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Freital in Sachsen

"Scheiße"

Mutmaßlicher Rechtsterrorist sagt im Freital-Prozess aus

Tag zwei im Dresdner Terrorprozess: Justin S. sagt vor dem Oberlandesgericht aus. Er beschuldigt alle sieben Mitangeklagten. Eine Entschuldigung ist von ihm nicht zu hören, dafür kommentiert er seine Taten im Rückblick mit drastischen Worten.

Mittwoch, 15.03.2017, 4:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 15.03.2017, 17:53 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Im Prozess vor dem Dresdner Oberlandesgericht gegen acht mutmaßliche Rechtsterroristen hat der jüngste Angeklagte eine umfangreiche Aussage gemacht. In einer mehrstündigen Einlassung räumte Justin S. am Dienstag ein, bei fast allen Angriffen dabei gewesen zu sein. Namentlich beschuldigte er alle Mitangeklagten der „Gruppe Freital“, an den Straftaten beteiligt gewesen zu sein. Der 19-Jährige antwortete zunächst auf zahlreiche Fragen der Richter zu Details mehrerer Sprengstoffanschläge.

Angeklagt sind sieben Männer und eine Frau im Alter von 19 bis 39 Jahren. Ihnen wird vorgeworfen, im Jahr 2015 in Freital und Dresden Flüchtlingsunterkünfte, Flüchtlingshelfer, ein alternatives Wohnprojekt sowie das Linken-Parteibüro und einen Freitaler Stadtrat der Linken angegriffen zu haben. Außerdem werden ihnen die Bildung einer terroristischen Vereinigung sowie versuchter Mord, Beihilfe zum versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt.

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„Scheiße“

Bei den Anschlägen sei es vor allem darum gegangen, die Bewohner der Gebäude zu „erschrecken“. Er selbst habe sowohl Steine als auch Böller geworfen. Es sei jedoch nicht sein Ziel gewesen, jemanden zu verletzen, sagte S. Der Gleisbaulehrling sprach oft stockend und mit leiser Stimme. Seine Aussagen wurden per Bildschirm in den Gerichtssaal übertragen, so dass seine Mimik und Gestik gesehen wurden.

Auf die Frage, wie er aus heutiger Sicht seine Beteiligung am Anschlag etwa auf das Parteibüro der Linken bewertet, sagte der 19-Jährige wörtlich: „Scheiße.“ Zum Teil räumte er ein, dass Taten im Gruppenchat positiv bewertet wurden. S. bestätigte den häufigen Treffpunkt der Gruppe an einer Tankstelle in Freital, beschrieb das Beschaffen der verbotenen Pyrotechnik in Tschechien und zum Teil, wie Böller an den Fenstern der Häuser angebracht wurden.

Angriffe mit 20-30 Personen

Zudem belastete er Timo S. und Patrick F. als Rädelsführer der „Gruppe Freital“. Timo S. habe „die Gruppe in Stimmung gehalten“ und die Mitglieder angespornt weiterzumachen, sagte er. Patrick F. „hatte meist die Planung“, sagte der 19-Jährige. An einigen Angriffen seien 20 bis 30 Personen beteiligt gewesen, ein Teil von ihnen soll aus Dresden gekommen sein.

Zu Beginn des zweiten Prozesstages waren Befangenheitsanträge gegen den Senat und seinen Vorsitzenden Richter Thomas Fresemann abgelehnt worden. Verhandelt wird in einer für den Prozess umgebauten zukünftigen Flüchtlingsunterkunft. Nach wie vor kritisieren einige der insgesamt 16 Verteidiger die Einlasskontrollen sowie das Internetverbot im Saal. Sie sehen sich vor allem wegen eines fehlenden Zugriffs auf juristische Datenbanken eingeschränkt. (epd/mig) Aktuell Panorama

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