Studie

Internationale Studierende: Viele wollen bleiben, finden aber keinen Job

Deutschlands braucht Einwanderung – und internationale Studierende gelten als Idealeinwanderer. Viele wollen bleiben, nur wenigen gelingt es jedoch, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Warum das so ist, hat der Sachverständigenrat unter die Lupe genommen.

In Deutschland herrscht Studien zufolge in einigen Branchen und Regionen Fachkräftemangel. Internationale Studierende geraten daher zunehmend ins Visier von Arbeitgebern. Im Jahr 2016 waren mehr als 250.000 Bildungsausländer an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Nach Studienabschluss sind sie in der Regel mit der hiesigen Kultur und Sprache gut vertraut. Sie erfüllen deutsche Ausbildungsstandards und können entsprechende Zeugnisse vorlegen. Doch viele verlassen Deutschland nach Studienende. Bislang liegen kaum empirische Befunde vor, woran das liegt.

Der Forschungsbereich im Sachverständigenrat Deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) hat jetzt in der Studie „Vom Hörsaal in den Betrieb?“ untersucht, welche Faktoren den Verbleib in Deutschland fördern und ausländischen Hochschulabsolventen den Weg in den deutschen Arbeitsmarkt ebnen. Befragt wurden internationale Studierende an 50 Hochschulen in Deutschland zu zwei Zeitpunkten: zunächst in der Abschlussphase des Studiums und 18 Monate später in der Phase des Berufseinstiegs. Für die Studie wurden die Antworten von über 400 internationalen Studierenden ausgewertet.

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Oft fehlen Netzwerke

„70 Prozent der internationalen Studierenden möchten nach Studienende in Deutschland bleiben. Fachlich sind sie gut, aber oft fehlen ihnen die Fertigkeiten, Erfahrungen und Netzwerke, die den Berufseinstieg in einem deutschen Unternehmen erleichtern würden“, betont Dr. Cornelia Schu, Direktorin des SVR-Forschungsbereichs.

Nach Abschluss ihres Studiums sind die Wiederbefragten mehrheitlich geblieben, darunter auch solche, die das ursprünglich nicht geplant hatten. Bleiben und Berufseinstieg sind allerdings nicht gleichzusetzen. Nur 4 von 10 gehen einer Erwerbstätigkeit nach, die ihren Lebensunterhalt sichert. 3 von 10 sind noch auf Arbeitssuche.

Kein angemessener Arbeitsplatz

Von denen, die Deutschland nach Studienende verlassen, geben 36 Prozent an, hierzulande keinen angemessenen Arbeitsplatz gefunden zu haben. Rund 40 Prozent nennen ein attraktives Arbeitsangebot im Ausland als Ausreisegrund. „Nicht nur die, die das Studium vorzeitig abbrechen, sondern auch die überdurchschnittlich guten Absolventinnen und Absolventen wandern eher ab. Den besten Talenten stehen weltweit Karrieremöglichkeiten offen“, so Dr. Schu weiter.

Praxiserfahrung in Deutschland, die branchenspezifische Nachfrage und das Wissen, wie Bewerbungsverfahren ablaufen, sind nach Analyse der Studie entscheidend für eine erfolgreiche Arbeitsplatzsuche. Je länger die Praxiszeiten und je eher sie dem Studienfach entsprechen, desto höher die Bleibewahrscheinlichkeit. Nebentätigkeiten ohne Bezug zum Studienfach begünstigen den Verbleib dagegen nicht.

Weichen werden früh gestellt

Die Weichen für den Berufseinstieg werden früh im Studium gestellt. „Schon von Beginn an müssen der Studienerfolg, die soziale Integration und die Vorbereitung auf den Berufseinstieg strategisch gefördert werden“, sagt Prof. Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes. „Gute Rahmenbedingungen hierfür bieten regionale Übergangsnetzwerke, in denen die Hochschulen, die Wirtschaft vor Ort, die Kommune und weitere Arbeitsmarktakteure zusammenarbeiten.“

Die Studie des SVR-Forschungsbereichs wurde vom Stifterverband gefördert und begleitet die Praxisinitiative „Study & Work – Regionale Netzwerke zur Bindung von internationalen Studierenden“ des Stifterverbandes und der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, für Mittelstand und Tourismus. Ziel der Initiative ist es, die gesellschaftliche und berufliche Integration internationaler Fachkräfte zu verbessern. (mig)