Nebenan

Erlöst die afrikanischen Bauern von der deutschen Landwirtschaft

Deutsche Bauern sind genau diejenige Fluchtursache, die es zu bekämpfen gilt. Sie tragen signifikant zum Klimawandel bei und stechen heimische afrikanische Bauern mit ihren massiv subventionierten und deshalb billigen Produkten aus. Von Sven Bensmann

Wann immer man heutzutage über Flüchtlinge redet, hört man drei Argumente, die vor uns ausgebreitet werden:

1. Wir können nicht alle aufnehmen; das Mittelmeer kann.
2. So ein Deutschkurs, der allein oft aus einem Fremden ein produktives Mitglied unserer Gesellschaft macht, ist so wahnsinnig teuer, dass wir überfordert wären, wenn die plötzlich alle herkommen.
3. Wir müssen die Fluchtursachen bekämpfen, um nicht mehr die Flüchtlinge bekämpfen zu müssen.

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Punkt 1 kann man als zynischen Fakt bezeichnen, zumindest wenn man, wie so oft insinuiert wird, tatsächlich glaubt, dass wortwörtlich alle herkommen wollen. Tun sie aber nicht. Die paar Tausend, die überhaupt noch herkommen, sind bei 83 Millionen Einwohnern ein Fliegenschiss in der Weltgeschichte.

Und wenn die Punkte 2 und 3 wirklich unser Maßstab zur Behandlung von Menschen wären, hätte man das in den letzten paar Tagen sehen können. Denn die Menschen, die die Fluchtursache Nummer 1 für ganz Afrika darstellen, weil Sie in globalem Maßstab das Klima vergiften und auf regionaler und nationaler Ebene die Ökonomien vernichten, so ganze Völker in die Armut treiben, haben mal wieder gezeigt, dass Sie, die letztlich schon seit Jahrzehnten herumheulen, dass die Staatsknete, die sie in den Rachen geworfen bekommen, nicht reicht, keine Schamgrenzen mehr kennen, immer noch mehr Geld vom Staat zu fordern.

Die Bauern, die, solange wir uns alle erinnern können, ihre Milch wegkippen, weil sie angeblich kein Geld mehr damit verdienen, die unsere Böden zerstören, die Biodiversität gefährlich verringern und maßgeblich für das Insektensterben verantwortlich sind, die mehr zum Klimawandel beitragen, als der weltweite Verkehr und dennoch gern mal mehr als die Hälfte ihrer Einkünfte aus dem Bauern-HartzIV von Bundesrepublik und EU, als Agrar-Subventionen verklärt, erhalten, und denen mitunter wortwörtlich die Scheiße bis zum Hals steht, weil sie so viel Dünger auf den Felder ausbringen, dass das Grundwasser ungenießbar wird, sind nämlich auch international gesehen ein gewaltiges Risiko.

Nicht nur aufgrund des signifikanten Beitrags zum Klimawandel, auch durch massenhafte Exporte von Fleischabfällen oder anderweitig so massiv subventionierten Agrarerzeugnissen, dass heimische afrikanische Bauern nicht mehr konkurrenzfähig sind – unser Verständnis von Entwicklungshilfe – sind deutsche Bauern nämlich genau diejenige Fluchtursache, die es zu bekämpfen gilt; nicht nur Hunger und Armut, auch Bürgerkriege und Terror wachsen nämlich in nicht geringem Maße auf deutschen Äckern.

Wenn nun zusätzlich zu den 40-60% seines Einkommens, die der deutsche Bauer ohnehin schon aus der Staatskasse erhält, auch noch hunderte Millionen Euro „Nothilfen“ hinzukommen, sind wir an dem Punkt, da der deutsche Bauer praktisch ausschließlich auf Staatkosten lebt – und zwar gar nicht so schlecht; ob Immigrant oder „Biodeutscher“ Hartzer, wer außerhalb der Agrobranche lebt, kann von solchen Beträgen nur träumen.

Vielleicht wäre es da also angebracht, den notorisch nörgelnden Bauern, die von ihrer eigenen Hände Arbeit ja nicht mehr leben können, die Umschulung auf einen Job zu bezahlen, der nicht unser aller Umwelt zerstört, die freiwerdenden Flächen einem gemeinnützigen Zweck zuzuführen, und von dem vielen Geld, dass so gespart wird, ein paar Deutschkurse zu finanzieren, die schon auch vor 2015 schon auf Jahre ausgebucht waren, sowie HartzIV auf ein Level zu heben, dass tatsächliches Leben, nicht bloß Überleben, erlaubt. Von dem, was dann immer noch übrig ist, ließe sich vermutlich das Breitbandinternet in Deutschland auf das Niveau von Lettland modernisieren.

Das führt nicht nur die Bauern, sondern auch Deutschland in die Zukunft, und zudem erlaubt es einem ganzen Kontinent, sich endlich aus seinen kolonialen Abhängigkeiten zu lösen. Aber das müsste man auch wollen – und bei all dem Gerede darüber, die Fluchtursachen zu bekämpfen, vergessen wir allzu oft, dass kaum jemand von denen, die so reden, tatsächlich Fluchtursachen bekämpfen will: Fluchtursachen bekämpfen heißt nämlich Armut bekämpfen. Und deren Armut ist unser Reichtum: die Wirtschaftsflüchtlinge, die da kommen, sind die hilflosen Opfer unserer Art des Wirtschaftens.