerungskultur auf, erklärte der Börsenverein. Angesichts einer wachsenden politischen Instrumentalisierung der jüngeren deutschen Geschichte leiste sie so Aufklärung zu Fragen eines kulturellen Gedächtnisses einer Nation.

Internationale Debatten angestoßen

Der Ägyptologe und Kulturwissenschaftler Jan Assmann (80) habe internationale Debatten um Grundfragen zu kulturellen und religiösen Konflikten angestoßen, hieß es in der Begründung weiter. Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt leiste er einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen in der Weltgesellschaft von heute.

Die Eheleute Assmann betonten in ihrer im Wechsel gehaltenen Dankesrede, es könne nicht angehen, dass es eine neoliberale Freiheit für Kapital, Güter und Rohstoffe gebe, während Migranten an Grenzen festhingen und ihr Leid vergessen werde. Nationalistische Politik befördere Entsolidarisierung, indem sie Hass auf Schwächere oder Fremde schüre. Eine Wohlfahrtswelt brauche soziale Solidarität in der Gesellschaft und vor allem globale Solidarität im Umgang mit ökonomischen und natürlichen Ressourcen, sagten Aleida und Jan Assmann.

Mehr Verständnis für Flüchtlinge

Der deutsch-amerikanische Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht sagte in seiner Laudatio, Aleida Assmann habe sich dafür engagiert, in den Gesellschaften Europas mehr Verständnis für Flüchtlinge zu wecken. Jan Assmanns These über einen historischen Zusammenhang zwischen den Absolutheitsansprüchen der theologischen Monotheismen einerseits und der politischen Totalitarismen andererseits habe unter europäischen Intellektuellen als Warnung vor moralischer Überheblichkeit gewirkt.

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird seit 1950 vergeben. Zu den Trägern des Preises gehören der DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer, der Schriftsteller Martin Walser, der Historiker Fritz Stern, der Philosoph Jürgen Habermas und die amerikanische Essayistin Susan Sontag. Im vergangenen Jahr erhielt die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood den Preis. (epd/mig)