Hunderte Einwanderer festgenommen

Razzien versetzen Migranten in den USA in Angst

US-Präsident Trump macht Ernst und lässt die Behörden demonstrativ gegen illegale Einwanderer vorgehen. Mexikos Regierung spricht von einer neuen Realität und warnt seine Bürger in den USA.

Zahlreiche Razzien und verschärfte Kontrollen haben Migranten in den USA in Angst und Schrecken versetzt. Bei Durchsuchungen in mindestens sechs US-Bundesstaaten seien Hunderte Einwanderer ohne gültige Papier festgenommen worden, berichtete die Tageszeitung „Washington Post“ am Wochenende unter Berufung auf die US-Einwanderungsbehörde.

Es ist die bisher größte Aktion der US-Regierung unter Donald Trump seit seiner Anordnung, härter gegen illegale Einwanderer vorzugehen. Die mexikanische Regierung hat ihre Bürger in den USA zu besonderer Vorsicht aufgerufen. Sie sollten Kontakt zu ihrem zuständigen mexikanischen Konsulat aufnehmen, hieß es in einer Erklärung.

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Die meisten sind Mexikaner

Bei einer Protestkundgebung am Samstag vor dem Weißen Haus in Washington berichtete eine junge Frau, sie fürchte auf dem Weg zur Arbeit jeden Tag, sie werde nicht wieder zu ihrem Kind zurückkehren. Eine weitere Frau sagte, ihre Mutter traue sich nicht mehr aus dem Haus. In den USA leben Schätzungen zufolge elf Millionen Einwanderer ohne gültige Papiere. Die meisten von ihnen sind Mexikaner.

Das mexikanische Außenministerium sprach von einer „neuen Realität“, auf die sich ihre Bürger in den USA einstellen müssten. Am Donnerstag hatte der Fall von Guadalupe García de Rayos in beiden Ländern Empörung ausgelöst. Die Mexikanerin war nach 21 Jahren in den USA abgeschoben worden. Die zweifache Mutter hatte eine gefälschte Sozialversicherungsnummer benutzt. Ihre Kinder haben die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Familien auseinandergerissen

Laut der Washington Post betrafen die aktuellen Festnahmen auch Menschen, die bisher nicht oder nur wegen geringer Vorfälle polizeilich aufgefallen waren. „Dies ist offensichtlich die erste Welle von Attacken unter der Trump-Regierung und wir wissen, dass es nicht die einzige sein wird“, sagte Cristina Jiménez, Geschäftsführerin der Organisation „United We Dream“, die sich für Migranten einsetzt.

Auch Politiker protestierten. Familien würden auseinandergerissen, und es sei „untragbar, dass unschuldige Kinder sehen, wie ihre Eltern abgeschoben werden“, beklagte die demokratische Politikerin Michelle Lujan Grisham, Vorsitzende des Rates hispanischer Kongressabgeordneter.

960.000 Abschiebebeschlüsse

Die Einwanderungs- und Zollbehörde erklärte in der New York Times, die kritisierten Razzien bedeuteten keine Beschleunigung. Die 100 Teams für flüchtige Migranten arbeiteten wie gewohnt. Zielgruppe bei den Festnahmen seien Straftäter. Gegen 960.000 Migranten lägen Abschiebebeschlüsse vor.

Auch unter Barack Obamas Präsidentschaft waren Abschiebungen Routine. Nach Regierungsangaben sind von 2009 bis 2016 mehr als 2,5 Millionen Menschen aus den USA abgeschoben worden. Mehr als die Hälfte davon war angeblich vorbestraft. Im Haushaltsjahr 2016 hat die Einwanderungsbehörde nach eigenen Angaben 240.000 Abschiebungen vorgenommen. (epd/mig)