Muslime unterschreiben nicht

Gründung von Berliner Islam-Institut vorerst geplatzt

Vier von fünf islamischen Religionsgemeinschaften haben den Vertrag zur Gründung eines Islam-Instituts an der Berliner Humboldt-Universität nicht unterzeichnet. Berlins Wissenschaftsstaatssekretär läd die Beteiligten jetzt zu neuen Gesprächen ein.

Die Gründung eines Islam-Instituts an der Berliner Humboldt-Universität (HU) ist weiter ungewiss. Vier von insgesamt fünf islamischen Religionsgemeinschaften haben die Frist zur Unterzeichnung des Gründungsvertrags verstreichen lassen. Lediglich die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands habe die Institutsgründung per Unterschrift unterstützt, sagte ein Universitätssprecher am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst. Als Reaktion darauf hat die Berliner Senatskanzlei Vertreter der Hochschule und der Religionsgemeinschaften für kommende Woche zu einem klärenden Gespräch eingeladen.

Laut Humboldt-Universität haben Ditib, Islamische Föderation Berlin, Zentralrat der Muslime in Deutschland sowie der Verband der Islamischen Kulturzentren auf eine fristgemäße Vertragsunterzeichnung verzichtet. Die Frist dafür war am 1. April abgelaufen. Eine Begründung für die Nichtunterzeichnung des Gründungsvertrags liege der Hochschule nicht vor, sagte der Sprecher.

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An der Gründung des Islam-Instituts will die Universität dennoch festhalten. „Für uns steht fest, dass ein Institut für Islamische Theologie an der HU von äußerster wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz ist“, sagte HU-Präsidentin Sabine Kunst am Dienstag. Die Freiheit der Wissenschaft sei hierbei für die Hochschule maßgebend. „Der mit den Verbänden verhandelte Kooperationsvertrag sichert dies ab und gibt gleichzeitig den Verbänden ein hohes Maß an Beteiligung und Mitbestimmung“, erklärte Kunst. „Daher werden wir weiter an der Gründung des Instituts auf Basis der bisherigen Verhandlungen festhalten.“ Die HU prüfe nun Optionen für das weitere Vorgehen.

Schwierige Verhandlungen

Zuletzt waren die Verhandlungen zwischen der Hochschule und den islamischen Religionsgemeinschaften schwierig und konfliktreich verlaufen. Ein Grund waren offenbar Differenzen in den Vorstellungen der Religionsgemeinschaften und der Hochschule über das jeweilige Mitspracherecht bei Personalbesetzungen. Die Religionsgemeinschaften berufen sich hierbei auf das Religionsverfassungsrecht, das ihnen weitreichende Entscheidungsbefugnisse einräumt.

Zudem fordern sie einen stärkeren Einfluss auf die theologisch-inhaltliche Ausrichtung des künftigen Instituts. Universitätskreisen zufolge wünschten sie sich einen rein konfessionellen Lehrstuhl, während die Universität Forschung und Lehre weiterfassen und mit anderen Fakultäten verknüpfen wollte. Auch eine Klausel, die nach einer Frist von drei Jahren Veränderungen an der Instituts-Konstruktion zulassen würde, wurde von den islamischen Religionsgemeinschaften offenbar kritisiert.

Kracht läd zum Gespräch ein

Berlins Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Kracht (SPD) lud die beteiligten islamischen Religionsgemeinschaften und die Hochschule nach den geplatzten Vertragsverhandlungen zu einem Gespräch ein, das voraussichtlich am 13. April stattfinden soll. „Wir sind uns einig, dass die neuesten Änderungsvorschläge einzelner Verbände, die die Abstimmungsmodalitäten im Beirat betreffen, für uns nicht tragbar sind“, sagte Kracht. Es gebe aber auch Verbände, die die Vereinbarung mittragen wollen. „Darauf können wir gemeinsam weiter aufbauen. Denn sowohl für die Humboldt-Universität, als auch für uns steht fest, dass das Institut für Islamische Theologie auf jeden Fall kommen wird“, erklärte der Staatssekretär.

Offen bleibt allerdings, welche Rolle ein Institut für islamische Theologie ohne die Beteiligung von Religionsgemeinschaften einnehmen kann, wenn es beispielsweise um die Ausbildung von Imamen geht. Sie sollten nach dem Studium optimalerweise von den Religionsgemeinschaften beschäftigt und bezahlt werden.

Ungachtet dessen soll laut HU-Sprecher am bisherigen Zeitplan zur Instituts-Gründung zunächst festgehalten werden. Danach soll der Studienbetrieb am Institut für Islamische Theologie an der HU zum Wintersemester 2019/20 aufgenommen werden. Die erste Berufungsliste sollte frühestens im Herbst fertig sein. Vorgesehen sind sechs Professuren und zwei Nachwuchsgruppen. Zuvor war es bereits zu Verzögerungen gekommen. Ursprünglich sollte das Islam-Institut bereits in diesem Herbst starten. (epd/mig)